Dass sich in diesen Tagen in Madrid Außergewöhnliches ereignet, zeigt zunächst der Blick in die Vergangenheit.
Federers Rückkehr an Schreckensort
Vor ziemlich genau drei Jahren spielte Roger Federer beim Masters-Turnier in Rom gegen Dominic Thiem, es ging um den Einzug ins Viertelfinale. Der Schweizer Maestro verlor gegen den jungen Österreicher mit 6:7, 4:6, und als er den Sandplatz im Foro Italico verließ, kehrte er nicht mehr zurück auf die rote Asche. Bis jetzt.
Spätestens am Mittwoch wird Federer beim Masters in Madrid, wo Alexander Zverev Titelverteidiger ist, sein erstes Match auf Sand seit dem 12. Mai 2016 in Rom bestreiten (Tennis, ATP-Turnier in Madrid: Roger Federer - Richard Gasquet, ab 20 Uhr im LIVETICKER). Bereits im Januar hatte er seine Rückkehr angekündigt.
"Es war die richtige Entscheidung", sagte er jetzt nach seiner Ankunft in der Caja Magica, der "Zauberkiste" - und betonte: "Ich fühle mich gut, mental und körperlich, und habe Lust, gutes Tennis zu spielen. Ja, ich kann sagen: Alles ist wunderbar."
Federer lässt unfassbare Grand-Slam-Serie reißen
Aber wie wunderbar? Nach dem Ausscheiden vor drei Jahren in Rom sagte Federer wegen Rückenproblemen seinen Start bei den French Open ab - nach 65 Grand-Slam-Turnieren in Serie.
Im Jahr darauf verzichtete er nach dem Gewinn der Australian Open wegen Knieproblemen auf die Sandplatzsaison. Im vergangenen Jahr gewann er die Australien Open, spielte anschließend aber erneut nicht auf Asche, um sich gezielt auf die Rasenturniere vorzubereiten.
Mittlerweile hat der 37-Jährige aber allem Anschein nach erkannt, dass Turniere auf Sand so schlecht nicht sind, um im Rhythmus zu bleiben. Einen Monat trainierte er in der Schweiz auf dem roten Untergrund, ehe er dann am Freitag nach Madrid reiste.
Es habe ihm "sehr viel Spaß gemacht", berichtete er, aber: "Mir ist auch bewusst, dass das erst das Training war, im Match wird es sicher anders." Federer hat "keine hohen Erwartungen", sagt aber auch, es sei "viel möglich".
Spekuliert Federer auf einen Triumph auf Sand?
Sein letzter Bezwinger auf Sand traut dem Understatement nicht. "Wenn Roger nicht in der Lage wäre, jedes Turnier zu gewinnen, dann würde er da auch nicht mitspielen. Also ich erwarte ihn in absoluter Topform", sagt Dominic Thiem.
Es gibt wohl keinen, der daran zweifelte, und selbst Federer sagt: "Ich hoffe schon, dass es nicht nur zwei Matches sind hier und in Paris, sondern dass ich auch drei, vier Spiele gewinnen kann. Darum ist der Druck schon groß."
Tatsächlich ist Federer auf Sand nicht gerade der Schlechteste. Bei den French Open etwa siegte er 2009, vier weitere Male stand er im Finale, jeweils gegen French-Open-König Rafael Nadal.
Von seinen 101 Turnieren hat der Schweizer immerhin elf auf diesem Untergrund gewonnen, das letzte 2015 in Istanbul. Und auch in Madrid war der Schweizer schon erfolgreich, zuletzt 2009. Damals war die Asche in der Caja Magica allerdings noch blau.
Gesprächsbedarf mit Djokovic
Auf der roten Asche wird Federer diesmal nicht nur Nadal und Thiem über den Weg laufen, sondern auch auf Novak Djokovic treffen.
Mit dem serbischen Superstar duellierte sich der Schweizer zuletzt eher neben als auf dem Platz. Über Monate hatte Djokovic entgegen des Widerstands von Federer (und Nadal) die Absetzung von ATP-Präsident Chris Kermode sowie die Installierung von Justin Gimelstobs als dessen Nachfolger vorangetrieben.
Vor der Entscheidung hatte Djokovic, als Präsident des Spielerrats, mehrfach den Dialog mit Federer verweigert. Mit dem Rücktritt des wegen Körperverletzung verurteilten Justin Gimelstob aus dem ATP-Board hat sich allerdings vieles erübrigt.
"Momentan gibt es nicht viel zu besprechen mit Novak. Jetzt ist alles gut, entschieden und richtig", sagt der Schweizer, möchte aber über ein anderes Thema mit dem Serben diskutieren: "Es geht eher darum, zu schauen, wie er die Zukunft im Tennis sieht. Es gibt doch viele offene Fragen."