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Triathlon-Ironman Patrick Lange erklärt seinen Coup auf Hawaii

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Triathlon-Ironman Patrick Lange erklärt seinen Coup auf Hawaii

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Lange: "Hatte 39 Grad Temperatur"

Patrick Lange läuft eine Fabelzeit beim Ironman auf Hawaii. Der Triathlet spricht über den Druck als Weltmeister und seine Ziele. Hier das SPORT1-Interview.
Gut eine Woche nach dem Triumph bei dem  wohl härtesten Rennen der Welt hat der Triathlet der SPORT1-Redaktion einen Besuch abgestattet und sogar einige Geheimnisse verraten.
SPORT1
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von SPORT1

Nach seinem zweiten Triumph beim Ironman auf Hawaii zählt Patrick Lange endgültig zu den Größten im Triathlon. Zumal er die magische Acht-Stunden-Marke um mehr als sieben Minuten unterbot.

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Gut eine Woche nach dem Triumph bei einem der wohl härtesten Rennen der Welt hat Lange der SPORT1-Redaktion einen Besuch abgestattet und sich den vielen Fragen rund um seinen Fabelrekord gestellt.

Lange spricht dabei unter anderem über die Rekordjagd beim Ironman, die Qualen auf Hawaii, das Verhältnis zu seinen deutschen Kollegen und seine nächsten Ziele.

SPORT1: Sie haben beim Ironman die magische Acht-Stunden-Marke um mehr als sieben Minuten unterboten. Gibt es irgendwo ein zeitliches Limit?

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Lange: Wir hatten dieses Jahr außerordentlich gute Bedingungen. Hawaii wird durch die Winde mitbestimmt. Wenn man Gegenwind hat, fährt man auch mal nur Tempo 25. Wir hatten dieses Jahr einfach Glück. Die Bedingungen beim Radfahren waren sehr gut, dafür war das Rennen sehr heiß. Der Asphalt hatte 55 Grad, die Luft 35. Insgesamt entwickelt sich der Sport immer weiter, auch die Technik. Wir haben mit meinem Radsponsor viel am Rad getüftelt, um noch die letzten paar Watt rauszuholen. Das ist schon Formel-1-Technologie.

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SPORT1: Wie lange wird der Rekord ihrer Meinung nach Bestand haben?

Lange: Mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Rekord lange Bestand haben kann. Man hat Jahre, wo es mal fünf Minuten schneller oder langsamer ist, aber Bedingungen wie in diesem Jahr werden wir so schnell nicht mehr haben.

SPORT1: Was macht man im Rennen acht Stunden lang mit sich selbst?

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Lange: Man muss die Gedanken zwischendurch aus mal loslassen, die Helikopter-Perspektive einnehmen und ein, zwei Minuten abdriften. Am Highway bei Kilometer 110 kannst Du dich auch mal rausziehen und von außen beobachten. Mir ist wichtig, dankbar zu sein, dass man da ist, gesund und fit ist, auf Hawaii ist und mit den besten Athleten der Welt diesen Wettkampf machen darf.

Lange: "Größtes Problem war die Hitze"

SPORT1: Was waren während des Marathons die schwierigsten Phasen?

Lange: Man durchläuft Höhen und Tiefen, auch wenn man das nicht sieht. Das größte Problem war die Hitze. Das ist eine sehr wellige, anstrengende Strecke. Am hinteren Wendepunkt brät die Sonne wie in eine Suppenschüssel rein. Als ich dort raus gelaufen bin, stand die Hitze dermaßen, dass ich dachte, mir platzt der Kopf. Da hatte ich bestimmt 39 Grad Körpertemperatur. Da haben auch die Verpflegungsstellen und die Ice-Packs nichts mehr genutzt.

SPORT1: Wann kommt im Rennen der Moment, in dem man sich sicher ist, dass man den Sieg in der Tasche hat?

Lange: Man versucht, das aus dem Wettkampf rauszuhalten. Als ich Wurf (Cameron, Anm.d.Red) überholt habe, waren noch fast 30 Kilometer zu laufen. Ich hab mir die Zeit mit der Uhr vertrieben - zu rechnen, ob es mit den 8 Stunden klappt. An den Sieg habe ich erst rund zwei Kilometer vor dem Ziel gedacht. Da hat es Klick gemacht.

