Es gibt diese Sportler mit Hang zum Skandlösen. Sie pöbeln, treten oder schlagen auf andere Weise über die Stränge.
Rugby-Rambo droht ehrloses Ende
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Im Rugby war für so jemanden bislang kein Platz. Die Sportart hat sich das Gebot des Fair Plays selbst auferlegt. Dylan Hartley ist da eine der unrühmlichen Ausnahmen.
Länger als ein Jahr lang gesperrt
Das 1,85 Meter große und 110 Kilo schwere Kraftpaket ist jener Sportsmann, der sich in der Rugby-Szene den Ruf des unfairsten Spielers der Welt erarbeitet hat.
Addiert man all die Sperren, die der gebürtige Neuseeländer im Laufe seiner Karriere eingesammelt hat, war er länger als ein ganzes Jahr am Stück aus dem Verkehr gezogen. Dylan Hartley, das ist der Andoni Goikoetxea des Rugbys.
Der spanische Fußball-Verteidiger wurde in den 80er Jahren ob seiner brutalen Grätschen nur "der Schlächter von Bilbao" genannt. Hartley gibt sich derzeit mal wieder alle Mühe, ihm nachzueifern.
"Eine hinterhältige Attacke"
In einer Champions-Cup-Partie seiner Northampton Saints hat sich der 30-jährige Hooker (zu deutsch: Hakler) in der vergangenen Woche für ein brutales Tackling einen seiner zahlreichen Feldverweise eingehandelt.
Opfer seiner jüngsten Attacke war der bedauernswerte Sean O’Brien im Dress von Leinster. Augenzeugen beschreiben die Szene wie folgt: "Mit einem schwingenden Arm, einer schlagähnlichen Bewegung, erwischte er [Hartley] den bereits zu Boden gehenden irischen Flanker am Kopf und knockte diesen aus. Eine hinterhältige Attacke."
Der Ausraster könnte für ihn aber noch weitaus bösere Folgen haben als die Rote Karte. Der Rugby-Rüpel droht den gesamten Nimbus zu verspielen, den er sich in seiner Laufbahn erarbeitet hat.
Comeback als England-Kapitän
Denn Hartleys Vita ist durchaus schmuckhaft. Obwohl er seine Karriere in der Nationalmannschaft eigentlich längst beendet hatte, holte ihn Englands Coach Eddie Jones vor dem Grand Slam in diesem Jahr zurück ins Aufgebot. Hartley erhielt prompt die Kapitänsbinde.
Mit ihm gewann England das prestigeträchtige Turnier zum ersten Mal seit 2003, etwas später zudem auch noch den Cook Cup gegen Rugby-Macht Australien.
Hartley hätte das Zeug zu einem Nationalhelden, wären da nicht seine ständigen Ausraster auf dem Feld. Früher hinterließ er auch schon mal Bissspuren auf der Haut seiner Gegenspieler oder bohrte ihnen ein Finger ins Auge.
Die Folgen des Kamikaze-Fouls
Bei seinem neuerlichen Tackling packte der streitbare Profi also die Abteilung Kamikaze aus. Das rüde Foul dürfte wiederum eine lange Sperre nach sich ziehen.
Es gibt sogar Stimmen, die munkeln, Hartleys Klub, die Northampton Saints, könnten ihren Star nach dem neuerlichen Fauxpas fallen lassen. Der englische Guardian spottete, Hartley sei "noch einen Gewaltakt davon entfernt, dass seine Karriere in Vergessenheit gerät".
Als einziger Verbündeter bliebe Hartley Nationalcoach Jones. Der sah den jüngsten Feldverweis seines Kapitäns mit eigenen Augen an - live im Stadion. Es heißt, Jones habe die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.