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Reiten: Weltcup-Finale in Göteborg wegen Herpes-Virus abgesagt

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Reiten: Weltcup-Finale in Göteborg wegen Herpes-Virus abgesagt

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Wie Herpes eine Sportart lahmlegt

Das Herpes-Virus lähmt die Turnierszene im In- und Ausland. Das Weltcupfinale wurde zum zweiten Mal nach 2020 abgesagt, die Zahl der toten Pferde steigt.
Das Weltcup-Finale der Springreiter findet nicht statt
Das Weltcup-Finale der Springreiter findet nicht statt
© FIRO/FIRO/SID
. SID
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von SID

Sven Schlüsselburg brachte den Tod mit in die Stallgasse, als er nach dem Turnier in Valencia wieder zu Hause auf dem Hof in Ilsfeld ankam. "Hinter meiner Frau, meiner Familie, meinen Kunden und meinen Mitarbeitern liegen Wochen der Schlaflosigkeit, der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit", schrieb der Nationenpreisreiter in den Sozialen Netzwerken.

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Zwei Pferde sind tot, sechs Stuten haben nicht lebensfähigen Nachwuchs auf die Welt gebracht. Ciao Bella, eines seiner besten Nachwuchspferde, "kann nicht selbst stehen, sie wird gehalten von einer Seilwinde, ihre Zukunft ist ungewiss, aber wir kämpfen um sie".

Das Grauen in Ilsfeld hat einen Namen. Equine Herpes Virus 01, kurz: EHV-01. Ein Virus, das mit Fieber beginnt, das Rückenmark der Pferde befällt und zu fatalen neurologischen Ausfällen führen kann. Die Tiere kommen nicht mehr hoch, Blase und Darm versagen ihren Dienst, am Ende steht schlimmstenfalls der Tod.

14 tote Pferde seit dem Ausbruch

Seit die Seuche am 21. Februar im Rahmen des Turniers im spanischen Valencia ausgebrochen ist, spricht der Weltverband FEI offiziell von 14 toten Pferden, die Zahl der nicht gemeldeten Fälle dürfte weitaus höher sein.

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Schlüsselburg war im Februar zur Vorbereitung auf die grüne Saison mit acht Pferden zum Turnier nach Valencia gefahren, erst zwölf Tage nach seiner Heimreise bekam er die Nachricht, dass es in Spanien einen Herpes-Ausbruch gegeben hatte. Kurz darauf nahm die Katastrophe in Ilsfeld ihren Lauf - da war Schlüsselburg mit seinen Pferden Bud Spencer und Nascari aber schon weiter zum Turnier nach Doha gereist. Die beiden Tiere wurden in Katar getestet, zuerst negativ, dann positiv, beide ohne Symptome. Zurück nach Deutschland durften sie vorerst nicht.

Otto Becker denkt trotz der Tragödie positiv. Auch die zweite Vollbremsung innerhalb eines Jahres soll, daran glaubt der Bundestrainer der deutschen Springreiter ganz fest, den Reitsport nicht aus dem Tritt bringen. "Ich bin eigentlich guter Dinge, dass wir Mitte April wieder loslegen können", sagte Becker dem SID: "Alle Pferde sind jetzt zu Hause, es gibt keine Vermischung mehr. Ich hoffe, diese Tragödie ist in ein paar Wochen überstanden."

Becker und Theodorescu reagieren

Die FEI hat jedenfalls prompt reagiert und Turniere in den am meisten betroffenen Ländern - darunter auch Deutschland - vorerst bis zum 11. April abgesagt. Das Weltcup-Finale der Spring- und Dressurreiter, geplant vom 31. März bis 4. April in Göteborg, ist damit zum zweiten Mal in Folge gecancelt. Im vergangenen Jahr war der Höhepunkt der Hallensaison der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen.

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"Natürlich ist das nicht schön", sagte Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu dem SID: "Aber viel schlimmer als ausgefallene Turniere sind tote und kranke Pferde." Eine Impfpflicht gegen das Virus gibt es in Deutschland nicht, die Krankheit ist nicht einmal meldepflichtig. "Jetzt", sagt Theodorescu, "wollen natürlich alle den Impfstoff haben, es gibt aber nicht genügend." Corona lässt grüßen.

Die Bundestrainer stehen angesichts der europaweiten Verbreitung der Seuche hundertprozentig hinter der Entscheidung der FEI, die Turniere auszusetzen. "Das Wichtigste ist wie bei Corona die Hygiene", sagt Theodorescu, und Becker erklärt, "dass auch hier Abstand und Sauberkeit ganz entscheidend sind".

Der Mensch kann das Virus auf die Pferde übertragen, über Sattel, Trense, Decken, Kleidung kann es in die Tiere gelangen. Der Mensch selbst kann nicht erkranken. Zumindest nicht am EHV-01.