Ironman-König Patrick Lange zu Besuch bei SPORT1
Ironman-König Patrick Lange zu Besuch bei SPORT1

SPORT1: Wie groß war der Unterschied zum Vorjahr? Ist es anders, als Titelverteidiger anzutreten?

Lange: Das war die größte Schwierigkeit des Jahres. Ich habe mir einen Lebenstraum erfüllt. Ich musste mir zuerst überlegen: Was kommt jetzt? Ich habe ein paar Monate nachgedacht, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass Hawaii das ist, wo ich hingehöre und dort noch mal zu gewinnen an Motivation für die nächsten Jahre reicht. Ich habe mich auch mit dem Psychologen der Nationalmannschaft getroffen. Es war keine leichte Situation, ich war als Weltmeister immer der Gejagte.

2018 ein lehrreiches Jahr

SPORT1: Die Rennen vor dem Ironman sind für Sie nicht immer zufriedenstellend verlaufen. Wie haben Sie sich für die WM auf Hawaii motiviert?

Lange: Viele Enttäuschungen, die ich gar nicht so wahrgenommen habe, wurden mir angehängt. Ein dritter Platz bei der EM ist sicherlich nicht das Ergebnis, das man von einem Weltmeister erwartet. Aber nur ich bin derjenige, der die wirklichen Umstände kennt und weiß, was dazu geführt hat. Insgesamt war ich relativ zufrieden mit der Saison. Aber natürlich hätte ich lieber jedes Rennen gewonnen. 2018 war für mich sehr lehrreich und druckbehaftet. Daher bin ich über den Ausgang sehr glücklich.

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SPORT1: Gibt es Freundschaften innerhalb der Szene? Wie ist ihr Verhältnis zu Jan Frodeno und Sebastian Kienle?

Lange: Zu Jan habe ich ein gutes Verhältnis, das über Jahre gewachsen ist. Es gibt keine Probleme. Wir trainieren nicht zusammen und haben wenige Überschneidungspunkte. Aber wir verstehen uns sehr gut. Zu Sebastian ist das Verhältnis etwas schwieriger, aber auch durchweg befruchtend. Wir treiben uns gegenseitig an und das sorgt für den gewissen Zunder. Das bringt die Sportart insgesamt weiter. Wir müssen nicht alle beste Freunde sein. Solange es fair zur Sache geht, finde ich es sehr positiv, wenn man ab und zu miteinander aneckt.

Darum ist Deutschland eine Triathlon-Nation

SPORT1: Wieso sind wir in Deutschland im Triathlon so gut?

Lange: Man muss dazu sagen, dass wir auf der Langdistanz sehr gut sind, aber auf der Kurzdistanz gar nichts zu melden haben im Moment. Die Langdistanz liegt uns aus mehreren Gründen sehr gut. Wir haben eine sehr hohe Leistungsdichte. Wenn Du bei uns etwas gewinnen willst, musst Du sehr gut sein. Wir haben eine sehr gute erste Reihe, aber es kommt auch sehr viel nach. Die Langdistanz entspricht einfach deutschen Tugenden.

SPORT1: Ihr Hashtag lautet #betherecordbreaker. Planen Sie einen Start beim Triathlon in Roth, um den Weltrekord zu brechen?

Lange: Der Spruch ist nicht nur auf mich bezogen, dass ich alle Rekorde brechen möchte. Ich möchte damit inspirieren. Es geht darum, an sich zu glauben und aus sich das Maximum herauszuholen. Ein Start in Roth steht auf jeden Fall irgendwann an. Es ist ein großartiges Rennen, das jeder Triathlet, der etwas auf sich hält, einmal gemacht haben sollte. Ob man da unbedingt einen Weltrekord angreifen muss, weiß ich nicht."

SPORT1: Abschließend: Was ist Ihr Ziel für die Saison 2019?

Lange: Der Sieg beim Ironman Hawaii.