Horst Hrubesch weinte vor Glück, Julian Brandt spielte laute Musik vom Ballermann, Davie Selke träumte schon "vom Spiel unseres Lebens": Nach dem ebenso furiosen wie unerwarteten Einzug ins Finale der Olympischen Spiele kannten die deutschen Fußballer kein Halten mehr. "Was kann es Besseres geben, als im Maracana um Gold zu spielen? Und das gegen Brasilien? Viel mehr kann man nicht erreichen", sagte Trainer Hrubesch sichtlich bewegt.
Vorfreude auf das Spiel des Lebens
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Hrubesch machte aus seinem Herzen keine Mördergrube und gestand freimütig, beim zweiten Treffer des Halbfinals gegen Nigeria (2:0) mit den Tränen gekämpft zu haben. "Ich habe lange auf dieses Tor gewartet. In dem Moment habe ich gedacht: Jetzt bist du da, jetzt sind wir durch", sagte der 65-Jährige. Für Samstag (22.30 Uhr im LIVETICKER) sei das Motto klar: "Wir wollen gewinnen."
7:1 als Fluch oder Segen?
Noch in der Kabine schwor sich die Mannschaft bei "Malle-Mucke" von Kabinen-DJ Brandt auf das historische Spiel ein. Schon jetzt hat das Team den größten Erfolg einer Männermannschaft des DFB geschafft, doch an der Stelle des WM-Triumphs von 2014 soll nun erneut Geschichte geschrieben werden. "Klar, wir haben Silber sicher. Aber wir wollen Gold. Warum nicht den ganz großen Wurf?", sagte Kapitän Max Meyer von Schalke 04.
Heiß hergehen dürfte es dennoch: Der Fußball-Tempel Maracana wird mit fast 80.000 Menschen ausverkauft sein, der Gegenwind für das deutsche Team wegen des denkwürdigen WM-Halbfinals 2014 noch heftiger als ohnehin schon.
"Jeder hat dieses 1:7 im Hinterkopf, das könnte unsere Chance sein. Das ganze Land erwartet, dass Brasilien gewinnt", sagte Meyer und schob Brasilien die Rolle des Favoriten zu: "Sie haben Neymar. Der hat einen Marktwert wie unsere ganze Truppe zusammen."
Kurze Vorbereitung kein Problem
Das DFB-Team hat dafür in Matthias Ginter (Borussia Dortmund) den einzigen Weltmeister des Olympia-Turniers in seinen Reihen.
Der gegen Nigeria bärenstarke Innenverteidiger saß beim WM-Triumph 2014 zwar nur auf der Bank, fiebert der Rückkehr ins Maracana nach zwei Jahren aber ebenfalls entgegen. "Ich habe viele positive Erinnerungen an das Land, an Rio und natürlich an das Maracana. Ich hoffe, dass es wieder gut ausgeht", sagte Ginter.
So oder so hat das Team schon jetzt sämtliche Erwartungen übertroffen. Vor Olympia absolvierte die Mannschaft kein einziges Testspiel und nur fünf gemeinsame Trainingseinheiten. "Dann ins Finale einzuziehen, obwohl sich andere Mannschaften drei, vier Monate vorbereiten, das ist schon sensationell", sagte auch Torhüter Timo Horn vom 1. FC Köln.
Flick und Ginter mit guten Erinnerungen
Stolz und glücklich war auch DFB-Sportdirektor Hansi Flick, der wie Ginter schon 2014 beim WM-Triumph dabei war, damals noch als Co-Trainer von Joachim Löw. "Schauen wir mal, was Matze und ich am Samstag empfinden", sagte Flick, der ein Vorstoßen ins Endspiel kaum für möglich gehalten hätte. Vor dem Turnier habe "niemand damit gerechnet, dass wir Chancen haben, ins Finale zu kommen", sagte Flick.
Die breiteste Brust von allen hatte aber Hrubesch. Noch in der Kabine rief der 65-Jährige seinen Spielern zu: "Jungs, was ihr gemacht habt, ist genial. Jetzt könnt ihr ins Maracana fahren, spielt vor ausverkauftem Haus um die Goldmedaille – und das gegen Brasilien. Was gibt's denn mehr?", fragte der 65-Jährige: "Das muss man einfach genießen."