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Formel 1: Die Außendarstellung von Mercedes ist verheerend | Kolumne

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Formel 1: Die Außendarstellung von Mercedes ist verheerend | Kolumne

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Mercedes-Außendarstellung verheerend

Mercedes zeigt sich beim Brasilien-GP von seiner schlechtesten Seite. Die Außendarstellung ist verheerend. Auch für Ferrari war das Rennen keine Reise wert. Die Formel-1-Kolumne von Peter Kohl.
Toto Wolff kann mit der Performance von Mercedes in Brasilien nicht zufrieden sein
Toto Wolff kann mit der Performance von Mercedes in Brasilien nicht zufrieden sein
© IMAGO/PanoramiC
Peter Kohl
Peter Kohl

Hallo liebe F1-Fans,

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die Mercedes-Crew hätte am liebsten ein tiefes Loch gegraben, um sich darin zu versenken und zu verstecken.

In Sao Paulo erleben die Sternenritter ihr Waterloo. Fürs erste freie Training haben sie verwachst mit der Fahrzeugabstimmung. Weil Sao Paulo eine Buckelpiste sondergleichen ist, hat man aufgrund der schlechten Erfahrungen mit Bodenwellen in Austin, das Auto viel zu hoch eingestellt. Eine weitere Disqualifikation wegen zu stark abgewetztem Unterboden wollte man aus dem Weg gehen.

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Die Boliden stehen damit zu stark im Wind, insgesamt geht viel Abtrieb verloren, weil der Saugnapfeffekt geringer ist. Russell und Hamilton rodeln auf dem speziellen Sao-Paulo-Asphalt rum wie Eisprinzessinnen. Rutschen bringt Reifenverschleiß, auf dem Untergrund im Autodromo Jose Carlos Pace so stark wie sonst nirgendwo.

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Aufgrund des Reglements folgt nach dem ersten Freien Training an Wochenenden mit Sprints gleich die Qualifikation fürs Sonntagsrennen. Direkt danach stehen die Autos unter Parc-Fermé-Bestimmungen.

Mercedes hat also keine Chance, einzugreifen und das Auto fundamental umzubauen. Weil das Reglement es so will. Wer freitagmorgens nicht schon bestens sortiert ist, fällt den Rest des Wochenendes durch und dient nur noch als Watschenbaum. Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein!

Formel 1: Mercedes hat W14 noch immer nicht unter Kontrolle

Gut, bei Mercedes ist man so ehrlich, zuzugeben, dass ein Set-Up-Wechsel mit der Folge von Starts aus der Boxengasse gar keine Option war, weil man gar nicht wusste, was man wie umbauen sollte. Erinnert stark an den Saisonanfang. Die Ingenieure verstehen offensichtlich ihr eigenes Auto immer noch nicht.

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Trotz massiver Umgestaltungen durch neue Teile in allen Bereichen hat man den W14 immer noch nicht unter Kontrolle. Das Gesamtkonzept ist eine einzige Baustelle. Das Auto, eine Wundertüte. Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn jetzt wird die Basis für 2024 gelegt. Für den Test von Änderungen unter Wettbewerbsbedingungen stehen mit Las Vegas und Abu Dhabi nur noch zwei Gelegenheiten zur Verfügung.

Toto Wolff lässt seinem Frust in den Interviews nach der Sao-Paulo-Blamage freien Lauf. Russell entwickelt sich am Funk im Rennen immer mehr zum dauergefrusteten Nörgler, der sich stets vom eigenen Team benachteiligt fühlt.

Die Außendarstellung, die Art, wie Mercedes sich in Brasilien gibt, ist verheerend. Vor einem Jahr war Brasilien das beste Rennen der Saison für Mercedes, diesmal das bislang schlechteste! Vor einer Woche noch zweitschnellstes Auto in Mexiko, diesmal zuckelt Hamilton auf Rang 8. Dem Team fehlen Erklärungen. Die sollten sie schnellstens finden, sonst wird der Start in die Saison 2024 erneut ein böses Erwachen.

Auch für Ferrari ist Sao Paulo diesmal keine Reise wert. Anstatt den direkten Gegner im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurswertung in den Senkel zu stellen, wenn der schon strauchelt, stolpern die Roten selbst durch den Wald, ohne die Bäume zu sehen.

Im Sprint fährt man absichtlich auf abgewetzten Schlappen, um frische Reifen für das Sonntagsrennen zu sparen. Gegenüber Mercedes verliert man dadurch zwei Punkte.

