Fußballtrainer. In dieser Rolle kennt man Pep Guardiola. Doch am Dienstagabend hat der Trainer des FC Bayern ein völlig neues Gesicht gezeigt. Im Münchner Literaturhaus las Guardiola katalanische Gedichte vor. Mit Genuss und Passion.
Was Guardiola gern liest - und was nicht
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Zumal die Gedichte von seinem Freund, dem 2003 verstorbenen Miquel Marti i Pol, stammten. Der in Katalonien sehr populäre Lyriker hatte einst das "Buch der Einsamkeiten" Pep Guardiola und dessen Frau Christina Serra gewidmet. "Er hatte manchmal so seltsame Ideen", meinte Guardiola mit einem Schmunzeln dazu.
Nach mehreren Urlaubswochen präsentierte er sich entspannt und ausgeruht, strich sich ab und an über den Vollbart, wenn er nach seinem katalanischen Vortrag der deutschen Version der Gedichte lauschte.
"Gedichte lesen, ist etwas sehr Privates"
Guardiola wird am Mittwoch mit dem FC Bayern in die Saisonvorbereitung starten, der öffentliche Trainingsauftakt um 11 Uhr dürfte an der Säbener Straße zum Event werden.
Die Dichterlesung wurde das auch. Schließlich gab es einen Livestream und Guardiola - man kann es nicht anders sagen - zelebrierte den Ausflug in die Welt der Poesie.
In einem schwarzen T-Shirt trug er die Dichterworte vor und widersprach in einer Pause auch einem hartnäckigen Gerücht.
Auf die Frage, ob er die Spieler des FC Barcelona einst mit Gedichten angespornt habe, schütteltet Guardiola vehement mit dem Kopf. "Stimmt nicht", sagte er, "es war auch nicht nötig, sie zu motivieren. Und er lächelte über die Phantasie der Berichterstatter. "Dafür ist Gedichte lesen etwas zu Privates", sagte der Fußballlehrer.
Auch an der Säbener Straße trage er den Stars keine Gedichte vor, versicherte er Moderator Michael Ebmeyer.
"Habe Bücher an Spieler verschenkt"
"Ich habe Bücher an Spieler verschenkt, wenn ich wusste, dass sie sich für Literatur interessiert haben", erklärte er stattdessen und formulierte eine Bitte: "Die Bayern-Spieler sollen mir Bücher schenken und etwas empfehlen."
Aus seiner Sicht haben Sport und Literatur viel gemeinsam. Es gehe darum, "ein Werk zu schaffen".
Und Guardiola sprach auch darüber, welche Art von Sportberichterstattung ihm zusage. "Mir gefallen Fußballartikel, die eine Geschichte erzählen. Zu lesen, der oder der hat in der soundsovielten Minute getroffen, interessiert mich nicht."
Berührt von den großen Themen
Über den Fußballtrainer Pep Guardiola war an diesem Abend wenig zu erfahren. Kein Wort zum Neuzugang Douglas Costa oder zum dauerverletzten Franck Ribery.
Dafür öffnete er einen klitzekleinen Spalt zu seiner Seele. "Jedes Mal, wenn ich bei ihm war, kam ich als besserer Mensch raus. Er hatte eine Art, einen auf dem Boden zu halten", berichtet er so von der Freunschaft zum Dichter Miquel Marti i Pol.
Besonders wie der Katalane von "Tod und Liebe" geschrieben habe, hat dem Trainer mit der Passion für die Kultur tief imponiert.
Nach gut 90 Minuten verließ Guardiola die Bühne. Der Abpfiff sozusagen. Sein Auftritt dauerte damit so lange wie ein Fußballspiel und doch präsentierte er sich von einer ganz anderen Seite.