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Olympia: Impfen als Imperativ - Deutschlands Sport erhöht den Druck

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Olympia: Impfen als Imperativ - Deutschlands Sport erhöht den Druck

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Olympia-Fiasko? Der Druck wächst

Ohne flächendeckende Impfung der Teilnehmer drohen die Olympischen Spiele zum Fiasko zu werden. Der deutsche Sport macht Druck auf die Politik.
Der Chef der Medizinischen Vereinigung Tokios, Haruo Ozaki, hat sich 100 Tage vor dem Start der Olympischen Spiele aufgrund der steigenden Corona-Infektionen in Japan besorgt gezeigt.
. SID
. SID
von SID

Die Uhr tickt erbarmungslos, immer mehr Sportler kämpfen keine 100 Tage vor der Olympia-Eröffnungsfeier gegen einen zusätzlichen Kontrahenten: die Existenzangst. Was, wenn die Spiele doch noch abgesagt werden? Was, wenn man sich so kurz vor dem Höhepunkt infiziert?

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Dabei liegt die Lösung für eine möglichst sichere Austragung auf der Hand: impfen. Und tatsächlich legt der deutsche Sport in breiter Front seine Zurückhaltung ab. Man wähnt sich an der Reihe. 

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"Wir sehen mit Beginn des zweiten Quartals und 100 Tage vor den Spielen den Zeitpunkt gekommen, an dem wir dringend eine klare Konzeption mit der Politik erarbeiten müssen", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann im SID-Interview.

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Der 60-Jährige hofft, dass im Mai und Juni "in einem sauberen und abgestimmten Maßnahmen- und Terminplan die Gesamtimpfung für die rund 800 Mitglieder des Team D umgesetzt werden kann".

Bislang seien lediglich 15 Prozent der Teammitglieder geimpft, in einer aktuellen Umfrage hätten aber 90 Prozent ihr Interesse an einer Impfung bekundet. "In dem Punkt hoffen wir auf die aktive Unterstützung der Politik", sagte Hörmann.

Freitag: Festhalten an den Spielen "schlichtweg verantwortungslos"

Die allerdings spielte den Ball gleich weiter. Zwar wäre es "nicht verantwortbar", Sportler ungeimpft zu den Spielen zu entsenden, sagte Dagmar Freitag dem Saarländischen Rundfunk. Über eine Aufhebung der Priorisierung müsse allerdings die Ständige Impfkommission entscheiden, erklärte die Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag.

Ohnehin ist für Freitag das Festhalten an den Spielen "schlichtweg verantwortungslos". (Alles Wichtige zu Olympia in Tokio)

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Das hilft den Sportlern wenig, die mitunter jahrzehntelang ihrem Olympia-Traum alles untergeordnet haben. Immer mehr erheben nun ihre Stimme. "Auch auf die Gefahr hin, dass ich damit einen Shitstorm auslöse: Wenn ich die Möglichkeit bekomme, würde ich mich natürlich impfen lassen, um mich selber ein Stück weit sicherer zu fühlen", sagte Top-Schwimmerin Sarah Köhler dem SID.

Große Teile der Älteren, Risikogruppen oder des medizinischen Personals in Deutschland haben mittlerweile Impfangebote erhalten, nun hofft die Sportelite inständig auf baldige Termine - zumal die internationale Konkurrenz teilweise schon geimpft ist.

In Polen soll die komplette Olympiamannschaft geimpft werden

"Wir müssen nicht drum herumreden: Die haben ganz andere Privilegien und können ihre Vorbereitung viel freier gestalten", sagt Ruderer Richard Schmidt über die Hauptrivalen aus den USA, Großbritannien oder Australien.

Der Sport sei "die Lebensgrundlage", deswegen "haben alle große Angst", offenbarte das Mitglied des Deutschland-Achters im Interview mit Stuttgarter Nachrichten/Stuttgarter Zeitung: "Für jeden, der sich infiziert, würde es wohl das Aus bedeuten."

Langstreckenläufer Arne Gabius, selbst Assistenzarzt in einem Stuttgarter Krankenhaus, sagte dem SID: "Ich halte es für richtig, dass man die Sportler impft. Über wie viele Dosen sprechen wir denn da? Vielleicht knapp 1000. Vermutlich werden in Deutschland mehr Dosen am Tag weggeschmissen."

Weniger bürokratisch geht es etwa in Polen zu, wo Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Mittwoch versprach, die gesamte Olympiamannschaft impfen zu lassen.

Flächendeckende Impfung "das stärkste Schwert" im Kampf gegen Corona

Für Sportmediziner Wilhelm Bloch ist die flächendeckende Impfung der Teilnehmer "das stärkste Schwert" im Kampf gegen das Coronavirus bei den Spielen in Tokio (23. Juli bis 8. August). Der Professor der Deutschen Sporthochschule in Köln verwies im SID-Gespräch mit Blick auf Zehntausende Athleten, Trainer und Betreuer aus circa 200 Nationen aber auf einen "internationalen Baustein".

Zudem würden die Sportler auch aus gesellschaftlichem Interesse nach Tokio fahren, merkte Bloch an: "Wenn sie Mutanten zurückbringen, haben wir im Land, in der Gesellschaft ein Problem."

Wird Olympia aus enormen wirtschaftlichen Zwängen also zum Experimentierfeld? Vize-Präsident John Coates vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) versprach am Mittwoch die "sichersten Spiele, die möglich sind".

Die Skepsis gerade in Japan ist aber unverändert groß. Der Chef der Medizinischen Vereinigung Tokios, Haruo Ozaki, erklärte ebenfalls am Mittwoch, die Austragung der Sommerspiele werde "wirklich schwierig".

Laut Bloch muss spätestens im Mai mit dem Impfen der Sportler begonnen werden. Am besten weltweit.