Magdalena Neuner ist Geschichte, auch Laura Dahlmeier hat ihre Karriere nach der vergangenen Saison beendet.
Denise Herrmann vor der Feuertaufe
Die deutschen Biathletinnen stehen vor dem Start der WM in Antholz am Donnerstag erstmals seit vielen Jahren ohne Frontfrau da. (Alle Infos zur Biathlon-WM 2020)
Die Rolle als Hoffnungsträgerin liegt deshalb klar auf Denise Herrmann, die in dieser Saison in Pokljuka den einzigen Sieg für die deutschen Frauen geholt hat. Dass die 31-Jährige auch bei der WM überzeugen kann, bewies sie im vergangenen Jahr als Verfolgungs-Weltmeisterin sowie Medaillen-Gewinnerin in der Mixed-Staffel (Silber) sowie im Massenstart (Bronze).
"Natürlich war Laura immer ein Medaillengarant. Das muss man ganz klar so sagen. Dementsprechend lag der Fokus im vergangenen Jahr auf ihr. Aber Denise (Herrmann/Anm.d.Red.) und Arnd (Peiffer) haben jeweils einen Titel geholt. Das darf man nicht vergessen", erklärt Benedikt Doll im SPORT1-Interview.
Bereits zum Auftakt greift Herrmann mit der Mixed-Staffel erneut nach Edelmetall (Biathlon-WM: Mixed-Staffel am Donnerstag ab 14.45 Uhr im LIVETICKER)
Herrmann will "um Medaillen mitkämpfen"
"Im letzten Jahr war es schon eine sehr gute WM für mich. Wenn man das mal erreicht hat, ist es natürlich immer Ansporn, das wieder zu erreichen", erklärte Herrmann dem SID. "Klar, ich will schon um Medaillen mitkämpfen."
Der Unterschied: Während die gesamte Aufmerksamkeit vor einem Jahr auf Dahlmeier lag, ist nun Herrmann im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit.
"Es ist natürlich schon mein Anspruch, vorne mitzulaufen. Ein bisschen Druck ist ja auch gut", meint die ehemalige Langläuferin. "Wenn ich bei der WM ganz vorne mitmischen will, muss ich nochmal eine Schippe drauflegen können."
Dass sie mit dem - wenn auch geringeren - Druck im Weltcup umgehen kann, bewies sie zumindest bei der Generalprobe für die WM in Pokljuka. Mit 20 Treffern bei 20 Schüssen lief sie im Einzel in beeindruckender Manier zum Sieg. Dazu wurde die Sächsin in Oberhof Zweite, im Gesamtweltcup liegt sie auf Platz vier.
Nur drei Deutsche schaffen WM-Norm
"Es steht nicht im Vordergrund, wer der Teamleader ist. Wir wollen um die Medaillen kämpfen und den anderen das Leben so schwer wie möglich machen. Alles andere, was drumherum gesponnen wird, ist nebensächlich", sagt Herrmann. Bundestrainer Mark Kirchner ergänzt bei Sportschau.de: "Denise steht vorn dran, das ist richtig. Aber auch sie agiert im Team."
Allerdings klafft hinter Herrmann bereits eine große Lücke im deutschen Damen-Team. Mit ihr, Franziska Preuß und Vanessa Hinz schafften nur drei Deutsche überhaupt die WM-Norm (im Weltcup zweimal Top 15 oder einmal Top 8). Podestplätze gelangen den beiden nicht, die ebenfalls nominierten Karolin Horchler und WM-Debütantin Janina Hettich liefen sogar nicht einmal unter die Top 15.
Neuner setzt auf Staffel-Wettbewerb
Außer Herrmann "schaut es schwierig bis mittelmäßig aus - ohne das jetzt böse zu meinen. Die anderen tun sich einfach verdammt schwer, gute Ergebnisse zu erzielen. Das tut mir persönlich echt leid", sagte die zwölfmalige Weltmeisterin Neuner dem Münchner Merkur.
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In den Einzel-Wettbewerben traut die 33-Jährige einzig Preuß noch eine Top-Platzierung zu - falls diese ihre häufig vorkommenden gesundheitlichen Probleme in den Griff bekommt. Auch 2006er-Olympiasieger Michael Rösch sieht bei den Frauen nur "ein oder zwei Medaillenkandidaten. Wir hatten das Luxusproblem, dass Laura und Magdalena bei der WM immer fünf, sechs Medaillen abgeräumt haben. Die Latte liegt extrem hoch", sagte Rösch im Gespräch mit SPORT1.
Kann Herrmann die hohen Erwartungen nicht erfüllen, setzt Neuner auf die Staffeln. "Auch wenn wir nicht die Favoriten sind: In den Staffeln sind wir immer ein Medaillenkandidat. Da bin ich sehr zuversichtlich", erklärte sie der WAZ. Allerdings stehen für die Damen-Staffeln in dieser Saison bislang drei vierte Plätze als bestes Ergebnis in der Statistik.