Tongas Fahnenträger oder die US-amerikanischen Rodel-Fans?
Der große Kälte-Report
Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Preis für die bislang unpassendste Kleidung bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang.
Zwar lief die Handvoll kreischender Amerikanerinnen nicht ganz so leicht bekleidet auf wie der Langlauf-Exot bei der Eröffnungsfeier, die deutlich kälteren Temperaturen und der einsetzende Schneesturm am Alpensia Sliding Centre machten das aber allemal wett.
Spätestens seit sich am Sonntagabend erstmals weiße Schneeflocken auf die triste braune Umgebung legten, ist das Gefühl da: Es sind Olympische Winterspiele.
Wetter wird zum Olympia-Problem
Das ist einerseits schön, auf der anderen Seite aber ist das Wetter nicht nur das größte Gesprächsthema in Pyeongchang, sondern inzwischen auch ein echtes Problem für die Veranstalter.
Die ersten beiden geplanten Alpin-Wettbewerbe - die Abfahrt der Männer und der Riesenslalom der Frauen - wurden bereits vom Winde verweht und auf Donnerstag verschoben.
Auch bei den Snowboardern, Freestylern und Skispringern kam es immer wieder zu Verzögerungen, Trainings- und Qualifikationsdurchgänge wurden abgesagt.
Chaos wegen eisiger Winde
Die Sprintrennen der Biathleten wurden teilweise zur Windlotterie, der unter anderem bei den Männern die beiden haushohen Favoriten Johannes Thingnes Bö (4 Schießfehler) und Martin Fourcade (3) zum Opfer fielen.
Das Problem ist dabei nicht die Kälte, die herrscht in Südkorea schon seit Wochen: Riesige Seen sind von einer dicken Eisschicht überzogen, vom zugefrorenen Fluss am Rande des Olympiastadions wurde bei der Eröffnungsfeier das Feuerwerk gezündet.
Der kräftige, eisige Wind aber weht erst seit dem Wochenende so richtig durch die Region und sorgt nun für das Olympia-Chaos.
Wellinger jubelt vor leeren Rängen
Besonders zu spüren bekamen ihn am Samstagabend die Skispringer: Bis weit nach Mitternacht dauerte es, ehe Andreas Wellinger als Olympiasieger feststand.
Im Stadion bekam das kaum noch jemand mit. Die koreanischen Zuschauer, die mit Skispringen oder Biathlon ohnehin kaum etwas anzufangen wissen, waren längst in Scharen geflüchtet. Als Wellinger aufs Podest stieg, verteilten sich vielleicht noch 200 Fans im weiten Rund.
Nicht ganz unschuldig daran sind die internationalen Fernsehstationen: Damit Skispringen und Biathlon nicht in die europäische Nacht fallen, starten die Wettbewerbe teilweise erst nach 21 Uhr am südkoreanischen Abend.
Zu dieser Uhrzeit herrschen rund um Pyeongchang momentan rund -15 Grad, durch die unangenehmen Sturmböen liegt die gefühlte Temperatur allerdings noch einmal knapp zehn Grad darunter.
Freiwillige geben ihr Bestes
Das geht natürlich auf Kosten der Stimmung vor Ort - und ist nicht nur schade für die Athleten, sondern auch für die zahlreichen freiwilligen Helfer, die ihr Bestes versuchen, um die Gäste aus aller Welt bei Laune zu halten.
Für die Zuschauer an den Stadien werden heiße Getränke und Instant-Nudelsuppen angeboten, bei der Eröffnungsfeier wurden Mützen, Decken und Wärmekissen verteilt.
In den riesigen Pressezelten an den Wettkampfstätten wird versucht, mit Heizstrahlern für einigermaßen angenehme Temperaturen zu sorgen.
Aber mal ehrlich: Glauben Sie, dass man mit fünf solcher Geräte ein 50x20 Meter großes Zelt beheizen kann?
Es bleibt einem also nichts anderes übrig, als sich wind- und wetterfest einzupacken - und auf Besserung zu warten.
Besseres Wetter in Aussicht
Die ist immerhin in Aussicht: Ab Mitte der Woche soll der Wind deutlich nachlassen, tagsüber könnte es sogar vereinzelt Temperaturen über dem Gefrierpunkt geben.
Und abends gilt, was einem die Eltern schon als Kind beibrachten: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung.
Was auch immer das für einen dann bedeuten mag.