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Tischtennis: Timo Boll im Interview über Karriereende und Uli Hoeneß

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Tischtennis: Timo Boll im Interview über Karriereende und Uli Hoeneß

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Boll fürchtet sich vor Karriereende

Timo Boll gehört mit seinen 37 Jahren nach wie vor zur Weltspitze im Tischtennis. Im SPORT1-Interview verrät er, wie er über ein Karriereende denkt.
Timo Boll gehört zu den erfolgreichsten Tischtennisspielern der Welt
Timo Boll gehört zu den erfolgreichsten Tischtennisspielern der Welt
© SPORT1-Montage: Davina Knigge/Getty Images/Imago
von Benjamin Bauer

Er ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten Tischtennis-Spieler der Welt.

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Mit seinen 37 Jahren gehört Timo Boll immer noch zur absoluten Weltspitze. Sieben Europameister-Titel im Einzel, sechs mit der Mannschaft, WM-Bronze im Einzel - die Liste seiner Erfolge ist lang. Und noch hat der gebürtige Erbacher nicht genug.

Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht, aber der Spagat zwischen Champions League, Weltmeisterschaft, Bundesliga-Playoffs und der Familie ist oft nicht einfach.

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Im Interview mit SPORT1 spricht Boll über sein noch fernes Karriereende, das Image seiner Sportart und einen möglichen Einstieg des FC Bayern München in den Tischtennis-Sport.

SPORT1: Herr Boll, wie verkraften Sie die Strapazen mit dem vielen Reisen?

Timo Boll: Körperlich ist das natürlich in meinem Alter mittlerweile ein Thema. Fünf bis sechs Stunden nach dem Spiel noch im Auto sitzen – das merkt man schon mehr als mit 20, als man das einfach abgespult hat und sich nicht groß Sorgen machen musste. Aber es funktioniert noch gut. Ich bin froh und dankbar, dass ich überhaupt noch auf dem Level spielen kann. Deshalb sehe ich das nicht als Qual oder Belastung an, sondern als Bonus zu meiner Karriere.

SPORT1: Jan-Ove Waldner hat bis 47 in der Bundesliga gespielt. Ist das erstrebenswert?

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Boll: Auf dem Level, auf dem er am Ende war, eigentlich nicht mehr. Aber das muss jeder für sich selbst wissen. Wenn es ihm noch Spaß gemacht hat – warum nicht. Ich mache das nicht von meiner Leistung abhängig, sondern von meinem persönlichen Spaßempfinden. Und wenn mich dann immer noch jemand in seinem Team haben will, dann gerne. Ich kann mir schon vorstellen, wie schwierig es für ihn war, loszulassen. Vor dem Moment habe ich auch ein bisschen Bammel.

SPORT1: Macht man sich häufiger Gedanken über das Ende?

Boll: Es wird mehr und mehr. Gerade wenn man Pressekonferenzen von bekannten Sportlern wie Andy Murray sieht, die aufhören müssen. Dann sieht man schon, wie weh es tut. Bei ihm ist es besonders bitter, da er noch nicht so alt ist und einen enormen Ehrgeiz hatte, noch was zu reißen. Den Ehrgeiz verliert man auch nicht.

Tischtennis-Spiel in Bayern-Halle

SPORT1: Dirk Nowitzki wirkt in der NBA noch mit, Bastian Schweinsteiger spielt in den USA. Gibt es das perfekte Karriereende?

Boll: Schwer zu sagen. Für die Öffentlichkeit ist es immer das perfekte Karriereende, wenn man noch einmal etwas ganz Großes gewinnt. Für einen persönlich muss es jeder selbst wissen.

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SPORT1: Am 23. Februar steht das große Event im Münchner Audi Dome an: In der Heimat des FC Bayern Basketball treten Sie mit Borussia Düsseldorf gegen Ochsenhausen an – mit Musik und für den guten Zweck. Ist das eine willkommene Abwechslung oder rückt der Sport in den Hintergrund?

Boll: Für uns Sportler ist das eine schöne Kulisse, aber natürlich auch ein wichtiges Spiel gegen den Tabellenführer, den aktuellen Europapokalsieger. Wir hatten eine durchwachsene Vorrunde, deshalb müssen wir zusehen, das Spiel möglichst zu gewinnen, um die Playoffs sicher zu erreichen.

SPORT1: Was ist das Ziel von solch einem Event?

