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Olympia, Bob: Sandra Kiriasis vs. Jamaika - Kaillie Humphries erklärt Hintergründe

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Olympia, Bob: Sandra Kiriasis vs. Jamaika - Kaillie Humphries erklärt Hintergründe

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Jamaikas Bob-Zoff: Die Hintergründe

Doppel-Olympiasiegerin Kaillie Humphries brachte Sandra Kiriasis zu Jamaikas Bobverband. Bei SPORT1 spricht sie über das Zerwürfnis und erklärt ihre Sicht der Dinge.
Kaillie Humphries (l.) erklärt den Zoff zwischen Sandra Kiriasis und Jamaikas Bobverband
Kaillie Humphries (l.) erklärt den Zoff zwischen Sandra Kiriasis und Jamaikas Bobverband
© SPORT1-Grafik/Getty Images
Jonas Nohe
Jonas Nohe

Die Geschichte der deutschen Bob-Trainerin Sandra Kiriasis bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang sorgt mittlerweile weltweit für Schlagzeilen.

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Nach ihrem Bruch mit dem jamaikanischen Bobverband und dem Verlust ihrer Akkreditierung stand die Olympiasiegerin von 2006 zwischenzeitlich ohne Unterkunft da. Inzwischen hat sie dank eines Fernsehsenders zumindest wieder eine Bleibe.

Ansonsten aber bleiben viele Fragezeichen, in vielen Punkten steht für Außenstehende Aussage gegen Aussage.

Jamaika-Boss: "Es ist nicht ihr Bob"

Unter anderem hat sich Kiriasis im Streit um die Besitzverhältnisse am jamaikanischen Bob nun einen Anwalt genommen. Jamaikas Verbandspräsident Leo Campbell sagt dazu bei SPORT1: "Es ist nicht ihr Bob, der Bob gehört dem BSC Winterberg. Sie hat keinerlei Einfluss darauf, welchen Bob der jamaikanische Verband seinen Athleten zur Verfügung stellt." (SERVICE: Der Medaillenspiegel)

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Jamaikas Verband habe den Schlitten geleast, in Kürze werde er ihm gehören. Auch dazu gibt es jedoch verschiedene Aussagen.

Nur eines scheint sicher: Das Verhältnis zwischen jamaikanischem Verband und Kiriasis ist nicht mehr zu kitten. (SERVICE: Der Zeitplan der olympischen Spiele)

"Sie gehört nicht zu unserem Team", sagte Campbell am Samstag zu SPORT1 und stufte Kiriasis' Bedeutung für seine Athletinnen herunter: "Sie war eine Assistenztrainerin. Sie war nicht die Trainerin, sie war eine Assistenztrainerin. Eine untergeordnete Trainerin."

Humphries erklärt "Fall Kiriasis"

Die für das jamaikanische Frauenteam um Pilotin Jazmine Fenlator-Victorian aber auch abseits der Bahn Türen öffnete - weshalb sie bei den Athletinnen weiter sehr beliebt sein soll.

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Die Jamaikanerinnen äußern sich zu dem Thema derzeit öffentlich nicht. Insider an der Bobbahn von Pyeongchang bestätigten SPORT1 aber, dass die Sportlerinnen in Sprachnachrichten an Kiriasis ihr Unverständnis über deren Degradierung zum Ausdruck gebracht hätten.

Nach den ersten Trainingsläufen am Donnerstagmorgen, bei denen die Jamaikanerinnen auf die Plätze 14 und neun fuhren, hatte SPORT1 Gelegenheit, ausführlich mit der zweimaligen Olympiasiegerin Kaillie Humphries über den "Fall Kiriasis" zu sprechen.

Die Kanadierin arbeitet in dieser Saison selbst mit der deutschen Trainerin zusammen und fädelte im Zuge dessen die Zusammenarbeit zwischen Kiriasis und dem Team Jamaika ein.

Die Goldfavoritin für die Entscheidung am Dienstag und Mittwoch hat eine eindeutige Meinung, wer Schuld an den Vorkommnissen der letzten Tage hat.

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SPORT1: Frau Humphries, wie sind Sie in die Geschehnisse rund um Sandra Kiriasis verwickelt?

Kaillie Humphries: Ursprünglich hatte ich mit Sandra darüber gesprochen, mit mir über die Saison und bei den Olympischen Spielen zusammenzuarbeiten. Sie hat auf vielen Bahnen mehr Wissen als ich und ich wollte ihre Hilfe.

SPORT1: Wann war das genau?

Humphries: Das war im Sommer, irgendwann im August oder September. Das Einzige, was mir damals fehlte, war ein wirklich guter Trainer. Jemand, der mir auf ein höheres Level helfen kann. Sie war die Einzige, von der ich dachte, dass sie das könnte. Aber ich wusste, dass Kanada keine Akkreditierungen für die Olympischen Spiele mehr hatte. Das habe ich ihr schon im September gesagt.

SPORT1: Kam es deshalb zum Kontakt mit dem jamaikanischen Team?

Humphries: Wir haben viel darüber nachgedacht, und irgendwann habe ich gesagt: Jamaika hat keinen Trainer für seine Pilotinnen. Ich kenne Jazmine - und vielleicht hat Jamaika noch eine Akkreditierung für die Spiele. Wenn ich also Sandra das ganze Jahr als Trainerin mit auf Tour nehme, kann sie gleichzeitig auch noch dem jamaikanischen Team helfen - und Jamaika kann ihr eine Akkreditierung für die Spiele besorgen. Das war der Deal. Und es war ein großartiger Deal, das ganze Jahr - bis jetzt.

