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Eisschnellauf: Matthias Große will DESG-Präsident bleiben - Kritik wird laut

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Eisschnellauf: Matthias Große will DESG-Präsident bleiben - Kritik wird laut

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"Maulkorb": Zoff im Eisschnelllauf

Matthias Große, Lebensgefährte von Claudia Pechstein, ist DESG-Präsident. Seither weht ein neuer Wind im kriselnden Verband. Sein Führungsstil ist umstritten.
Matthias Großes Führungsstil bei der DESG ist umstritten
Matthias Großes Führungsstil bei der DESG ist umstritten
© Imago
. SID
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von SID

Die Athleten sollen schweigen. Öffentlich sprechen möchte bitte nur noch der Präsident. Und auch für Medienkritik ist deshalb natürlich Matthias Große höchstpersönlich verantwortlich, neuerdings über die offiziellen verbandseigenen Kanäle.

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Seit einem Monat steht der Lebensgefährte von Claudia Pechstein kommissarisch der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) vor. Seither weht ein neuer Wind im kriselnden Verband.

Große, der am 19. September im Amt bestätigt werden will, kämpft um die Deutungshoheit - in der DESG und der Öffentlichkeit. Der Unternehmer hat dafür viel Werbung in eigener Sache betrieben.

Er zog den dringend benötigten neuen Hauptsponsor (B&O) an Land, die Geschäftsstelle stattete er mit neuen Computern aus, den Stützpunkten organisierte er neue Busse. Gute Nachrichten in schlechten Zeiten.

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Große tritt gönnerhaft auf, als Macher und einer, der anpackt. Sein Führungs- und Kommunikationsstil ist dabei jedoch zumindest fragwürdig. Aus dem Kreis der Athleten ist Verunsicherung zu vernehmen.

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Vor allem die Entlassung des Bundestrainers Erik Bouwman, der sich heftig mit Pechstein und Große überworfen hatte, irritiert die Sportler. Öffentlich äußern sollen sie sich bis auf Weiteres zu diesem und anderen Themen nicht.

Große sorgt für Bedenken bei Sportlern

In einem Schreiben vom 2. Juli, adressiert an die Mitglieder und Athleten der DESG, bat das Präsidium "inständig" darum, sämtliche Presseanfragen an die Pressestelle der DESG zu verweisen - und damit praktisch direkt an Große. Es gehe dem Verband darum, "als Gemeinschaft aufzutreten und eine einheitliche externe Kommunikationsstrategie auf den Weg zu bringen".

Die DESG soll mit einer Stimme sprechen. Seiner. "Seit der kommissarischen Präsidentschaft kommen Sportler auf mich zu und sagen - ungefragt - dass sie Bedenken haben, ihre Meinung zu äußern, weil sie nicht wissen, ob sie dann ihren Kaderstatus behalten", sagte Athletensprecher Moritz Geisreiter der Süddeutschen Zeitung.

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Im SID-Gespräch ergänzte er: "Solch eine Angst darf niemand haben. Das ist ein klarer Rückschritt und spiegelt das Gegenteil vom Versuch einer konstruktiven Einigung."

Leon Kaufmann-Ludwig, der Athletensprecher der Shorttracker, erhielt ähnliche Rückmeldungen von Athleten seiner Sportart. "Das klingt aus meiner Sicht wie ein Maulkorb. Jetzt denken viele ganz genau nach, ob und mit wem sie kritische Gedanken teilen", sagte er der SZ.

Ein klärendes Gespräch zwischen den Athletenvertretern und Große fand laut Geisreiter "trotz verschiedener vorgeschlagener Zeiträume an zwei Tagen und mehrerer Anfragen an ihn unsererseits" noch nicht statt.

Bouwmans Entlassung "sehr unschön"

Einer, der sich trotz der DESG-Vorgabe äußert, ist Manuel Gras. Der Erfurter gehört nach einer Rückenverletzung aus der Saison 2018/19 aktuell dem Ergänzungskader an. Sein Ziel ist die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 2022. Mit Bouwman sah er sich dafür gut gewappnet.

Er habe sich in einem Gefüge befunden, "in dem ich mich absolut wohlgefühlt habe und von dem ich überzeugt war", sagte Gras dem SID: "Man ist mitten in der Saisonvorbereitung und das Konstrukt, das gut funktioniert, wird einfach ohne Vorwarnung auseinandergerissen. Das ist für mich als Athlet sehr unschön."

Von Bouwmans Entlassung erfuhr er über den Medien.

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Es sei grundsätzlich richtig, dass man nach außen ein einheitliches Bild präsentieren wolle. "Das unterstütze ich auch. Dann muss die Kommunikation im Vorfeld aber auch nach innen stimmen. Es ist aus meiner Sicht nicht gut, wenn nach innen nicht vernünftig mit den Athleten kommuniziert wird und die Athleten in solche Entscheidungen nicht miteinbezogen werden, dann im Nachhinein aber gesagt wird, dass man nach außen ein einheitliches Bild abgeben will", sagte Gras: "Da sehe ich eine gewisse Diskrepanz."

Der SID konfrontierte die DESG am Mittwoch mit Gras' Aussagen und Kritik. Eine Stellungnahme lag am Freitagvormittag noch nicht vor.

DESG prangert Medienartikel an

In einem Offenen Brief an die Athletinnen und Athleten hatte Große Ende Juni für einen "Neuanfang" geworben, einen, der "persönliche Eitelkeiten zurückstellt". Ferner müssten "persönliche Befindlichkeiten dem Erfolg untergeordnet werden". Die Entlassung Bouwmans, der den Rückhalt vieler Athleten genoss, konterkarierte diese Vorsätze.

Auch in der externen Kommunikation gibt Große klar die Richtung vor. Anfang des Monats wurden die offiziellen Verbandskanäle dafür genutzt, um einen unliebsamen Artikel der Süddeutschen Zeitung anzuprangern.

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Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wollte "zur Kommunikationsstrategie unserer Mitgliedsorganisationen keine Stellung" nehmen. Zur Frage der Athleten-Meinungsfreiheit habe man sich mehrfach klar und im Sinne derselben geäußert.

Angesprochen auf die Medienschelte wurde Dagmar Freitag als Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag deutlicher. Sie gehe davon aus, dass auch das Bundesinnenministerium einen solchen Vorgang zur Kenntnis nehmen werde.

"Ich halte es auf jeden Fall für fragwürdig, wenn auf einem offiziellen Kanal eines deutschen Spitzensportverbandes, der mit öffentlichen Mitteln gefördert wird, die Pressefreiheit zumindest infrage gestellt wird", sagte sie dem SID.