Die Deadline war klar.
Das gefährliche Spiel eines NFL-Stars
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Bis zum 15. Juli um 16 Uhr Ortszeit hätte es zwischen Quarterback Dak Prescott und den Dallas Cowboys zur Unterzeichnung eines langfristigen Vertrages kommen müssen. Doch es geschah nichts. Beide Parteien ließen die Frist verstreichen.
Die Vertragsverhandlungen zwischen dem Spielmacher und "America's Team" sind festgefahren, und das nicht erst seit dieser Saison. Immer mehr entwickeln sich die Gespräche zu einer nervenaufreibenden Hängepartie.
Doch warum können sich beide Parteien nicht einigen?
Prescott setzt sich als Rookie durch
Seit 2016 spielt Prescott für das Team aus Texas. Die Cowboys hatten ihn seinerzeit in der vierten Runde gedraftet. Im Kampf um den Platz hinter dem legendären Tony Romo setzte er sich gegen Quarterback-Kollege Jameill Showers durch. Seit dem Rücktritt von Romo gibt Rayne Dakota Prescott, wie der Spielmacher mit vollem Namen heißt, im AT&T Stadium den Ton an.
Noch in seiner Rookiesaison wurde der Quarterback in den Pro Bowl und zum NFL Rookie of the Year gewählt.
Doch seitdem ist der inzwischen 26-Jährige nicht immer unumstritten. Prescott gilt zwar als starker Quarterback, in den wirklich großen Spielen konnte er seine Leistung aber bislang nicht abrufen.
Gegen Teams mit einer Bilanz von mehr als zehn Siegen pro Saison gelangen den Cowboys unter Prescott lediglich fünf Siege - bei 13 Niederlagen. Und auch sein Total-Quarterback-Rating liegt in diesen Spielen im Durchschnitt bei nur 55,3, statt sonst bei 72,9.
Schon im Frühjahr 2019 wurde zwischen beiden Parteien verhandelt, ohne Erfolg. Nach den vor kurzen gescheiterten Verhandlungen ließ Prescotts Bruder Tad in einem Tweet durchblicken, wie verhärtet die Fronten inzwischen sind.
Bruder ätzt gegen Cowboys
"Es hat einen Grund, warum ich nie ein Cowboys-Fan war, bevor sie Dak drafteten. Nach heute weiß keiner, wie lange ich sie noch anfeuern werde", schrieb er bei Twitter.
Für die kommende Saison unterzeichnete Presott den sogenannten "Franchise Tag". 31,4 Millionen Dollar bringt ihm dieser ein. Auch 2021 könnte ähnlich verlaufen, dann müssten die Cowboys aber bereits knapp 38 Millionen auf den Tisch legen. Ein ähnliches Dauerthema erlebtendie Washington Redskins vor Jahren mit Kirk Cousins.
Er wurde damals auch zweimal mit dem Tag belegt, weil eben große Zweifel bestanden, ob er ein großartiger Quarterback sei oder eben "nur" ein guter. Den Minnesota Vikings hat der Mega-Deal mit Cousins bisher kein Playoff-Glück gebracht. Ähnlich wie Prescott, verliert Cousins häufig die großen Spiele. Die Redskins winkten ab und holten damals Alex Smith per Trade als Cousins-Nachfolger und standen auf Rang eins - bis zu Smiths Horror-Beinbruch samt Infektion.
Die Cowboys stecken nun in einem ähnlichen Dilemma: ist Prescott ein Super-Bowl-Spielmacher?
Dallas hat ihm längst einen langfristigen Vertrag angeboten. Fünf Jahre hätte er sich an das Team binden sollen, zu ein und demselben Tarif. Der Spielmacher wollte davon jedoch keinen Gebrauch machen.
Prescott pokert um mehr Geld
Prescott hätte stattdessen lieber einen kürzeren Vertrag unterschrieben. Der Hintergrund ist simpel. Jahr für Jahr steigt ligaweit das Salär für den wichtigsten Spieler auf dem Feld an.
Je länger sich Prescott bindet, desto länger kann er auch keinen neuen Vertrag zu höheren Konditionen verhandeln.
Super-Bowl-Sieger Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs erzielte kürzlich mit seinem neuen Vertrag über zehn Jahre bei 45 Millionen Dollar Jahresgehalt einen neuen Rekord. Von diesen Zahlen ist Prescott weit entfernt.
Umso mehr hofft er auf das Jahr 2022. Denn nach 2021, wenn der TV-Vertrag mit ESPN ausläuft, enden 2022 auch die Vereinbarungen mit CBS, NBC und Fox. Hochrechnungen ergaben, dass die Liga ihre Einnahmen aus TV-Rechten dann von 7,5 auf 15 Milliarden Dollar verdoppeln könnte.
Daraus dürfte sich auch ein höherer Cap Space und damit gleichbedeutend ein höheres Gehalt für Prescott ergeben. Unterschreibt der 26-Jährige im nächsten Jahr erneut einen Franchise Tag, könnte er 2022 so richtig abräumen.
Sollte sich Prescott in dieser Zeit allerdings ernsthaft verletzen, würde der Plan des Spielmachers ernsthaft in Gefahr geraten.
Für die Cowboys ist die Frage nach der Vertragsverlängerung von Prescott vor allem mit der Frage nach den Finanzen verbunden.
Kaum noch Platz im Salary Cap
Ezekiel Elliott, Amari Cooper, Tyron Smith, Zack Marin, DeMarcus Lawrence und Jaylon Smith wurden zuletzt mit äußerst großzügigen Kontrakten ausgestattet.
Allzu viel Platz bleibt deshalb im Cap nicht.
Bei der Frage, ob er Prescott wirklich mit einem Mega-Vertrag ausstatten will, muss sich Owner Jerry Jones also genau überlegen, ob ihm der Spielmacher dies wirklich wert ist oder nicht.
In der vergangenen Saison gelang es Prescott in einer schwachen Division jedenfalls nicht, die Cowboys in die Playoffs zu führen.
Sollte ihm dies im kommenden Jahr gelingen, könnte Jones wieder großzügiger werden - und das Vertrag-Theater hätte endlich ein Ende.