Gruppensieg! Die deutschen Handballer haben ihr Etappenziel Viertelfinale mit Bravour erreicht. Die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson bezwang Afrikameister Ägypten mit 31:25 (15:12) und schloss die Vorrunde nach vier Siegen aus fünf Spielen mit der bestmöglichen Platzierung ab.
Bad Boys locker zum Gruppensieg
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Dies gelang einem deutschen Team zuletzt bei den Sommerspielen in Los Angeles 1984 - am Ende gewann Deutschland damals die Silbermedaille.
"Wir waren klar besser, hatten aber sehr viele Zeitstrafen, das hat uns gekostet, da kamen die immer wieder ran", sagte Trainer Dagur Sigurdsson im ZDF: "Wir wissen, dass jetzt die K.o.-Phase beginnt - und da sind wir nicht so schlecht."
"Wieder zwei Punkte, Gruppensieger - wir haben eine gute Gruppenphase gespielt, darauf können wir stolz sein", sagte Rückraumspieler Paul Drux.
Der Berliner warnte aber gleichzeitig: "Jetzt müssen wir erst mal das Viertelfinale gewinnen. Das wird schwer genug. Wir wollen uns nicht mit Medaillen befassen, dann kann es schnell vorbei sein."
Gensheimer trifft am besten
Überragender Spieler beim Europameister war am Sonntag einmal mehr Keeper Andreas Wolff. Schon zur Pause standen beim Schlussmann sagenhafte zwölf Paraden in der Statistik, dies entspricht einer Weltklasse-Quote gehaltener Bälle von 50 Prozent. Und auch im zweiten Abschnitt erwies sich Wolff als sicherer Rückhalt.
Bester deutscher Werfer war Kapitän Uwe Gensheimer mit sieben Toren. Die DHB-Auswahl, die in der Vorrunde lediglich gegen Gastgeber Brasilien (30:33) verlor, hatte bereits vor der Partie ihr Ticket für die K.o.-Phase sicher gehabt. Für die Afrikaner ist das Turnier unterdessen beendet.
Hinten bissig und zweikampfstark, vorne durchschlagskräftig und temporeich: Die deutsche Mannschaft zeigte gegen Ägypten über weite Strecken eine starke Vorstellung. Einziges Manko war die Chancenauswertung.
Argentinien oder Katar?
Doch obwohl Kapitän Uwe Gensheimer und Co. immer wieder klarste Torchancen ausließen, geriet der Sieg zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr. Ägypten führte über die gesamten 60 Minuten nicht ein Mal und sah sich nach den Wolff-Paraden immer wieder deutschen Tempogegenstößen ausgesetzt.
In der Runde der letzten Acht trifft Deutschland am Mittwoch (18.30 Uhr MESZ/13.30 OZ) auf Vize-Weltmeister Katar, das sich gegen Argentinien am letzten Vorrundenspieltag durchsetzte.
"Der Kuchen steht auf dem Tisch, jetzt geht es um die Sahne darauf", hatte DHB-Vizepräsident Bob Hanning vor der Partie gesagt und den Gruppensieg als nächstes Ziel auf dem Weg zur erhofften Medaille ausgerufen.
Wolff nahezu perfekt
Diese Extra-Motivation war den deutschen Spielern von Beginn an anzumerken. Vor allem die Deckung um Abwehrchef Finn Lemke packte beherzt zu. Und wenn doch einmal ein ägyptischer Schütze zum Abschluss kam, stand da ja noch Wolff.
Schon in der zwölften Minute parierte der Kieler seinen zweiten Siebenmeter, ein gehaltener Tempo-Gegenstoß unmittelbar vor dem Pausenpfiff krönte die nahezu perfekte erste Halbzeit Wolffs.
Im zweiten Abschnitt schraubten Hendrik Pekeler, Reichmann und Fabian Wiede die Führung ruckzuck auf 18:13, doch durch das Auslassen bester Chancen blieb Ägypten zunächst im Spiel. Aber nach einer Auszeit Sigurdssons beim Stand von 22:19 (44.) besannen sich die selbst ernannten "Bad Boys" und beseitigten die letzten Restzweifel am vierten Turniererfolg. Spätestens durch den verwandelten Siebenmeter von Gensheimer zum 25:21 war die Partie entschieden.
Die Partie im Stenogramm:
Deutschland - Ägypten 31:25 (15:12)
Deutschland: Wolff (Kiel), Heinevetter (Berlin) - Gensheimer (Paris/7/3), Reichmann (Kielce/6), Häfner (Hannover/6), Dissinger (Kiel/3), Wiencek (Kiel/3), Pekeler (Rhein-Neckar Löwen/2), Drux (Berlin/2), Wiede (Berlin/1), Weinhold (Kiel/1), Strobel (Balingen), Lemke (Magdeburg), Kühn (Gummersbach)
Tore für Ägypten: Sanad (7/2), Elahmar (5), Shebib (4), Amer (3), Mohamed (2), Ramadan (2), Elbassiouny (1/1), Eissa (1)
Schiedsrichter: Hansen/Gjeding (Dänemark)
Zeitstrafen: 9:3
Siebenmeter: 3/3:3/6
Zuschauer in Rio de Janeiro: 7500