Björn Werner hat einen neuen Arbeitgeber gefunden.
Letzte Chance für deutschen Megaflop
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Der Outside Linebacker/Defensive End hat einen Einjahresvertrag bei den Jacksonville Jaguars unterschrieben und hofft, seine Karriere wieder in die Spur zu bringen.
"Die sind sehr jung und ich glaube, die werden ein richtig gutes Team", hatte Werner schon im März bei ran über die Jaguars gesagt und sie zu einem Geheimfavoriten erklärt.
Nach drei letztlich enttäuschenden Jahren bei den Indianapolis Colts ist es womöglich die letzte Chance für den ersten deutschen Erstrundendraftpick der NFL-Geschichte. Denn die Vorschusslorbeeren konnte der ehemalige College-Star nie rechtfertigen. In 38 Spielen kam der Quarterback-Jäger nur auf 6,5 Sacks und stand zuletzt an Spieltagen nicht einmal mehr im Kader. Folgerichtig kam die Entlassung.
Jaguars ein aufstrebendes Team
Auf den ersten Blick ist es die perfekte Situation für einen Neustart.
Jacksonville ist nur etwa 160 Meilen von Tallahassee entfernt, wo Werner mit 20 Sacks in seinen letzten beiden Jahren zum College-Star der Florida State Seminoles und heißen NFL-Anwärter mutierte.
Außerdem sind die Jags ein junges, aufstrebendes Team mit hochkarätigen Neuzugängen wie Malik Jackson (Denver) oder Prince Amukamara (NY Giants) und einer 4-3-Defense. Diese Formation mit vier Defensive Linemen bietet dem Deutschen die Chance wie bei Florida State wieder als Defensive End zu spielen.
Werner darf wieder End spielen
Die Umstellung auf Outside Linebacker war neben den zahlreichen Blessuren der Hauptgrund für sein Scheitern bei den Colts. Werner konnte sich nie auf die zusätzlichen Aufgaben in der Passverteidigung umstellen und erwies sich als zu schwacher Tackler.
Als End kann er sich wieder mehr auf die Quarterback-Jagd konzentrieren und dürfte theoretisch auch gegen den Lauf besser zu Recht kommen.
Alte Probleme drohen dennoch
Trotzdem sollte niemand Wunderdinge von Werner erwarten, denn das System von Head Coach Gus Bradley - der Architekt der gefürchteten Seahawks-Verteidigung um die "Legion of Boom" - enthält viele Elemente des 3-4, in dem sich Werner so schwer tat.
Die Verantwortlichkeiten des Ends gehen weit über seine Seite der Defense hinaus. Für die sogenannte "Leo"-Rolle des primären Quarterback-Jägers ist er ohnehin nicht explosiv genug.
Unter anderem muss Werner ebenfalls für Läufe auf beide Seiten gewappnet sein und sich verschieben. Schlechtes Tackling oder fehlende Instinkte und Disziplin - wie in Indianapolis zu häufig gesehen - sind auch hier tödlich und führen schnell zu Big Plays des Gegners.
Werner muss sich hinten anstellen
Die Jaguars haben zudem wesentlich talentiertere Pass Rusher als Werner in ihren Reihen – allen voran Dante Fowler Jr., der im vergangenen Jahr in der ersten Runde gedraftet wurde, aber die gesamte Saison wegen eines Kreuzbandrisses verpasste.
Ein Kaderplatz zum Saisonstart ist bei weitem nicht sicher. Der Berliner wird sich durch starke Leistungen im Training und den Vorbereitungsspielen in die Lineman-Rotation hineinarbeiten müssen.
Scheitert er auch in Jacksonville, ist ein jähes Ende seines NFL-Traums nicht unwahrscheinlich. Zumindest Gelegenheit und Motivation sind aber vorhanden, schließlich winken zwei Saisonduelle mit den Colts.
Um seinen einstigen Status als deutscher Hoffnungsträger wieder zu erlangen hat Werner jedoch einen extrem steinigen Weg vor sich.