Als Karl Geiger mit seinem Pokal und einer Magnum-Flasche Sekt im Gepäck dem neuen Schanzen-König Dawid Kubacki gratuliert hatte, war Deutschlands Skisprung-Ass einfach nur stolz.
Geiger glänzt bei Kubacki-Show
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"Das war die beste Vierschanzentournee, die ich je gesprungen bin. Jetzt genehmige ich mir erstmal ein Kaltgetränk", sagte der Oberstdorfer nach dem packenden Showdown von Bischofshofen. Als Tageszweiter hinter dem alles überragenden Polen Kubacki behauptete Geiger seinen dritten Platz in der Gesamtwertung und war überglücklich.
"Das waren vier extrem gute Wettkämpfe von mir. Ich habe viermal eine gute Leistung abgeliefert", sagte Geiger, während hinter ihm Dutzende Lichtraketen in den Himmel aufstiegen. Letztlich kostete nur ein einziger schwacher von acht Tourneeflügen den 26 Jahren alten Allgäuer die Chance auf den ganz großen Coup. "Klar, Innsbruck ist extrem ärgerlich. Aber Dawid ist der verdiente Sieger", meinte Geiger nach zehn turbulenten Tagen seit dem Start in seiner Heimat Oberstdorf. (SERVICE: Gesamtwertung der Vierschanzentournee 2020)
"Jetzt ist alles schick"
Die Teamkollegen um Weltmeister Markus Eisenbichler und den verletzten Olympiasieger Andreas Wellinger ließen ihren "Super-Karle" im Auslauf begeistert hochleben, hinter der Bande jubelten Geigers Eltern Ramon und Monika begeistert mit. "Ich habe alles rausgeholt, was in mir drinsteckt. Ich kann wirklich stolz sein. Jetzt ist alles schick", sagte Geiger.
Normalschanzen-Weltmeister Kubacki machte mit seinem erst zweiten Sieg in einem Weltcup-Springen Polens dritten Tournee-Erfolg binnen vier Jahren perfekt - 2016/17 und 2017/18 hatte Superstar Kamil Stoch triumphiert. "Es war ein harter Tag. Ich bin unglaublich froh, dass ich ruhig geblieben bin und meinen Job gemacht habe", sagte der 29 Jahre alte Spätstarter, der nach seinem letzte Sprung auf Stochs Schultern durch den Schnee ritt.
Geiger fehlt nur ein Meter auf Lindvik
In der Tageswertung setzte sich der Bischofshofener Schanzenrekordler vor 15.000 Zuschauern mit Traumflügen auf 143,0 und 140,5 m (300,9 Punkte) souverän vor Geiger (291,0/140,0+136,0) und dem Norweger Marius Lindvik (289,4) durch.
In der Gesamtwertung lag Kubacki, der in allen vier Wettbewerben das Podest erreichte, mit 1131,6 Punkten klar vor Lindvik (1111,0), der in Garmisch und Innsbruck gewonnen hatte, und Geiger (1108,4) - nicht einmal ein Meter fehlte Geiger zu Platz zwei. Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi (Japan) wurde nach Rang sieben in Bischofshofen Gesamtvierter (1086,0).
"Der Karl ist eine super Tournee gesprungen, ist in einem extrem schwierigen Wettkampf auf einem riesigen Niveau gewesen", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher, dessen alter Schützling Kubacki, den er bis zum Vorjahr als polnischer Nationaltrainer betreut hatte, nun den großen Wurf landete. "Dawid hat das super durchgezogen, er war der beste Springer."
DSV-Adler bessern Podestbilanz auf
Die DSV-Adlern besserten damit ihre Podestbilanz weiter auf: In den vergangenen fünf Jahren standen fünf verschiedene deutsche Springer (Severin Freund, Wellinger, Eisenbichler, Stephan Leyhe und nun Geiger) auf dem Podium.
Die weiteren DSV-Adler wurden zum Abschluss unter Wert geschlagen. Eisenbichler kam auf Platz 14, Stephan Leyhe belegte Platz 18. Der Tournee-Zweite und -Dritte des Vorjahres waren diesmal als Gesamt-15. und -Zehnter weit vom Stockerl entfernt. "Egal, heute geht es um Karl", sagte Leyhe. Eisenbichler meinte: "Der Karle hat das ganz souverän gemacht."
Nur Geiger überzeugt zum Saisonstart
An die überragende letzte Tournee unter Horngachers Vorgänger Werner Schuster im Vorwinter mit zwei Podestplätzen und vier Springern unter den besten 14 in der Endabrechnung kamen die DSV-Adler nicht heran.
Angesichts des mit Ausnahme Geigers schwachen Saisonstarts sowie der schmerzlichen Ausfälle von den Langzeitverletzten Wellinger und Freund bis zum frühen Ausstieg des formschwachen Richard Freitag nach Oberstdorf kann sich das deutsche Ergebnis aber sehen lassen.