Wer aktuell einen Blick auf die Tabellen der NBA wirft, dürfte sich etwas erstaunt die Augen reiben.
Darum ist die NBA so ausgeglichen
© SPORT1-Grafik: Getty Images/ Imago
Denn an der Spitze stehen nicht etwa Teams wie Meister Golden State Warriors, die Houston Rockets oder die Boston Celtics.
Die Mannschaften der Stunde sind andere. Im Osten geben momentan die Toronto Raptors und Milwaukee Bucks den Ton an, im Westen kommen die Leader aus LA (Clippers) und Memphis. (Tabelle der NBA)
Überhaupt ist die NBA in dieser Spielzeit ausgeglichen wie lange nicht mehr. Doch woran liegt es, dass die vermeintlichen Underdogs auf einmal groß auftrumpfen und die Favoriten zunehmend Federn lassen?
Warriors hadern mit Curry-Ausfall - und sich selbst
Die Gründe dafür sind vielfältig.
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Seit der zweimalige MVP aufgrund von Leistenproblemen pausieren muss, gab es in neun Spielen lediglich drei Erfolge. Auffallend ist zudem, dass die Warriors seitdem im Schnitt 15 Punkte weniger pro Spiel erzielen. Dazu gesellen sich kleinere und größere Brandherde abseits des Spielfelds, die das Mannschaftsgefüge und damit einhergehend auch die sportliche Performance maßgeblich beeinträchtigen.
Rockets trauern Assistenz-Trainer nach
Noch schlechter als die Warriors steht Vorjahreshalbfinalist Houston Rockets da.
Lediglich neun Siege holten die Texaner aus den ersten 18 Spielen, das Experiment mit Carmelo Anthony als drittem "starken Mann" an der Seite der Stars James Harden und Chris Paul scheiterte kläglich. Nach gerade einmal zehn Einsätzen trennte sich die Franchise vom gefallenen Superstar.
Vor allem in der Defense wird das Team in dieser Saison ein ums andere Mal entblößt. Bei den Niederlagen gegen die New Orleans Pelicans und die Los Angeles Clippers kassierte man jeweils mehr als 130 Punkte – das war in der kompletten letzten Spielzeit kein einziges Mal der Fall.
Grund dafür war neben dem Abgang der beiden wichtigen Rollenspieler Trevor Ariza und Luc Mbah a Moute, die als ausgezeichnete Verteidiger gelten, vor allem der Rücktritt von Assistenz-Trainer Jeff Bzdelik. Dieser kehrte inzwischen allerdings zurück, gute Nachrichten für Houston.
LeBron noch nicht ganz angekommen
Ähnlich enttäuschend läuft es bei den Los Angeles Lakers. Nicht wenige träumten nach der Verpflichtung von LeBron James bereits von der ersten Meisterschaft seit 2010.
Nach 18 gespielten Partien wird jedoch klar, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist. Es reicht nicht alleine, einen James in seiner Mannschaft zu haben - vor allem, da der 33-Jährige selbst noch nicht vollkommen angekommen zu sein scheint.
"Ich spiele Müll" wurde er erst kürzlich - nach dem denkbar knappen Sieg gegen die Atlanta Hawks, aktuell schlechtestes Team der Liga - deutlich. Besonders in den Schlussminuten versagten ihm in dieser Saison des Öfteren die Nerven. Dazu kommt, dass das Zusammenspiel mit den neuen Teamkollegen noch nicht optimal läuft. Gelangen dem "King" in der vergangenen Saison noch durchschnittlich 9,1 Assists pro Spiel, sind es in dieser lediglich 6,9.
Boston unter dem Korb zu ungefährlich
Während die anderen Favoriten vornehmlich mit der Defense zu kämpfen haben, liegen die Probleme bei den Celtics eher im offensiven Bereich.
Besonders von Downtown offenbaren sich dabei große Probleme. Die Quote von gerade einmal 34,3 Prozent zählt im Liga-Schnitt eher zum unteren Mittelfeld. Mit etwas über 106 Punkten pro Spiel liegt man ganze 15 hinter Spitzenreiter Milwaukee Bucks.
"Wir haben einfach nicht die Mentalität, die wir brauchen", monierte Headcoach Brad Stevens erst vor Kurzem.
Underdogs nutzen Schwächen der Favoriten
Das Schwächeln der Top-Teams machen sich die vermeintlichen Underdogs zum Vorteil. (Spielplan der NBA)
Die Milwaukee Bucks ernten aktuell die Früchte der Arbeit der vergangenen Jahre. Die Gesichter des Aufschwungs sind dabei Giannis Antetokounmpo und der neue Trainer Mike Budenholzer.
Der Coach, der zu dieser Saison von den Atlanta Hawks nach Wisconsin kam, stabilisierte zum einen die bis dato schwache Defensive der Bucks und hauchte zum anderen dem Angriff neues Leben ein. Davon profitiert insbesondere der "Greek Freak", der mit 27,2 Punkten pro Spiel aktuell sechstbester Werfer der Liga ist.
Den Philadelphia 76ers gelang es kürzlich, mit Jimmy Butler einen der heißesten Spieler der NBA unter Vertrag zu nehmen. Unter anderem sollen auch die Rockets ihre Fühler nach dem 29-Jährigen ausgestreckt haben. Seine Entscheidung zu Gunsten von "Philly" gibt einen guten Einblick in die aktuelle Situation in der Liga.
Gemeinsam mit Joel Embiid und Ben Simmons soll Butler nun ein neues Super-Trio bilden, welches sowohl offensiv als auch defensiv das Potenzial besitzt, die NBA aufzumischen.
Mit Teamgeist zum Erfolg
Die größten Überraschungen sind aber die Los Angeles Clippers und die Memphis Grizzlies. Letztere profitieren insbesondere davon, dass die beiden Stars Mike Conley und Marc Gasol bislang verletzungsfrei durch die Saison kommen. Dies war in der vergangenen Spielzeit nicht der Fall. Damals holten die Grizzlies schlussendlich nur 22 Siege.
Dazu kommt der hohe Zusammenhalt und Teamgeist innerhalb der Mannschaft. "Wir möchten ein einzigartiges Team sein", sagte Garrett Temple nach dem Sieg gegen die Dallas Mavericks.
Die Kellerkinder der Vorjahre raufen sich zusammen. Die Favoriten lassen Federn. Sollte die NBA-Saison so ausgeglichen weitergehen wie in ihren ersten Wochen, könnte es bereits im Kampf um die Playoffs einige Überraschungen geben.
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