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NFL überdreht mit "Odell Beckham Rule" gegen Unsportlichkeit

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NFL überdreht mit "Odell Beckham Rule" gegen Unsportlichkeit

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Strafen-Irrsinn: NFL wird No Fun League

Mit der "Beckham Rule" will die NFL Unsportlichkeiten verbannen, verrennt sich aber in exzessiven Bestrafungen für harmlosen Touchdown-Jubel. Die Stars fühlen sich verfolgt.
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© SPORT1 Grafik: Eugen Zimmermann/Getty Images/Imago
von Eric Böhm

Josh Norman hat es eindrucksvoll auf den Punkt gebracht.

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"Für Unterhaltung, weil ich Spaß für die Fans gemacht habe", antwortete der Star-Cornerback der Washington Redskins auf die Frage, weshalb er seine neueste Geldstrafe von der NFL erhalten habe.

Norman hatte beim Sieg gegen Cleveland seine Interception mit einer Pfeil und Bogen-Geste gefeiert und bekam dafür eine 15-Yards-Strafe und musste auch noch 10.000 Dollar zahlen.

Kein Einzelfall: Während Commissioner Roger Goodell bei Fällen häuslicher Gewalt wie Ray Rice, der seine Frau in einem Fahrstuhl verprügelte, oder anderen Delikten nur unter öffentlichem Druck milde Strafen verschärft, hört beim Jubel der Spaß auf.

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Aus "Beckham Rule" wird "No Fun League"

Die sogenannte "Odell-Beckham-Regel" wurde im Frühjahr eingeführt, um den Sportsgeist zu fördern. Dabei sollten Konfrontationen und das Bloßstellen des Gegners hart geahndet werden.

Auslöser dafür war das inzwischen berüchtigte Duell zwischen Norman und Beckham im Dezember, in dem der Giants-Superstar diverse Male regelrecht ausrastete, seinen Gegner mit dem Helm voraus attackierte und die NFL im landesweiten Fernsehen beschämte.

Nach Verabschiedung der neuen Regel hatte Goodell wohl genau diese Bilder im Kopf. "Wir alle haben gewisse Standards", erklärte der Commissioner damals. Die "No Fun League" war geboren.

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Strafen für Jubel explodieren

Denn wie so oft zeigt sich nun die Schizophrenie der NFL. Die gute Absicht wird so exzessiv übertrieben, dass harmloser Jubel bestraft und so dem Image der Liga eher geschadet wird.

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Die Schiedsrichter sprachen im Vergleich zur vergangenen Saison 220 Prozent mehr Strafen wegen Taunting ("Verspotten") des Gegners aus, unsportliches Verhalten ist um knapp 60 Prozent angestiegen. (SERVICE: SPORT1 erkärt die NFL-Begriffe)

Nachdem sein Receiver Antonio Brown bereits zweimal wegen seines Touchdown-Tanzes, dem "Twerk", gelbe Flaggen und insgesamt 20.000 Dollar Geldstrafe kassiert hat, fordert Pittsburghs Coach Mike Tomlin endlich Klarheit von der NFL: "Sie müssen deutlich machen, was erlaubt und verboten ist."

Die Schiedsrichter sind sich da offenbar selbst nicht ganz sicher. Zuletzt warf Referee Jerome Boger beim Spiel der Denver Broncos eine Flagge gegen Emmanuel Sanders, weil dieser ein Rad schlug - hob sie aber kurz darauf immerhin wieder auf. Für seinen "sexuell motivierten" Touchdown-Tanz gegen Kansas City muss Brown übrigens sogar 24.309 Dollar zahlen.

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Stars fühlen sich verfolgt

Spieler und Spielergewerkschaft stört vor allem, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Superstars wie Norman, Brown oder Beckham scheinen die Moralhüter in New York besonders auf dem Kieker zu haben.

"Ich stehe immer im Fokus, sie wollen immer alles gegen mich pfeifen, ganz egal, was der Gegner macht", hatte sich Beckham zuletzt bereits beschwert.

Clevelands Terrelle Pryor wurden für eine Geste, die dem Kreidewurf von NBA-Superstar LeBron James angelehnt war, 15 Yards aufgebrummt.

Normans Strafe für den Pfeil und Bogen wurde damit gerechtfertigt, dass es zu nahe an einer Maschinengewehr-Salve wäre.

Man stelle sich vor, der ehemalige Bundesliga-Torjäger Mladen Petric oder Rad-Ikone Alberto Contador wären für ihre Jubelgesten - geschmacklos hin oder her - jedesmal zur Kasse gebeten oder gesperrt worden.

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NFL brutal: Diese Stars liegen auf Eis

Doppelmoral der NFL

Die Doppelmoral perfekt macht der vergleichsweise laxe Umgang mit echten Vergehen.

Während bei Jubelgesten sofort und andauernd die Vorbildwirkung betont wird, ließen die Anstrengungen der Liga was Drogen- und Alkoholmissbrauch (siehe Johnny Manziel), Gewalttätigkeiten oder auch Folgen von Gehirnerschütterungen lange Zeit zu wünschen übrig. Erst durch öffentlichen Druck greift Goodell nun zu härteren Maßnahmen.

Trotzdem entsteht der Eindruck, dass es wichtiger ist, die Fassade der heilen NFL-Welt vor imaginären Pfeilen und exzessivem Hinternwackeln zu schützen, statt sich intensiv den echten Problemen zu widmen. Da hört der Spaß tatsächlich auf.