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Krause: Deutschlands Welthandballerin

Nadine Krause ist die bislang einzige deutsche Welthandballerin. Ihr Ex-Trainer vergleicht sie mit einer echten Legende. SPORT1 blickt zurück auf ihre Karriere.
Nadine Krause wurde 2006 zur "Welthandballerin der Jahres" gewählt
Nadine Krause wurde 2006 zur "Welthandballerin der Jahres" gewählt
© Getty Images
Nico Seepe
Nico Seepe
von Sven Sartison

Nadine Krause

Geburtstag: 25. März 1982
Geburtsort: Waiblingen/Baden-Württemberg
Sportart: Handball
Größte Erfolge: WM-Bronze 2007 mit Deutschland, Deutscher Pokalsieger 2002, Deutscher Vizemeister 2005 und 2006 mit Bayer Leverkusen, Europapokal der Pokalsieger 2009 und Dänischer Pokalsieger 2010 mit dem FCK Handbold, Welthandballerin 2006
Karriereende: 2012

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Sie prägte den deutschen Frauen-Handball wie kaum eine andere und doch kennt kaum einer ihren Namen. Nicht umsonst wurde Nadine Krause schon während ihrer aktiven Zeit als "einer der unbekanntesten Weltstars der Welt" bezeichnet. Dass diese Bezeichnung nicht von Ungefähr kommt und erst recht nicht unbegründet ist, dafür reicht nur ein kurzer Blick in die Vita der gebürtigen Waiblingerin.

Deutsche Pokalsiegerin mit Bayer Leverkusen, Europapokal der Pokalsieger mit dem FCK Handbold, die Bronzemedaille mit der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2007 und als Krönung die Auszeichnung als "Welthandballerin des Jahres" - als erste und bis heute einige Deutsche - sind nur ein kleiner Auszug aus der erfolgreichen Karriere der mittlerweile 37-Jährigen.

Dass es Krause eines Tages einmal so weit bringen würde, damit hätte 1986 wohl keiner gerechnet. Mit vier Jahren begann sie ihre Karriere bei den Minis des VfL Waiblingen, dessen erste Damenmannschaft zwischen 1978 und 1984 in der ersten Bundesliga spielte und aktuell in der 2. Liga an den Start geht. 

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Deutsche A-Jugend-Meisterin mit Waiblingen

Einer ihrer ersten Trainer ist damals ihr Vater Jürgen, der selbst viele Jahre für den VfL auf dem Parkett stand. "Ich konnte kaum laufen, da bin ich schon dem Ball hinterher gerannt. Ich bin praktisch in der Halle groß geworden", beschrieb sie einmal schmunzelnd ihre Anfänge im Handball.

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Dabei wusste Krause schon früh aufzufallen - allerdings weniger durch sportliche Leistungen und vielmehr durch ihre Eigenwilligkeit. Weil alle anderen mit rechts warfen, wollte die Linkshänderin das auch. Die "Umschulung" gelang ihr, alles abseits des Handballfeldes machte sie aber weiterhin buchstäblich mit links.

Erstmals überregional für Aufsehen sorgte sie bereits im Alter von nur 16 Jahren. Mit der A-Jugend der Waiblinger setzte sie sich 1998 im Finale um die deutsche Meisterschaft durch und verteidigte diesen Titel in der darauffolgenden Saison. Im Anschluss daran entschied sie sich ihre Karriere bei der HSG Blomberg-Lippe fortzusetzen.

Wechsel in die Bundesliga und Pokalsieg mit Leverkusen

Durch ihre starke Wurf- und Durchsetzungskraft gelang es ihr sich schnell im linken Rückraum der Bundesligamannschaft durchzusetzen, wodurch nur zwei Jahre später auch der deutsche Frauenrekordmeister aus Leverkusen auf Krause aufmerksam wurde. Bei der Werksmannschaft entwickelte sich die 1,87 Meter große Rückraumspielerin endgültig zur Weltklassespielerin. 

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German player Nadine Krause (C) scores a
German player Nadine Krause (C) scores a

Gleich in ihrer ersten Saison konnte sie mit dem Gewinn des DHB-Pokals gegen den VfL Oldenburg den ersten Titel in ihrer Profikarriere gewinnen, welcher für lange Zeit auch ihr einziger bleiben sollte. Doch während man bei den Leverkusenerinnen in den darauffolgenden Jahren nur noch bedingt an die Erfolge alter Tage anknüpfen konnte, steigerte sich die gebürtige Schwäbin von Saison zu Saison.

2006: "Welthandballerin des Jahres" 

Nach zwei Auszeichnungen zur "Handballerin des Jahres" in Deutschland folgte nach dem vierten Platz bei der Europameisterschaft 2006 Krauses endgültiger Durchbruch auf internationalem Niveau. Als erste Deutsche wurde die damals 25-Jährige vom Weltverband IHF und dem "World Handball Magazine" zur "Welthandballerin des Jahres" gewählt - ein Titel, den bis heute keine deutsche Spielerin mehr gewinnen konnte.

"Ich bin stolz auf diese Wahl, die ein Kompliment für die gesamte Nationalmannschaft ist. Das ist der Wahnsinn und kommt echt überraschend", sagte Krause, die damals unmittelbar vor einem Wechsel nach Dänemark stand, voller Freude und Stolz.

