Dass Brasilien in der Lage ist, sportliche Großereignisse auszurichten, hat das Land mit der Fußball-WM 2014 bewiesen.
Ein Jahr vor Olympia: Viele Probleme in Rio
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Zwar überzeugte das Turnier gerade in Bezug auf die Nachhaltigkeit nicht durchweg, begeistert hat es trotzdem.
Nun steht Brasilien mit Rio de Janeiro vor der nächsten großen Herausforderung im internationalen Sport. In einem Jahr beginnen dort die Olympischen Spiele.
SPORT1 ist vor Ort und erklärt die Situation.
- Sicherheit
Aufgrund des großen Unterschieds zwischen Arm und Reich ist die Kriminalitätsrate in Rio besonders hoch. Das Auswärtige Amt schätzt die Gefahr, Opfer eines Raubüberfalls oder eines anderen Gewaltverbrechens zu werden, als deutlich höher als in Westeuropa ein.
Nach Daten des ISP (Instituto de Seguranca Publica) sind im Vergleich zu 2014 ist die Zahl der derjenigen, die von Kugeln getroffen wurden, ebenso gestiegen wie die Überfalle mit Messern und die Handydiebstähle.
Während der Fußball-WM im vergangenen Jahr haben sich die schlimmsten Befürchtungen im Punkt Sicherheit jedoch nicht bestätigt, die rund 700.000 Touristen aus 203 Ländern hatten größtenteils einen sicheren Aufenthalt im Land - auch aufgrund der starken Präsenz von Sicherheitskräften.
- Sportstätten
Die Frage ist, ob die Sportstätten, die diesmal in vier Zonen innerhalb Rio de Janeiros, Barra da Tijuca, Deodoro, Maracana und Copacabana, liegen, rechtzeitig fertig werden.
Nachdem das Internationale Olympische Komitee im April vergangenen Jahres Alarm geschlagen hatte, sagte Rios Bürgermeister Eduardo Paes im Mai, dass man bei 55 Prozent sei. Aber: "Es werden bis auf eine Ausnahme alle Projekte zu hundert Prozent fertig."
Mit der Ausnahme ist die verschmutzte Baia da Guanabara (siehe Umwelt) gemeint. Bei anderen Sportstätten drohen ähnliche Zustände wie bei der Fußball-WM.
Nämlich dass am Vortag noch Arbeiten erledigt werden, Chaos bei der Akkreditierung herrscht und alles, was nicht unbedingt für notwendig erachtet wird, auf der Strecke bleibt.
- Kosten
Die Kosten für die Olympischen Spiele sind im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf - das Bewerbungsprojekt rechnete mit Kosten von 28,8 Millionen Reais für die Bauten - um 32 Prozent gestiegen.
Der Präsident der "Empresa Olímpica Municipal" (EOM), Joaquim Monteiro, erklärt, dass der Unterschied der Tatsache geschuldet sei, dass man nicht mit einigen Sportarten gerechnet hatte, wie Rugby oder Golf, die neu ins olympische Programm aufgenommen wurden.
Die übliche Vorgehensweise in Brasilien und Lateinamerika bei Großprojekten ist, länger zu brauchen als geplant, um die Kosten in die Höhe zu treiben und dann absahnen zu können.
- Umwelt
Der Umweltaspekt ist schon seit langem Thema in Rio, vor allem die Wasserqualität. Im Frühjahr waren Unmengen toter Fische in der Lagoa de Rodrigo Freitas geschwommen.
Ein Test der Nachrichtenagentur AP aus der vergangenen Woche, hat ergeben, dass für die Sportler in der Lagoa de Freitas, der Marina da Gloria, der Baia da Guanabara und an den Strände von Copacabana und Ipanema rudern, Krankheitsgefahr besteht.
Nachdem die Governo do Estado zugegeben hat, dass sie den olympischen Kompromiss, 80 Prozent der Baia da Guanabara zu säubern, nicht würde einhalten können, bitten die Verbände, die Halbinsel Buzios im Norden von Rio als Alternative für den Segelwettbewerb in Betracht zu ziehen.
- Bevölkerung
In Brasilien herrscht eine Wirtschaftskrise. Die Inflation ist auf 8,5 Prozent gestiegen, genauso die Arbeitslosigkeit auf 6,9 Prozent. Viele Brasilianer haben Angst um ihren Job.
Da spielen die Olympischen Spiele, noch dazu ein Jahr vor ihrem Beginn, keine große Rolle. Dazu kommt, dass die Spiele nach der Fußball-Weltmeisterschaft das zweite sportliche Großereignis innerhalb kurzer Zeit sind.
Vor der Weltmeisterschaft hat es schon große Demonstrationen gegeben, weil das Geld statt in Bildungs- und Gesundheitssystem in Stadien und andere Bauten für die WM gesteckt wurde.
Seitdem hat sich fast nichts geändert, und wieder gehen die meisten Investitionen an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei.