Und täglich grüßt das Murmeltier: Wenn am Sonntag die Tour de France zum 105. Mal zu Ende geht, wird erneut Peter Sagan im Grünen Trikot über die Champs-Elysees rollen.
Darum ist Sagan unbesiegbar
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Der Slowake muss lediglich bei jeder Etappe innerhalb des Zeitlimits ins Ziel kommen, um zum sechsten Mal als bester Sprinter der Tour geehrt zu werden - und das mit 28 Jahren.
Auf der 17. Etappe musste er eine Schrecksekunde überstehen. Der Weltmeister kam in der Abfahrt vom Col de la Val Louron-Azet zu Fall. Sagan konnte weiterfahren und erreichte im Zeitlimit das Ziel.
Rein rechnerisch ist ihm das grüne Jersey des Punktbesten bereits jetzt nicht mehr zu nehmen. Denn sein ärgster Verfolger, der Norweger Alexander Kristoff, liegt 282 Punkte hinter Sagan (452) und könnte höchstens noch auf insgesamt 440 Zähler kommen. (DATENCENTER: Sprintwertung der Tour de France)
"Morgen ist die kürzeste aber schwerste Etappe der gesamten Tour de France. Wenn ich morgen durchkomme, habe ich es fast geschafft. Diese Etappe ist ein bisschen wie die neunte nach Roubaix - für alle geht es nur darum, durchzukommen. Ich freue mich, dass ich das Grüne Trikot rechnerisch sicher habe", sagte Sagan am Donnerstag nach der Siegerehrung.
Sagan schießt über das Ziel hinaus
Wie dominant Sagan ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Von 2012 bis 2016 gewann er jedes Jahr das Grüne Trikot bei der Tour. Und wahrscheinlich hätte er auch 2017 triumphiert, wenn er sich nicht zu einer folgenschweren Aktion hätte hinreißen lassen.
Beim Zielsprint auf der vierten Etappe checkte er im Schlusssprint Rivale Mark Cavendish in die Bande und wurde daraufhin von der Rennleitung aus dem Wettbewerb genommen. Cavendish brach sich bei dem Sturz das Schulterblatt. (DATENCENTER: Gesamtwertung der Tour de France)
Eins ist klar: Der Fahrer des deutschen Teams Bora-hansgrohe macht im Sprint keine Kompromisse und zieht auf keinen Fall zurück. An dieser Haltung will er auch nichts ändern: "Es war nicht mein Fehler damals, ich würde wieder vorne sein wollen."
Kittel sieht Lockerheit als Stärke von Sagan
Doch das ist nicht der Hauptgrund für Sagans Stärke: "Er bleibt locker und holt die Etappen bei Rennen wie der Tour oder sogar Weltmeisterschaften. Er hat für sich eine gute Herangehensweise gefunden. Das ist schon beeindruckend. Da kann sich jeder eine Scheibe bei ihm abschneiden", sagte Deutschlands Top-Sprinter Marcel Kittel bei SPORT1.
Auch Jens Voigt stimmt Lobeyhymnen auf den dreifachen Straßen-Weltmeister an. "Die anderen sind einfach nicht gut genug. Punkt", sagte Voigt zu SPORT1: "Ich finde es faszinierend, mit welcher Leichtigkeit und Lässigkeit Sagan dieses Trikot holt. Und aus Spaß an der Freude in die Zwischensprints und Gruppen geht. Das hat er gar nicht mehr nötig."
In diesem Jahr ist Sagans Vorsprung besonders groß, weil Top-Sprinter wie Kittel, Cavendish, Mark Renshaw und Andre Greipel alle auf vorangegeganenen Etappen das Zeitlimit verpasst haben und damit vorzeitig aus der Tour ausgeschieden sind. (DATENCENTER: Bergwertung der Tour de France)
Aber auch mit Kittel und Co. wäre Sagan wohl unschlagbar. "Sagan kann Punkte holen, wenn die Etappe schwerer ist. Das wissen die Sprinter. Dadurch tun sich klassische Sprinter wie Kittel schwer. Die versuchen gar nicht mehr, das grüne Trikot zu holen, weil sie genau wissen, Sagan macht 100 Punkte in den Bergen, wo wir keinen einzigen Punkt holen", erklärt Voigt.
Kittel: Sagan einer wie Merckx
Kittel glaubt nicht, dass sich an Sagans Dominanz bald was ändert.
"Mit Sagan haben wir einen, über den wir in zehn oder 15 Jahren vielleicht noch mehr sprechen als über Eddy Merckx. Er ist definitiv ein absolutes Ausnahmetalent. Er holt Punkte in den Etappensprints und auf den schwierigeren Etappen. Das macht ihn perfekt, um das Grüne Trikot ständig zu gewinnen", sagte Kittel.
Um seine Überlegenheit bei der Tour einzudämmen, könnte allenfalls eine Regeländerung helfen. (SERVICE: Zeitplan und Etappen der Tour de France)
"Es macht Sinn, den reinen Sprintern noch mehr Anreiz zu geben. Es wurde in der Punktewertung schon einiges geändert", so Kittel: "Wenn man auf 2017 blickt: Da habe ich fünf Etappen gewonnen und man hätte sechs gewinnen müssen, um eine Chance zu haben. Das ist für einen reinen Sprinter unerreichbar."
Voigt bringt das Kernproblem vieler Sprinter auf den Punkt: "Die Leute haben Pech, dass sie zu dieser Zeit geboren wurden und mit Sagan fahren müssen."
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