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Formel 1: Ferrari? An Rat- und Planlosigkeit kaum zu toppen - Kohl-Kolumne

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Formel 1: Ferrari? An Rat- und Planlosigkeit kaum zu toppen - Kohl-Kolumne

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Ferrari? „Es ist fast eine Farce“

McLaren gelingt beim Silverstone-GP eine formidable Performance, die Vorgänge bei Ferrari sind derweil eine Farce, die an Rat- und Planlosigkeit kaum zu toppen ist. Formel-1-Kolumne von Peter Kohl.
SPORT1-Kolumnist Peter Kohl ist von den Vorgängen bei Ferrari entsetzt
SPORT1-Kolumnist Peter Kohl ist von den Vorgängen bei Ferrari entsetzt
© SPORT1-Grafik/Imago
Peter Kohl
Peter Kohl

Hallo liebe Formel-1-Fans,

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zum ersten Mal seit 1999, damals mit Irvine und Coulthard, stehen in Silverstone mal wieder zwei Briten auf dem Podium. Weil McLaren ein fettes Ausrufezeichen setzt!

Der Komplett-Umbau des Autos hat das Team enorm nach vorne gebracht. Lando Norris hatte die neuen Teile bereits am Red Bull Ring, durfte sich dort über Platz 4 freuen. Wie effektiv dieses Neuteile-Paket ist, hat der Auftritt von Piastri in Silverstone gezeigt, denn dort hatte auch er das Update zur Verfügung.

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Und durfte prompt ganz vorne im Feld zeigen, dass er vollkommen zurecht seinen F1-Sitz bekommen hat. Ohne das Safety Car nach dem Motorplatzer in Magnussens Haas wäre er wahrscheinlich aufs Podium gekommen.

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McLaren startet nach Update durch

Teamkollege Norris hat einen nagelneuen Frontflügel, der Piastri noch nicht zur Verfügung steht. Er geht dank Megastart in Führung, Piastri auf Position 3. Polemann Verstappen hat das Nachsehen mit wild durchdrehenden Hinterrädern. Ein kleiner Fehler des Dominators, der zu Beginn für Spannung an der Spitze sorgt. Mal was anderes! Zumindest für fünf Runden.

Verstappen rückt dann die Maßstäbe wieder zurecht. Aber Chrom-Papaya leuchtet immens. Ein echter Befreiungsschlag nach total verharztem Saisonauftakt und nur wenigen Punkten in den fünf Rennen vor Silverstone. Das Team hat enorm investiert. Der aktuelle MCL60 ist nahezu ein komplett neues Fahrzeug.

Ganz offensichtlich wurden die richtigen Stellschrauben gefunden. Und das macht sich bezahlt. Vor dem Österreich Grand Prix stand das Traditionsteam bei 17 Punkten, nach Silverstone sind es 59. Damit liegt die Truppe von Zak Brown jetzt vor Alpine.

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Signal an die anderen F1-Teams

An Wochenenden ohne Sprint haben weder Aston Martin noch Ferrari auf einen Schlag 30 Punkte geholt. McLaren hat das in Silverstone geschafft! Nach Monaten der Rückschläge und Stagnation ist das ein Motivations-Booster für die gesamte Mannschaft.

Für die anderen Mittelfeldteams ein klares Signal, dass trotz Budget-Limit ein großes, kostenintensives Update viel bewirken kann. Das Risiko ist, dass man viel Geld verbrennt, wenn die neuen Teile nicht wie gewünscht funktionieren. Dann bleiben kaum mehr Reaktionsmöglichkeiten für den Rest der Saison. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

McLaren hat für sich viel richtig gemacht. Nicht nur auf dem Asphalt, sondern auch in der Teamarbeit. Zum zweiten Mal in Folge legen die Mechaniker den schnellsten Boxenstopp des Tages hin. Ich glaube nicht, dass der Auftritt in Silverstone ein One-Hit-Wonder ist.

Hamilton vs. Norris als brillantes Duell

George Russell, der als Einziger der Top-10-Starter mit Softs den ersten Rennteil bestreitet, während der Rest auf Medium unterwegs ist, schlägt sich gut, kann lange fahren (29 Runden), und sich vor der Ferrari-Konkurrenz und Teamkollege Hamilton halten. Dem hilft das Safety-Car gewaltig, beschert ihm ein gutes Timing für einen Wechsel auf die Softs.

