Die Trauer um Kobe Bryant wird die Los Angeles Lakers von nun an begleiten, die gesamte verbleibende Saison hindurch. Nicht nur im heimischen Staples Center, sondern in allen Arenen der NBA.
Der schwere Weg der Lakers
Einen ersten Eindruck davon, was sie bis in den Frühsommer hinein erwartet, bekamen sie in Sacramento beim ersten Auswärtsspiel seit dem tragischen Hubschrauberabsturz vom vergangenen Sonntag zu spüren.
Bryant hatte mit den Lakers die Kings in seiner aktiven Zeit so oft geschlagen, dass man im Norden Kalifornierns eigentlich nicht gut auf L.A. zu sprechen ist.
Bryant in Sacramento geehrt
Doch schon während der ersten Auszeit wurde offensichtlich, dass jetzt alles anders ist. Bryant wurde geehrt, indem ein Video mit dem verstorbenen Star und seiner Tochter Gianna auf dem riesigen Videowürfel im Golden 1 Center gezeigt wurde. Beide waren bei dem Unglück zusammen mit sieben weiteren Menschen ums Leben gekommen.
Der heutige Kings-Coach Luke Walton spielte achteinhalb Jahre an Bryants Seite, gewann mit der "Black Mamba" zwei NBA-Titel. In der vergangenen Woche schaute er sich zusammen mit seinem fünfjährigen Sohn jeden Abend Highlights von Bryants Karriere an, bevor er seinen Filius ins Bett brachte.
Es sind Gesten und Anekdoten wie diese, die den Lakers auf ihren Reisen nun immer wieder begegnen werden. Keiner, der nicht etwas zu erzählen weiß über einen der größten Basketballer aller Zeiten. Kein Team, das sein Mitgefühl nicht zeigt für die Mannen in Lila und Gold. Und auch Spieler anderer Mannschaften haben mit dem Tod der Legende zu kämpfen. So setzten beispielsweise Kyrie Irving (Brooklyn Nets) und Carmelo Anthony (Portland Trail Blazers) für ein Spiel aus.
"Es wird sich niemals normal anfühlen. Es wird sich nie wieder so anfühlen wie früher", sagte Lakers-Coach Frank Vogel nach dem 129:113 gegen die Kings, dem ersten Sieg nach Bryants Tod. "Wir werden auf unserem Weg noch viele wichtige Schritte gehen. Der hier war sicherlich einer davon", fuhr Vogel fort.
Lakers sehnen sich nach dem Titel
Der Weg, den Vogel meint, ist auch der zur anvisierten Meisterschaft. Seit nunmehr zehn Jahren wartet die erfolgsverwöhnte Franchise darauf, der ruhmreichen Historie einen weiteren Titel hinzufügen zu können. Dafür wurde auf dem Transfermarkt vor der Saison kräftig zugeschlagen. LeBron James bekam in Anthony Davis endlich den geforderten Superstar spendiert. Es scheint sich gelohnt zu haben.
Nach der Hälfte der Saison führt der 16-malige Champion die Tabelle in der Western Conference an. Davis ist die erhoffte Verstärkung am Brett, und James trumpft auch mit 35 Jahren in der Offensive auf wie zu seinen besten Zeiten.
Dazu kommt, dass die Lakers nun auch in der Verteidigung besser zupacken. Im Westen kassieren derzeit nur die Denver Nuggets weniger Punkte des Gegners als L.A, ligaweit hat man das fünftbeste Defensive Rating. (Tabellen der NBA)
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In Sacramento legte James mit 15 Punkten, elf Assists und zehn Rebounds sein elftes Triple Double auf (zweitbester Wert der Liga) - als wäre in den vergangenen Tagen nichts passiert.
Doch vor allem James nahm die Tragödie um seinen Vorgänger bei den Lakers und jahrelangen Rivalen auf dem Parkett sichtlich mit.
James: "Ich will sein Erbe fortführen"
"Dass ich jetzt hier bin, bedeutet mir so viel. Zusammen mit meinen Teamkollegen will ich sein Erbe fortführen. Nicht nur dieses Jahr, sondern solange, wie wir Basketball spielen können - denn das ist, was Kobe Bryant wollen würde", hatte James noch am Freitag während der bewegenden Trauerfeier im Staples Center gesagt, bevor das Team im ersten Spiel nach Bryants Tod den Portland Trail Blazers unterlag.
Das angesetzte Duell mit dem Stadtrivalen Los Angeles Clippers, das keine zwei Tage nach der Tragödie angesetzt war, wurde zuvor abgesagt.
James hatte sich, wie auch Teamkollege Davis, ein Tattoo zu Ehren des fünfmaligen NBA-Champions stechen lassen.
Was es bedeutet, das Erbe der "Black Mamba" fortzusetzen, weiß James natürlich ganz genau. Er soll die Meisterschaft nach Los Angeles holen. Das erwartet "King James" von sich selbst, das hätte auch Bryant erwartet.
TV-Experte Stephen A. Smith berichtete, dass er sich mit Bryant bei einer Neujahrsparty genau darüber unterhalten hatte. Bryant habe ihm gesagt: "Die Lakers haben alles, um den Titel zu gewinnen."
In Sacramento erzielten die Gäste in der ersten Halbzeit 81 Punkte - so viele hatte Bryant einmal in einem einzigen Spiel erzielt. Schon damit hatte er sich unsterblich gemacht.
Vielleicht ist die Zahl ja ein gutes Omen für die restliche Saison der Lakers. Eine bessere Ehrung Bryants als einen Meistertitel gäbe es jedenfalls nicht.