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College Football: Nach Tod von Jordan McNair - Kritik an System in den USA

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College Football: Nach Tod von Jordan McNair - Kritik an System in den USA

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So funktioniert das College-System

Der Tod eines Footballers wirft Fragen nach dem College-System in den USA auf. Dieses macht viele Sportarten stark - nimmt aber wenig Rücksicht auf die Studenten.
Das College-System in den USA hilft mit dem Geld aus Football und Basketball weniger begünstigten Sportarten
Das College-System in den USA hilft mit dem Geld aus Football und Basketball weniger begünstigten Sportarten
© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/Getty Images/Picture Alliance
Franziska Wendler
Franziska Wendler
Stefan Schnürle
Stefan Schnürle

Die Nachricht sorgte für Entsetzen: Ein College-Footballer in Maryland ist verstorben, nachdem er im Training zusammengebrochen war.

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Kurz zuvor zeigte Jordan McNair schon extreme Anzeichen von Erschöpfung und konnte kaum aufrecht stehen - trotzdem dachte er nicht daran, sein Training zu unterbrechen. Zwei Wochen später ist der junge Sportler tot.

Was Insider danach über die Verhältnisse an der Horror-Uni verrieten, zeichnet ein düsteres Bild. Unter Coach DJ Durkin und Konditionstrainer Rick Court herrschte eine vergiftete Atmosphäre, Einschüchterung war an der Tagesordnung, Gegenstände wurden in Richtung der Spieler geworfen, sie wurden beleidigt oder mit Essen gedemütigt.

Rauer Umgangston ist College-Alltag

Zwar haben die beteiligten Personen betont, dass sie es in diesem Ausmaße zuvor noch nie erlebt haben - doch ein rauer, harter Umgangston gehört in College-Sportmannschaften zum Alltag. Gerade bei Football-Teams.

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Dennoch genießt das College-System in den USA einen exzellenten Ruf. Herausragende Infrastruktur, die besten Coaches der Welt sowie eine gute Abstimmung zwischen akademischen Anforderungen und dem Sport bringen erfolgreiche Weltklasseathleten am Fließband hervor.

Wie genau funktioniert jedoch ein System, das zwar einerseits viele Top-Athleten hervorbringt, aber auf der anderen Seite einen Studenten dazu treibt, solange zu trainieren, bis er vor Erschöpfung zusammenbricht?

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College-Teams sind Gelddruckmaschinen

Die College-Ausbildung von Sportstars in den Vereinigten Staaten hat eine große Tradition. Die Teams gibt es bedeutend länger als die Franchises in den Profiligen, sie sind eine wahre Gelddruckmaschine.

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Vor allem die Football- und die Basketball-Liga sind überaus erfolgreich und spülen reichlich Dollars in die Kassen der Unis. Zu den Football-Spielen von Colleges wie Michigan, Alabama, Tennessee oder Penn State kommen jede Woche mehr als 100.000 Zuschauer.

Dementsprechend groß ist das Medien-Interesse. ESPN zahlt allein für die Übertragungsrechte der Playoffs bis 2024 unfassbare 7,3 Milliarden Dollar. Die Big Ten Conference - eine der ältesten Ligen des Universitätssports in den USA - kassiert nur für die Football-Rechte pro Jahr 440 Millionen.

Dieses Geld fließt weiter an die Colleges, die zusätzlich mit Trikotverkäufen und Ausrüsterverträgen ordentlich Kasse machen. Die Spieler bekommen von alldem nichts. Natürlich werden sie medizinisch top versorgt, bekocht und massiert – nur Geld annehmen dürfen sie eben nicht.

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Sportler mit Geld und Stripclubs bestochen

Doch wo viel Geld fließt, ist das Thema Korruption ein weitverbreitetes Problem und rufschädigende Zwischenfälle werden eher unter den Tisch gekehrt.

So kommt es im College Football immer wieder zu Betrugsfällen, bei denen Spieler unter der Hand Geld annehmen. Sogar Besuche in Stripclubs wurden eingesetzt, um den jungen Sportlern eine Uni schmackhaft zu machen. In den schmutzigen und skrupellosen Krieg um die besten Talente sind auch die Ausrüster wie unlängst Adidas verstrickt.

Die Einnahmen von Football- und Basketball-Teams spülen enorm viel Geld in die Kassen der Colleges - und kommt neben den Topteams auch anderen Sportarten zu Gute. Schwimmer, Leichtathleten, Turner oder Ringer werden am College enorm unterstützt, was sich regelmäßig im Medaillenspiegel der Olympischen Spiele niederschlägt.

Durch Stipendien erhalten zudem selbst Menschen aus ärmeren Familien die Chance, ein Studium zu absolvieren. Denn an einer US-Uni zu studieren ist ein teures Vergnügen. Ein Jahr kostet zwischen 20.000 und 60.000 Dollar.

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Professionalität wie in der NFL und NBA

In Sachen Professionalität steht der College-Sport den US-Profiligen kaum in etwas nach: Während der Universitätssport in Deutschlands eine untergeordnete Rolle spielt, haben die einzelnen College-Teams große Stäbe von Trainern und Experten.

Diese werden fürstlich entlohnt: So verdiente Michigans Football-Cheftrainer Jim Harbaugh 2016 stolze neun Millionen Dollar und hatte einen Privatjet für die Rekrutierung neuer Spieler. In seiner NFL-Zeit bei den San Francisco 49ers kassierte er "nur" fünf Millionen Dollar jährlich.

Die Spieler profitieren von den vielen Experten - doch da die Teams ähnlich professionell wie im Profisport aufgestellt sind und es ebenfalls um viel Geld geht, ist auch der Druck auf die Trainer ähnlich hoch. Nur die Erfolgreichen dürfen bleiben.

Dieser Druck und die Parallelen mit dem Profisport sind das Kernproblem. Denn bei aller Professionalität rund um die Athleten werden diese von vielen Trainern eben auch wie Profis behandelt - und nicht wie das, was sie eigentlich sind: junge Studenten.

Negative Dinge werden unter Teppich gekehrt

Stimmen nach einer semi-professionellen Lösung im College-Sport gibt es nicht erst seit dem tragischen Tod von McNair – doch diese würde auch den Geldregen versiegen lassen. Daher werden die Schattenseiten des aktuellen Systems von Verantwortlichen gerne unter den Teppich gekehrt.

South Carolinas Coach Will Muschamp verteidigte Marylands Skandaltrainer Durkin zum Beispiel vehement: "Er hat für mich vier Jahre in Florida gearbeitet. Er ist ein außergewöhnlicher Football-Coach, aber auch ein außergewöhnlicher Ehemann und Vater und er behandelt Leute mit Respekt."

Weiter zerriss Muschamp den Artikel und nannte das anonyme Ex-Mitglied im Trainerstab Marylands "feige", weil es seinen Namen nicht nennen wollte. Hinterfragen, ob in dieser Geschichte ein wahrer Kern stecken könnte, wollte er nicht.