Das Aus von Annika Beck hat das schlechteste Abschneiden der deutschen Damen in Paris seit sechs Jahren besiegelt. (Ergebnisse und Spielplan der French Open)
Das Debakel von Paris in der Analyse
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Lediglich eine deutsche Spielerin hatte es in Runde drei geschafft, sechs scheiterten sogar bereits in Runde eins - und das, obwohl sich gleich neun Deutsche in den Top 100 befinden.
SPORT1 analysiert das Debakel bei den French Open - und findet dabei sogar einige Lichtblicke.
Die Sorgenkinder:
Anglique Kerber
Bei der Auslosung hatte Kerber Pech. Mit Kiki Bertens traf Kerber auf eine der formstärksten Spielerinnen auf der Tour. Hinzu kam eine schmerzende Schulter, die laut Kerber aber nicht schuld am Aus war. Die Ursache war vielmehr, dass die 28-Jährige erneut gehemmt wirkte und schnell mit sich haderte.
So verlor Kerber seit ihrem Australian-Open-Sieg gleich fünf Mal ihre Auftaktpartie. Nun gilt es den Schalter rasch wieder umzulegen. Dabei dürfte helfen, dass die Rasensaison vor der Tür steht, die Kerbers Spiel deutlich besser liegt.
Andrea Petkovic
Bei den letzten sieben Turnieren gewann Petkovic nur zwei Partien. Dabei zeigte sie immer wieder gute Leistungen, doch am Ende zog die 28-Jährige stets den Kürzeren. Dabei war Petko nach dem Fed Cup noch sicher, auf dem richtigen Weg zu sein.
Die Niederlagen nagen natürlich am Selbstbewusstsein, was bei den French Open deutlich wurde. Petkovic muss anfangen, sich wieder mehr zu vertrauen und weniger zu grübeln - doch gerade ihr fällt das alles andere als leicht.
Sabine Lisicki
Als eine der wenigen Deutschen hatte Lisicki Losglück und traf als ungesetzte Spielerin auf eine Qualifikantin. Doch auch diese Gelegenheit nutzte Lisicki dank vieler Eigenfehler nicht. Bei zwölf Turnierstarts 2016 gewann Lisicki erst einmal zwei Partien in Folge.
Gerade ihre ehemals größte Waffe, der Aufschlag, hat an Effektivität verloren, weshalb selbst auf Rasen kein Erfolg mehr garantiert ist. Hinzu kamen private Probleme und die Trennung von ihrem Coach. Lisicki braucht jetzt einen kompletten Neuanfang.
Carina Witthöft
Vor gerade einmal neun Monaten war Witthöft noch in den Top 50 der Weltrangliste. Nun wird sie nach den French Open wohl sogar aus den Top 100 fallen. Bundestrainerin Barbara Rittner hatte Witthöft bereits vor Saisonstart ein schwieriges Jahr prophezeit - und sie scheint Recht zu behalten.
Die 21-Jährige bekommt 2016 einfach zu wenig Konstanz in ihr Spiel. Stagniert Witthöft weiter in ihrer Entwicklung, sollte sie Becks Beispiel folgen und frischen Wind in ihr Umfeld bringen.
Die Pechvögel:
Laura Siegemund / Anna-Lena Friedsam / Mona Barthel
Nach dem Finale in Stuttgart sind die Erwartungen an Siegmund deutlich gestiegen. In Paris hatte sie aber einfach Pech, dass sie mit Eugenie Bouchard eine der stärksten ungesetzten Spielerinnen erwischte, die langsam wieder zu alter Stärke findet.
Ähnlich erging es Friedsam, deren Gegnerin Darja Kasatkina als größtes Talent auf der WTA-Tour neben Belinda Bencic gilt. Bei Barthel, die sich gerade erst von einem rätselhaften Virus erholt hat, fehlte dagegen einfach die Matchpraxis.
Die Lichtblicke:
Annika Beck / Tatjana Maria / Julia Görges
Als einzige deutsche Dame schaffte es Beck in Runde drei. Zwei Trainerwechsel und die Umstellung von Defensivexpertin zu Offensivkünstlerin brachten dem Talent die langersehnte Weiterentwicklung.
Als Mama mit den besten Spielerinnen der Welt mitzuhalten, ist eine schwierige Aufgabe, die Maria bisher eindrucksvoll meistert. Ohne das unsportliche Verhalten von Cornet hätte es vielleicht sogar zu Runde drei gereicht.
"Görges ein Lichtblick?" mag sich mancher wundern, doch trotz des Aus in Runde zwei machen ihre jüngsten Leistungen Hoffnung, dass sie ihre Dauerkrise bald beendet - dazu muss sie bei den Big Points aber cooler agieren.