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SPORT1-Kolumne von Wolfgang Kleine

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SPORT1-Kolumne von Wolfgang Kleine

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Beckers Ansage auf 14 Quadratmetern

Mit 15 Jahren verblüfft ein unbekannter Leimener die Presse beim Cologne Cup mit vollmundigen Worten. Knapp zwei Jahre vor seinem Wimbledon-Coup freut er sich über 350 DM.
Boris Becker kündigte seinen Wimbledon-Triumph bereits als 15-Jähriger an - vor vier Journalisten
Boris Becker kündigte seinen Wimbledon-Triumph bereits als 15-Jähriger an - vor vier Journalisten
© getty images

Boris Becker wird in Wimbledon ab Montag wieder mitfiebern. In seinem "Wohnzimmer" drückt die deutsche Tennis-Legende seinem Schützling Novak Djokovic die Daumen - beim Angriff des Serben auf den erneuten Titelgewinn bei den All England Championships.

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30 Jahre zurück, am Sonntag, den 7. Juli 1985: Da stand Boris Becker als 17-Jähriger selbst auf dem "heiligen Rasen" und ließ durch seinen ersten Final-Triumph die Sportart Tennis in Deutschland neu schreiben. Ein gewaltiger Boom brach aus.

Becker kassierte damals eine sechsstellige Summe in englischen Pfund und wurde später Millionär. Anders sein erster Profi-Auftritt in der Tennis-Szene: Da bekam er nur ein Trinkgeld und sorgte im kleinen Journalisten-Kreis für einen scheinbar großmundigen Spruch.

In Köln beginnt das Becker-Märchen

Es war der 23. Oktober 1983. Kölner Sporthalle, Cologne Cup. Ex-Veranstalter Jochen Grosse hatte ein Händchen für Topstars und kommende Sternchen. Und so kündigte er einen jungen Burschen an, der sich beim Qualifikationsturnier in der Eifel als Zweiter für das Profi-Event in Köln qualifizierte.

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Grosse zu den neugierigen Journalisten: "Der junge Mann heißt Boris Becker. Ich glaube, das wird einer." Rotblond, erst 15 Jahre jung, musste er als Talent im ersten Profi-Match seiner Karriere beim Kölner ATP-Turnier gegen den US-Amerikaner Sandy Mayer antreten. Der gehörte damals zu den Top Ten der Welt.

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Einige auf der Tribüne raunten schon: "Dieser Becker hat da doch keine Chancen." Doch sie wurden belehrt. Da war plötzlich ein deutscher Spieler, der nicht wie die Gehrings, Pinners und Beutels den Ball meist nur schnibbelte. Da war einer, der spielte mit einer ungeahnten Wucht.

Fans rieben sich die Augen

Mayer war überrascht und verlor den ersten Satz völlig chancenlos mit 3:6. Die Fans rieben sich die Augen. Aber der junge Becker konnte das Niveau nicht halten. Mayer drehte den Spieß um und gewann das Match noch mit 3:6, 6:4, 6:4.

Doch der eigentliche Auftritt des Boris kam dann in den Katakomben, in einem 14 Quadratmeter großen Empfangsraum, in dem sich neben einer Hostess nur der damalige Coach Günther Bosch, Becker und vier Journalisten einfanden. Das Interesse war dünn.

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Kein Medienereignis, sondern ein lockeres Geplauder im kleinen Rahmen folgte. Bosch erzählte was über seinen später millionenschweren Schützling, der stolz seine erste Profi-Prämie von 360 Mark in Scheinen präsentierte.

Becker antwortete erst zurückhaltend auf die Fragen zu seiner Laufbahn. Und dann kam die Frage, die kommen musste: "Boris, was ist denn Dein Ziel?" Die Antwort des großen Blonden ließ da nicht lange auf sich warten: "Ich will Wimbledon gewinnen."

Der 7. Juli 1985

Die Journalisten schauten sich verdutzt an - sie grinsten hämisch. Einer sagte etwas leiser: "Was ist das denn für ein vermessener Schnösel?"

So weit, so gut. Nur knapp zwei Jahre später hat er diesen Journalisten eines Besseren belehrt. Mit 17 Jahren gewann Boris Becker an jenem denkwürdigen Sonntag des deutschen Sports, dem 7. Juli 1985, in seinem späteren "Wohnzimmer" gegen Kevin Curren in vier Sätzen mit 6:3, 6:7, 7:6, 6:4 das Finale von Wimbledon...

Wolfgang Kleine hatte als Journalist seine Feuertaufe bei der Fußball-WM 1974in Deutschland. Danach wurden für ihn zahlreiche Handball-Spiele, die Berichterstattung vom Leichtathletik-Europacup 1979und die Begleitung der Tour de France 1996, 1997 sowie 1998 unvergessliche Erlebnisse. Aber eines bleibt besonders in Erinnerung: Das Wintermärchen der Olympischen Spiele 1994 in Lillehammer.