Anders als viele andere Top-Spielerinnen zog es sie allerdings nicht zum Top-Klub Viborg HK, sondern in die Hauptstadt zum FCK Handbold. "Das Konzept von Kopenhagen hat mich überzeugt: Die haben im Mittelfeld gespielt und wollen jetzt oben angreifen. Es hat mich gereizt, ein Teil zu sein, der da hilft", erklärte sie ihren etwas überraschenden Wechsel.

Ex-Bundestrainer Emrich zieht Vergleich zu Deckarm

Auch in der "Handbold Dameligaen" konnte Krause, die von Ex-Bundestrainer Armin Emrich unmittelbar vor der Europameisterschaft 2006 als "Jo Deckarm des Frauen-Handballs" bezeichnet wurde, sofort Fuß fassen. Der frühere Nationalspieler Joachim Deckarm galt in den 1970er-Jahren als einer der besten Handballer der Welt, ehe er nach einem Sturz beim Spiel seines Vereins VfL Gummersbach in Tatabanya/Ungarn unglücklich mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug und seitdem schwerbehindert ist.

Bei der WM 2007 feierte Nadine Krause im Spiel um Platz drei gegen Rumänien einen ihrer größten Erfolge
Bei der WM 2007 feierte Nadine Krause im Spiel um Platz drei gegen Rumänien einen ihrer größten Erfolge

Bei der Weltmeisterschaft 2007 feierte die Dänemark-Legionärin dann den vielleicht größten Erfolg ihrer Karriere. Nachdem sich die DHB-Auswahl erst im Halbfinale knapp gegen Norwegen geschlagen geben musste, besiegten Krause und Co. Rumänien in einem denkwürdigen Spiel um Platz drei in der Verlängerung. Durch die Bronzemedaille sicherte sich die Mannschaft zudem das Ticket für die Olympischen Spiele 2008.

Olympia 2008 wird zur größten Enttäuschung

Doch das Turnier in Peking sollte für Krause zu einem der bittersten Momente in ihrer Laufbahn werden. Mit nur einem Sieg und vier Niederlagen musste die deutsche Mannschaft als Letzter bereits in der Gruppenphase die Segel streichen. "Sportlich bleibt von Olympia nur Enttäuschung. Jetzt ist da nur Leere, es tut weh in Herz und Seele. Das ist hart", sagte sie damals unmittelbar nach dem abschließenden Spiel gegen Russland.

Auf Klubebene lief es in den kommenden beiden Spielzeiten dafür umso besser. 2009 konnte der FCK Handbold den Europapokal der Pokalsieger, ein Jahr darauf den dänischen Pokal gewinnen. Ihrer Ankündigung, beim Angriff auf die Spitze mithelfen zu wollen, hatte Krause wahr gemacht.

Schwere Verletzung beendet beinahe Krauses Karriere

Für sie selbst wurden die Jahre ab 2009 allerdings zu einer echten Belastungsprobe. Beinahe zwei Jahre hatte die Nationalspielerin mit den Folgen einer schweren Schulterverletzung zu kämpfen, ihre Karriere stand zwischenzeitlich sogar am Scheideweg. Sie habe "große Zweifel" daran gehabt, je wieder in der Bundesliga und der Nationalmannschaft spielen zu können, hatte sie 2011 in einem Interview mit der FAZ gestanden.

Die Olympischen Spiele 2008 wurden für die DHB-Damen zu einer großen Enttäuschung
Die Olympischen Spiele 2008 wurden für die DHB-Damen zu einer großen Enttäuschung

"Ich hatte mich an der Supraspinatussehne verletzt. Eine Schraube, die diese fixieren sollte, bohrte sich bei jeder Wurfbewegung in die Sehne. Ich war nie richtig beschwerdefrei."

Nach drei Jahren in Dänemark kehrte die inzwischen 28-Jährige zurück an alte Wirkungsstätte und schloss sich der HSG Blomberg-Lippe an, nur um eine Jahr später weiter nach Leverkusen zu ziehen. "Ich fühle mich sogar ein bisschen heimisch", erklärte sie nach ihrer Rückkehr zu Bayer gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Zurückgezogenes Leben nach dem Karriereende

An die Form alter Tage konnte sie jedoch nie wieder anknüpfen. Nachdem Krause bereits 2011 ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gegeben hatte, machte sie nur ein Jahr darauf auch auf Vereinsebene Schluss.

Für die Karriere nach der Karriere hatte sie bereits während ihrer aktiven Zeit vorgesorgt. Ihr BWL-Studium schloss sie mit ihrer Diplomarbeit zum Thema "Versicherbarkeit von Naturkatastrophen" ab, schon während ihrer Zeit bei Bayer begann sie bei einer Versicherung in Düsseldorf zu arbeiten.

Ansonsten genießt Krause ihr Leben abseits des Rampenlichts, hat weder Facebook noch eine Internetseite. "Es muss nicht die ganze Welt wissen, was ich mache. Alle, die mir wichtig sind, können mich erreichen."

Derzeit ist Krause auf VOX in der Sportler-Dokumentation "Ewige Helden" im TV zu sehen.