Glück, das ihm dann doch einen Podestplatz beschert. Denn gegen die frisch auftrumpfenden McLaren sind die Sterne-Kutscher während des Rennens bei freier Fahrt chancenlos.

Am besten zu sehen beim Restart nach der Safety-Car-Phase. Hamilton kommt trotz frischer Softs nicht an Norris vorbei, der mit Hards unterwegs ist. Norris kann alle Attacken von Hamilton abwehren. Ein geiles Duell. Russell auf Mediums beißt sich die Zähne an Piastri aus, der ebenfalls mit Hards seine Runden abspult.

Chaos bei Ferrari - peinlicher Boxenfunk

Bei Ferrari offenbart sich zunehmend, dass „General Chaos“ das Kommando führt. Der Boxenfunk zwischen Sainz und seinem Renningenieur in Sachen Reifenstrategie ist fast eine Farce und an Rat- und Planlosigkeit kaum zu toppen. Deshalb wird der Spanier in der Schlussphase von den Konkurrenten nahezu aufgefressen.

Innerhalb weniger Kurven verliert er drei Positionen und rutscht fast aus den Punkterängen. Entgegen allen Beteuerungen seitens Teamchef Frederic Vasseur bleibt der Reifenfraß bei den Roten ein großes Manko. Zur schlechten Strategie kommt noch fehlende Pace.

So steht am Ende des zweitschlechteste Ergebnis der Saison. Nur Melbourne war mieser, wo die Roten komplett ohne Punkte blieben. Ferrari droht im grave disastro zu versinken.

Debakel bei Alpine - Aston Martin stagniert

Alpine erlebt ein Waterloo-Debakel in Silverstone mit einem Doppelausfall. Ocon ist frühzeitig mit Technikdefekt gestrandet. Gasley wird von Stroll aus dem Rennen torpediert. Der Kanadier kassiert dafür eine Fünf-Sekunden-Strafe, bleibt ohne Punkte. Teamkollege Alonso kreist unter dem Radar um den Kurs, bleibt fehlerfrei aber blass auf Rang 7.

Aston Martin stagniert ganz offensichtlich. Der frisch aufgetragene Lack vom Saisonbeginn bekommt zunehmend Kratzer. In den ersten Rennen ist der Spanier regelmäßig aufs Podium gefahren. Aktuell hat er mit seinem Boliden dafür keine Chance mehr.

Auch Alfa Romeo müht sich ab im Nirgendwo mit Bottas und Zhou. Nico Hülkenberg fährt im Rahmen der Haas-Möglichkeiten eine gutes Rennen als 13er. Der Hase liegt bei Haas aber so tief im Pfeffer, dass in der laufenden Saison mit dem Auto nichts mehr zu holen sein wird. Einzelne neue Teile werden nicht viel helfen um den exorbitanten Reifenverschleiß in den Griff zu bekommen.

Kopfschütteln über AlphaTauri

Über AlphaTauri kann man auch nur noch den Kopf schütteln. Tsunoda und De Vries finden nicht statt. Über De Vries ist der Stab wohl gebrochen. Er wird offenbar demnächst rausgeworfen. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass Daniel Ricciardo seinen Sitz übernehmen wird.

Der Australier soll seine enorme Erfahrung einbringen, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. In der aktuellen Form macht der Red Bull Nachwuchs-Schuppen wenig Sinn.

Beeindruckt hat mich einmal mehr Alex Albon, ein Opfer der Nachwuchs-Verbrennung bei Red Bull vor einigen Jahren. Im Williams ist er zu einem Spitzenfahrer gereift. Auch Logan Sergeant ist als 11er in Silvestone ganz nah an seinem ersten WM-Punkt dran. Das kann sich sehen lassen.

Weiter geht‘s in zwei Wochen in Ungarn, auf einer Strecke, auf der das Qualifying wieder eine überragende Bedeutung hat, weil unter trockenen Bedingungen Überholen kaum möglich ist. Der zwölfte Sieg in Folge für Red Bull ist sehr wahrscheinlich, und damit ein neuer Rekord in der Formel 1. Bis dahin, bleiben Sie gesund.

PEDAL TO THE METAL - Ihr Peter Kohl.