Boll: Es ist für den guten Zweck. Zweitens wollen wir auch im Münchner Raum ein paar Zuschauer akquirieren. Es gibt hier viele Tischtennisvereine, die selten die Möglichkeit haben, absolutes Spitzen-Tischtennis zu sehen.

SPORT1-Redakteur Benjamin Bauer (l.) traf Timo Boll (r.) zum Interview
SPORT1-Redakteur Benjamin Bauer (l.) traf Timo Boll (r.) zum Interview

SPORT1: Jetzt spielt der FC Bayern in der dritten Liga. Also wäre der Weg nach ganz oben nicht so weit. Würden Sie Uli Hoeneß anrufen und nahelegen, da Geld reinzustecken?

Boll: Er soll es sich erst einmal live anschauen, bevor er sich ein Bild macht. Live wirkt die Sportart ganz anders, man bekommt eine andere Verbindung und einen besseren Eindruck von der Schnelligkeit und Athletik. Das kommt im Fernsehen oft gar nicht so rüber. Also ich würde mich freuen, wenn er mal kommt.

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Boll über eSports: "Habe früher auch viel gezockt"

SPORT1: Rein fiktiv gesprochen als BVB-Fan: Was wäre, wenn der FC Bayern anrufen würde?

Boll: Bayern München ist mir auf keinen Fall unsympathisch. Ich drücke immer die Daumen in der Champions League. Das geht mir auch bei Schalke so. Ich bin kein Fußball-Fan, der nur einen Verein sieht und alles andere ist Müll. Ich bin da ein sehr angenehmer Fußball-Fan.

SPORT1: Was muss passieren, damit Tischtennis noch populärer wird?

Boll: Zum Teil ist es schon populär. Wir reden jetzt von Deutschland. Für mich ist es in China optimal: Ich habe einen Markt, auf dem Tischtennis groß ist, wo man auch dieses Starsein hat und auch die Brötchen verdient. Hier in Deutschland kann ich ein ganz normales Leben führen, das ist angenehm. Auf der anderen Seite will man seinen Sport populärer in der Heimat machen. Das ist nicht einfach. Man muss die Medien besser mitnehmen, gerade das Fernsehen. Da kümmern wir uns auch einfach nicht gut genug darum. Das macht beispielsweise der Wintersport sehr gut. Fußball ist eher ein Selbstläufer. Auch für Sponsoren müssen wir viel mehr machen.

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SPORT1: Jetzt hat Tischtennis nicht nur mit dem realen Sport zu kämpfen, sondern auch mit eSports. Was halten Sie davon?

Boll: Früher habe ich auch viel gezockt (lacht). Mittlerweile habe ich nicht mehr die Geduld dafür. Nach einer Viertelstunde ist dann Feierabend. Aber da gibt es auch Wahnsinns-Spieler. Ich weiß, wie viel die Jungs da mittlerweile trainieren und um welche Feinheiten es geht. Das ist zwar kein körperlicher Sport, aber Sport hat auch oft mit Gedankenschnelligkeit zu tun. Am Ende zählt oft, wie schnell ich eine Situation verarbeite und wie ich darauf reagiere. Das ist genau das Entscheidende im eSport.

Boll lobt Westermanns Tischtennis-Qualitäten

SPORT1: Welcher Fußballer ist das größte Tischtennis-Talent?

Boll: Philipp Lahm konnte ganz gut spielen. Thomas Müller habe ich in China gesehen, als er gegen meine chinesischen Kollegen gespielt hat. Das sah auch vernünftig aus. Heiko Westermann war sehr gut. Der hat auch lange im Verein gespielt. Der war mit am stärksten.

SPORT1: Sie haben als eine Schwäche das Essen angegeben. Was ist ihre Lieblingsspeise?

Boll: Alles was dick macht (lacht). Ich komme aus einer Bäckersfamilie. Da gab es früher schon immer leckere Stücke. Und ich bin ein Genießer. Ich komme viel rum und probiere gerne mal was und gehe gerne in gute Restaurants. Aber ich habe schon die nötige Disziplin, um das Kampfgewicht zu halten.

SPORT1: Wie gut ist der Koch Timo Boll?

Boll: Der ist ganz schlecht. Ich habe mir jetzt einen Mixer gekauft, in dem ich mal eine Suppe kochen kann. Das hat der Frau und der Tochter aber noch nie geschmeckt. Da kann ich mich definitiv noch verbessern.