Der US-Basketball steht vor einer spektakulären Revolution.
US-Basketball vor Revolution
© SPORT1-Grafik Paul Hänel: Getty Images
Den größten Talenten der High School könnten schon bald sechsstellige Summen und Strukturen wie in der NBA winken. Aktuell müssen die Top-Talente eines jeden Jahrgangs mindestens 19 Jahre alt sein, bevor sie sich zum NBA-Draft anmelden. Zudem muss seit der High School mindestens ein Jahr vergangen sein.
Üblicherweise gehen die Nachwuchs-Basketball deswegen den Weg übers College. Dort verdienen sie keinen einzigen Cent, trainieren und spielen aber unter Profi-Bedingungen.
125.000 Dollar für Top-Talente
Die G-League, die Entwicklungsliga der NBA, möchte dies nun ändern und die Monopol-Stellung der NCAA damit zerstören.
Ab Sommer 2019 sollen die Mega-Talente eines jeden Jahrgangs mit einem 125.000-Dollar-Vertrag für ein Jahr ausgestattet werden. Sie müssen zum Start des Ligajahres mindestens 18 Jahre alt, für den NBA-Draft im kommenden Jahr zugelassen, aber nicht an einem College eingeschrieben sein. Das berichtet das US-Portal ESPN.
Die Spieler, die nicht ans College wollen oder es nicht können, hätten eine Alternative. Auch der "One-and-done"-Weg, bei dem Akteure nach einem Jahr auf dem College in die NBA gehen, könnte Geschichte sein.
G-League statt Europa oder College
Nur wenige ehemalige Talente wie Brandon Jennings oder Emmanuel Mudiay, die sich bei Klubs in Italien oder China auf die NBA vorbereitet hatten, verzichten bislang aufs College. Womöglich hätte das Duo die G-League in Betracht gezogen.
ANZEIGE: Jetzt die neuesten NBA-Trikots kaufen - hier geht es zum Shop
Denn neben der niedrigen sechsstelligen Summe können die Talente auch bereits Berater engagieren und Werbe-Deals mit Schuh- oder Bekleidungsfirmen abschließen. All dies ist in der College-Liga NCAA verboten, da die Verantwortlichen dort allein den Sport in den Vordergrund stellen. Mit frühen Werbedeals könnten die Spieler auf den Spuren von LeBron James wandeln, der einst direkt nach der High School einen 90-Millionen-Vertrag bei Nike unterzeichnete.
Deren Präsident Mark Emmert reagierte bereits in einem Statement auf die Pläne der NBA. "Das Absolvieren einer Ausbildung am College ist eine großartige Vorbereitung auf das Leben als Profi-Sportler. Jedoch bietet dieses neue Angebot eine Option für alle, die kein College besuchen wollen und direkt auf die Karte 'Basketball-Profi' setzen wollen", erklärte der Liga-Boss.
Top-Stars bereits an College gebunden
Für die aktuellen von ESPN gerankten Top 100-Talente im Basketball könnte der Schritt in die G-League wohl noch zu früh sein, wobei noch sieben der besten zehn Juwele - wie beispielsweise James Wiseman oder Vernon Carey Jr. (oben im Bild) - noch keinem College ein Versprechen gegeben haben.
Spätestens in den kommenden Jahren wird sich der ein oder andere High-School-Star sicher überlegen, ob er den finanziell lukrativen Weg wählt. Zumal man dort auch bereits mit den jeweiligen NBA-Partner-Teams in Kontakt treten und generell von den Strukturen profitieren könnte. So sollen die Spieler Zugang zu den Einrichtungen der NBA-Teams haben und mit den Personal-Trainern arbeiten können.
Offene Fragen
Es gibt allerdings auch einige offene Fragen. Werden auch Talente außerhalb der USA, wie Australien oder Kanada, oder der europäische Nachwuchs, in der G-League spielen dürfen?
Es bleibt zudem abzuwarten, inwieweit die Talente in der G-League zum Einsatz kommen. Wird ein Spieler, der sieben Jahre jünger ist als der durchschnittliche G-League-Profi, genügend Möglichkeiten haben, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen?
Riskieren die jungen Spieler durch das Messen mit älteren und physisch stärkeren Profis ihre Chancen auf die NBA, während ihre gleichaltrigen Kollegen sich in der NCAA untereinander messen?
Die NBA-Teams haben natürlich großes Interesse daran, die Talente in ihr G-League-Team zu holen, um einen guten Eindruck von ihnen zu bekommen. Aber haben die Coaches auch Interesse daran, Spieler zu entwickeln?
Zudem könnte es Konflikte zwischen den jungen G-League-Talenten und den erfahreneren Akteuren, die im Schnitt nur 35.000 Dollar jährlich verdienen, geben.
Sollten diese Zweifel zumindest verkleinert werden, steht einer Basketball-Revolution nichts mehr im Wege.