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SPORT1: So offene Worte gab es in den letzten Tagen nicht von allen Seiten…

Humphries: Ich habe nichts zu verbergen. Sandra hat zugesagt, mit auf Tour zu kommen. Sie hat mit mir gearbeitet und hat mit Jazmine gearbeitet. Ich habe das kanadische System im Hintergrund, also brauchte ich weniger Hilfe. Deshalb hat sie deutlich mehr mit Jazmine gearbeitet. Aber das war okay für mich. Ich wollte Sandra für den Fall, dass ich Probleme habe. Ich bin keine Anfängerin, ich brauche nicht ständig Hilfe bei irgendetwas.

SPORT1: Welche Absprachen gab es zwischen ihr und dem jamaikanischen Team?

Humphries: Ich weiß, dass sie mit Jamaika abgemacht hatte, ihnen einen neuen Bob zu besorgen, weil ihr Bob am Anfang der Saison wirklich langsam war. Also nahm sie Kontakt zu ihrem Verein auf und meinte: "Ich weiß, dass ihr einen schnellen Schlitten habt, können wir ihn für die Saison mieten?" In Winterberg haben sie den Bob das erste Mal getestet und er war ein ganzes Stück schneller. Sie wollten ihn weiter nutzen, also organisierte Sandra einen Deal mit dem Verein.

SPORT1: Hat sie den Bob auch bezahlt?

Humphries: Ich kenne die finanziellen Details nicht, aber ich weiß, dass Sandra alles organisiert hat. Sie hat gemeinsam mit unserem Sponsor auch eine Unterkunft und Verpflegung für eine Woche in Winterberg organisiert. Das hat Jamaika nichts gekostet. Sie hatten viele Vorteile dadurch. All das, weil wir alle zusammengearbeitet haben und glücklich waren - wie eine Familie. Wir wollen kleineren Nationen helfen, weil sie nicht immer die größten Budgets haben. Alles was wir im Gegenzug dafür wollten, war eine Akkreditierung für die Olympischen Spiele.

SPORT1: Wie ist es Ihrer Meinung nach dann zur Eskalation gekommen?

Humphries: Ich glaube, dass irgendwann ein Punkt erreicht wurde, an dem der Stolz gewisser Personen verletzt wurde. Sandra ist eine starke Frau. Sie weiß, wie man gewinnt, deshalb wollte ich sie auch in meinem Team. Davon fühlen sich Männer manchmal bedroht und davon fühlen sich Organisationen und Verbände bedroht, die ihren Laden nicht im Griff haben. Es hat als eine großartige Idee begonnen, aber aus irgendwelchen Gründen, die ich nicht kenne - nur Team Jamaika kennt diese Gründe - haben sie entschieden, dass sie nicht länger zu ihnen passt. Meiner Meinung nach haben sie ihren Teil der Abmachung nicht eingehalten.

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SPORT1: Wissen Sie, was Frau Kiriasis im Moment macht?

Humphries: Ich habe in den letzten Tagen mal mit ihr gesprochen und sie hat mir gesagt, dass sie nicht hier an der Bahn sein wird. Jamaika habe ihr eine ganze Reihe an Vorschriften gemacht, die sie befolgen sollte und die es am Anfang nicht gegeben hatte. Es gab Einschränkungen, was sie als Trainerin oder Verantwortliche noch machen durfte. Über nichts davon war vorab gesprochen worden, das kam alles erst in allerletzter Minute. Sie fand das sehr respektlos und fühlte sich benutzt, was ich persönlich verstehen kann. Vieles davon waren persönliche Befindlichkeiten. Die Athletinnen sagen etwas anderes als der Trainerstab.

SPORT1: Die Athletinnen und die Verantwortlichen bei Jamaika widersprechen sich also?

Humphries: Es gibt keine einheitliche Geschichte. Ich weiß nicht, was oder wen sie zu beschützen versuchen, aber sie beschützen irgendjemanden. Sandra hat nur versucht, das Beste für die Sportlerinnen zu tun. Sie hat versucht, das Beste aus ihnen herauszuholen.

SPORT1: Wie sieht es mit Ihnen aus - könnten Sie Kiriasis' Hilfe bei Olympia denn noch brauchen?

Humphries: Auf jeden Fall. Aber wenn sie nicht hier an der Bahn ist, wird es schwierig. Ich brauche sie als Beobachterin. Wenn ich fahre, kann sie meine Linie beobachten und mir zeigen, wie ich noch schneller sein kann. Ich weiß, dass sie unbedingt hier sein will - und das war auch der Plan. Es ist schwierig für sie, das alles nicht persönlich zu nehmen. Mit ihr wurde respektlos umgegangen.

SPORT1: Die Vorfälle betreffen Sie also auch, sie müssten eigentlich ziemlich wütend sein…

Humphries: Oh, ich bin sehr wütend. Aber ich muss so tun, als würde all das nicht passieren, weil ich Rennen zu bestreiten habe. Ich bin sauer, weil das nicht der Gedanke hinter der Sache war. Ich hasse es und es killt mich innerlich, wenn Politik im Sport eine Schlüsselrolle übernimmt und Leute es besser zu wissen glauben, die keine Ahnung von unserem Sport haben. Aber das ist nicht das erste Mal und es wird nicht das letzte Mal sein. Es ist einfach beschissen, dass es jemandem passiert, der in diesem Sport so einen hervorragenden Ruf genießt.