Ferrari ist gegen die Topteams chancenlos

Am Sonntag dönert Leclerc in der Warm-Up-Lap Richtung Startaufstellung in die Streckenbegrenzung. Der Monegasse hat schlichtweg Pech. Ein elektronisches System legt Hydraulik und Getriebe lahm. Leclerc kann nicht eingreifen, den Einschlag nicht verhindern, ist nur noch Passagier.

Sainz dagegen bringt während des gesamten Wochenendes keinen einzigen vernünftigen Start zustande, verliert bei Rennfreigabe immer Positionen. Über Funk verflucht er die Kupplung an seiner roten Diva, die er in die Tonne geklopft wünscht.

Die Pace ist nicht die beste, dank guter Strategie kommt Sainz wenigstens noch an Hamilton vorbei. Gegen die Red Bull, Norris im McLaren und die Aston Martin ist er chancenlos.

So kann Ferrari Mercedes in Brasilien nur lausige zwei Punkte abknöpfen. Unter dem Strich bei weitem zu wenig!

Die Stimmungslage bei Aston ist da schon eher Samba do Brasil! Beide Fahrer haben wieder Vertrauen in ihre Autos, die von Beginn an wie gemalt für die Strecke zu sein scheinen. Stroll ist in den vergangenen Wochen harsch kritisiert worden, wirkte lustlos. In Sao Paulo zeigt er im Windschatten von Alonso einen bockstarken Grand Prix, der mit Platz 5 belohnt wird.

Der Altmeister aus Spanien fährt sogar erstmals seit Zandvoort wieder aufs Podium und liefert sich DAS Duell des Rennens mit Sergio Perez. Erst hält er den Mexikaner, der DRS verwenden kann, ewige Runden hinter sich. Nachdem er dann doch noch in der Schlussphase kassiert wird, schlägt er in der letzten Runde mit einem fabelhaften Manöver zurück und düpiert Perez wie einen Schülerbuben. Ganz großes Kino!

Aston Martin wird dafür belohnt, dass die Truppe nach den Rückschlägen in Austin und Mexiko, wo die Updates am Auto nicht funktioniert haben, den Kopf nicht in den Sand steckt. So bleibt Platz 4 bei den Konstrukteuren in Reichweite. McLaren hat noch 21 Punkte mehr auf dem Zähler. Können Alonso und Stroll die Performance von Sao Paulo in Las Vegas und Abu Dhabi reproduzieren, lässt sich das ändern.

Haas wird dem Konstrukteurs-Gedanken nicht gerecht

Nichts Neues dagegen bei Haas. Die Updates, die gebracht wurden, funktionieren nicht. Für Magnussen und Hülkenberg wird es in der restlichen Saison nichts mehr zu holen geben. Haas ist für mich ein Modell, das nicht mehr in die Formel 1 passt. Das Auto ist ein Konglomerat aus Teilen verschiedener Zulieferer. Kein anderes Team leistet so wenig Eigenarbeit am Auto wie die Amerikaner. Dem Konstrukteurs-Gedanken wird das Ganze nicht gerecht.

Die zur Verfügung stehenden Mittel und die Ausstattung des Teams reichen nicht, um Akzente zu setzen.

Ich würde mir wünschen, Andretti dürfte das Team aufkaufen! Andretti hat ganz andere Möglichkeiten! Ein Name wie Donnerhall im amerikanischen Motorsport. Bei aktuell drei Grand Prix in den USA wäre das der Big Player für diesen Markt, den die F1-Organisatoren sich wünschen. Gene Haas würde bei einem Verkauf einen guten Schnitt machen. Eine F1-Lizenz ist aktuell extrem wertvoll und begehrt.

Den Unfall in der Anfangsphase sehe ich übrigens wie die drei beteiligten Fahrer. Pech. Kommt vor im Racing. Nicht schön, vor allem für Albon. Der wäre sicherlich Punkte fähig gewesen. Im Gegensatz zu den beiden Haas!

Der Triple-Header hat allen Beteiligten viel abverlangt. Die Pause vor der Premiere in Las Vegas ist überaus willkommen. Im Spielerparadies von Las Vegas erwartet uns mit Sicherheit wieder eine Amerika typische Big Show!

Bis dahin alles Gute, bleiben Sie gesund! PEDAL TO THE METAL.

Ihr Peter Kohl