LeBron James? Kevin Durant? Russell Westbrook? James Harden? Von wegen. Der heißeste Spieler der NBA heißt Kemba Walker.
Der Schatten-Star der NBA
© Getty Images
Kemba wer? Der Point Guard der Charlotte Hornets gehört zwar seit Jahren zu den besten Spielern der Liga, stand seine ganze Karriere über aber im Schatten der Megastars. Das scheint sich in dieser Saison endgültig zu ändern.
Der 28-Jährige ist mit 29,6 Punkten pro Spiel nicht nur der aktuelle Top-Scorer der NBA. 65 verwandelte Dreipunktewürfe nach 16 Saisonspielen machen ihn auch zum heißesten Distanzschützen der gesamten Liga - wobei Walker in dieser Statistik zugegebenermaßen von der Verletzung von Steph Curry profitiert, der mit 62 Dreiern nur knapp hinter dem Hornets-Spielmacher liegt.
Karrierebestwert mit 60 Punkten
Nichtsdestotrotz: Walker explodiert gerade. Gegen die Philadelphia 76ers pulverisierte der Nummer-9-Pick aus dem Jahr 2011 am Samstag mit 60 Punkten seinen Karrierebestwert und stellte gleichzeitig die Bestmarke der laufenden Saison auf.
Keine Eintagsfliege. Gegen die Boston Celtics legte der Spielmacher am Montag 43 Punkte inklusive Gamewinner nach - und wandelt damit auf den Spuren von Superstar Kobe Bryant. Seit der Lakers-Legende in der Saison 2006/2007 ist Walker der erste Spieler, der im Spiel nach seiner 60-Punkte-Explosion noch einmal mindestens 40 nachlegt.
Nebenbei engte Walker beim Coup gegen Boston in der Defensive gleichzeitig die Kreise von Kyrie Irving ein. Die Hornets schlugen den Titelkandidaten 117:112 und liegen damit in der Eastern Conference etwas überraschend auf Playoffs-Kurs. (Die Tabellen der NBA)
Besonders beeindruckt bei Walkers jüngsten Leistungen ein Blick auf die Wurfquote: In seinem Career-High-Spiel gegen Philly verwandelte der 28-Jährige sage und schreibe 61,8 Prozent seiner Feldwürfe. Gegen die Celtics waren es immerhin 56 Prozent, davon starke sieben von 13 Dreiern. "Er war unglaublich, vor allem, wenn man bedenkt, dass unser ganzer Gameplan darauf ausgelegt war, ihn zu stoppen", zollte selbst Gegner Gordon Hayward Respekt.
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"Es bedeutet mir viel, aber es ist noch früh in der Saison", beurteilte der Mann der Stunde seine Top-Statistiken gewohnt bescheiden. "Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann einmal so weit oben im Ranking stehen würde. Aber ich werde versuchen, so weiterzumachen und alles zu tun, was ich kann, damit wir gewinnen."
Wer ist dieser Kerl, der gerade nur so durch die Liga schwebt?
Personifizierter "Good Guy"
Schon auf der University of Connecticut war klar, dass Walkers Weg einmal in die NBA führen würde. 2011 führte er die "Huskies" mit 23,5 Punkten im Schnitt zur College-Meisterschaft. Diese Mega-Leistung blieb auch "His Airness" Michael Jordan nicht verborgen, der sich 2006 in Charlotte eingekauft hatte.
Jordan schlug an neunter Stelle des Drafts 2011 zu und legte die Zukunft der Franchise aus North Carolina in die Hände des 1,85 Meter kleinen Spielmachers. Und Walker rechtfertigte das Vertrauen.
In den folgenden Jahren entwickelte sich der Point Guard zum echten Leader. Seit 2017 gehört er zum Stammpersonal beim All Star Game der NBA, auch wenn er in den vergangenen zwei Spielzeiten jeweils knapp daran scheiterte, die Hornets in die Playoffs zu führen.
Seine sportlichen Leistungen machen Walker zu einem besonderen Basketballspieler, keine Frage. Wirklich einzigartig ist aber sein Auftreten auf und neben dem Court. Walker ist der personifizierte "Good Guy". Sein unverwechselbares breites Grinsen gehört zu ihm wie sein heißes Händchen aus der Distanz.
Sportsmanship Award und Gehaltsverzicht
2017 und 2018 zeichnete ihn die NBA mit dem Sportsmanship Award für sein faires und respektvolles Verhalten gegenüber seinen Kollegen aus. Nur Hall of Famer Jason Kidd erhielt die Auszeichnung vor ihm schon einmal in zwei aufeinanderfolgenden Jahren. Nach Eskapaden sucht man bei Walker vergebens.
Seine Bescheidenheit zeigt sich auch bei einem Blick auf Walkers Vertrag in Charlotte. 2014 verlängerte er seinen Kontrakt in Charlotte um vier Jahre - und verzichtete bereitwillig auf Gehalt, damit die Franchise-Verantwortlichen eine schlagkräftige Truppe um ihn herum aufbauen können.
Zwölf Millionen US-Dollar pro Jahr sind freilich mehr als ein Hungerlohn. Spieler mit deutlich weniger Meriten wie Dennis Schröder (17,5 Mio), Reggie Jackson (16 Mio) oder Brandon Knight (14 Mio) lassen sich für ihre Dienste allerdings deutlich fürstlicher entlohnen.
Abgang im Sommer droht
Bislang waren die Verantwortlichen aber nicht im Stande, den Gehaltsspielraum zu nutzen, um Walker die verdiente Hilfe zur Seite zu stellen. Deswegen könnte Walker im Sommer, wenn sein Vertrag ausläuft, den Schritt machen, den ihm viele wünschen: Dass er mit seiner Gewinner-Mentalität ein Gewinner-Team verstärkt.
Doch vielleicht schaffen es Jordan & Co. auch, Walker vom Bleiben zu überzeugen. Dann würde er endgültig zur Franchise-Legende werden. So oder so: Walker wird alles Menschenmögliche dafür tun, mit den Hornets erfolgreich zu sein.
"Er ist ein unglaublicher Spieler", schwärmte Coach James Borrego nach dem Sieg gegen Boston von seinem Spielmacher. "Er ist gerade der Maßstab für alle Spieler in der Liga."