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Formel 1: Miami-GP - Die F1 muss mit ihrer Inszenierung aufpassen | Kolumne

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Formel 1: Miami-GP - Die F1 muss mit ihrer Inszenierung aufpassen | Kolumne

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Show-Auswüchse werden bedenklich

Beim Großen Preis von Miami steht die Show im absolutem Mittelpunkt. Dafür müssen sich sogar die Fahrer anpassen. Die F1 muss mit ihrer Inszenierung aufpassen, meint SPORT1-Experte Peter Kohl.
Peter Kohl kommentiert das Geschehen im Formel-1-Zirkus
Peter Kohl kommentiert das Geschehen im Formel-1-Zirkus
© SPORT1-Grafik/Imago
Peter Kohl
Peter Kohl

Liebe F1-Fans,

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ein Grand Prix der zum Laufsteg der Eitelkeiten mutiert, bei dem der Sport fast Nebensache wird, ist diskussionswürdig.

Seit der Übernahme der Königsklasse durch Liberty Media ist der Ansatz, Traditionen aufzubrechen und Krusten zu sprengen, klar erkennbar. Die F1 ist nicht mehr der Motorsport wie unter Bernie Ecclestone - Diktat.

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Die dringende Anpassung an veränderte Konsumgewohnheiten wird durch die jetzigen Macher und Vermarkter konsequent in Angriff genommen. Die Netflix-Serie DRIVE TO SURVIVE hat der Formel 1 ganze neue Zuschauerschichten gebracht. Vor allem in Nordamerika. Die F1 boomt dort gerade unfassbar.

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Dass in diesem Jahr drei GP in den USA ausgetragen werden, mit der Show-Metropole und dem Spielerparadies Las Vegas ein neuer Glamour-Hotspot dazukommt, ist kein Zufall. Eintrittspreise bis zu 2000 Euro für einen normalen Tribünensitzplatz fürs Wochenende sind in Miami bezahlt worden. Mit 270 000 Zuschauern wurden neue Dimensionen aufgezeigt. Die Formel 1 mutiert dank exorbitant steigender Einnahmen, vor allem in Nordamerika, und dem Budget-Limit für die Teams zur Gelddruckmaschine.

Allein die Merchandising-Umsätze sind in den USA um über 1000 Prozent im Vergleich zur Vor-Liberty-Zeit durch die Decke gegangen. Effekte, die die Teams gerne mitnehmen. Deren Wert hat sich enorm gesteigert. Die Kassen klingeln, die Beteiligungen und Prämien steigen stetig. Zum ersten Mal können Teams mit der Formel 1 tatsächlich Geld verdienen, und es nicht nur verbrennen.

Formel 1 darf Inszenierung nicht übertreiben

Aber der Markt hat eben auch seine Ansprüche. Die Spaß-Gesellschaft will Party und Showtime! In Miami hat es das reichlich gegeben. Der Auflauf der Stars und derer, die sich dafür halten, war enorm.

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Natürlich wertet es die F1 auf, wenn eine Serena Williams, ein Roger Federer oder Ex-Skikönigin Lindsey Vonn ihr Interesse zeigen und sich in der Vorstartaufstellung und im Fahrerlager zeigen. Ein Vin Diesel hat Millionen Follower. Wenn er zwei Tage vor Ort ist und ständig in den Sozialen Netzwerken postet ist das die beste Werbung, die die Formel 1 bekommen kann! Passt zu Magic City Miami, ist in Ordnung.

Speziell und kritisch wird es aber mit den Auswüchsen. Die Einzelfahrervorstellung durch einen „coolen“ DJ mit dem Marsch durch Kunstnebel. Dazu Musikgedöns, das sich neue Formel-1-Hymne nennt. Der Produzent des Werkes, will.i.am, steht wie eine lebende Litfaßsäule mit Werbe-Logos bepflastert, ungeschickt den Taktstock schwingend, auf einem Podest. Ein Pseudo-Orchester führend, das Mühe hat, dem Ton-Playback aus den Lautsprechern ein Gesicht zu geben.

Kann man mögen. Muss man nicht. Viele Zuschauer fanden das peinlich, unwürdig, beschämend. Anderen mag es gefallen haben. So what. Wenn das nicht zum Standard wird - Schwamm drüber.

Den F1-Fahrern wird die Inszenierung zu viel

Die Meinung der Fahrer ist fast durchwegs einhellig. Gemocht haben sie`s nicht. Bis auf vielleicht Lewis Hamilton.

Der Hinweis von Russell und Alonso, dass mit dieser Inszenierung auch Gefahren verbunden sind, ist für mich nachvollziehbar. Russell moniert, dass die Fahrer über eine halbe Stunde in der prallen Sonne stehen mussten, permanent von dutzenden Kameras beäugt, um für die Show-Einlage parat zu sein. Alonso vermisste deshalb seinen gewohnten Austausch mit seinem Strategie-Verantwortlichen und seinem Renningenieur.

Gewohnte Pfade verlassen zu müssen verlangt Anpassung. Müssen die Besprechungen halt früher stattfinden. Aber die Fahrer haben ein Recht darauf, nicht wie Show-Puppen vorgeführt zu werden. Die Konzentrationsphase vor einem Grand Prix-Start ist wichtig, bevor es mit 330 km/h durch einen Betonkanal ohne Auslaufzonen geht.

Jeder Fahrer hat sich im Laufe seiner Karriere ein Prozedere zurechtgelegt, um optimal fokussiert und vorbereitet in ein Rennen zu gehen. Das kann man nicht so einfach von heute auf morgen über Bord werfen.

Wenn die Show wichtiger ist, als der Sport und seine Protagonisten, wird es bedenklich. Denn auch Klamauk kann sich totlaufen und irgendwann nerven. In dieser Hinsicht war die diesjährige Miami-Variante hoffentlich ein Ausrutscher.

Red Bull Dominanz geht weiter

Auf der Strecke business as usual. Der vierte Doppelsieg von Red Bull im fünften Rennen des Jahres. Mercedes und Ferrari kauen an ihren Problemen rum, die da heißen fehlende Konstanz und Balance im Auto.

Der Stern-Bolide ist einfach grundsätzlich zu langsam auf einer fliegenden Runde, dafür besser im Renn-Trimm. Bei Ferrari ist es genau umgekehrt. Die Rote Göttin ändert nahezu Runde für Runde ihre Charakteristik. Ist damit für die Fahrer schwer zu verstehen und zu beherrschen.

Die beiden Abflüge von Leclerc an diesem Wochenende kommen nicht von ungefähr. Der Monegasse will mehr zeigen, als das Auto hergibt. Solche Phasen hatte auch ein Sebastian Vettel, der auch schon mal als Crash-Kid verschrien war.

Dem Image von Leclerc tut das momentan nicht gut. Da muss er aufpassen. Manchmal ist ein bisschen weniger doch ein bisschen mehr. Vor allem auf der Rennstrecke am Limit fahrend.

Alonso schreibt weiter positive Schlagzeilen

Alonso gibt weiterhin zurecht den Gute Laune – Bär. Zum vierten Mal Best Of The Rest als Renndritter in dieser Saison – Chapeau!

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Haas ist die Rolle des Dauer-Rote-Laterne-Halters aus der Vorsaison los. Das amerikanische Team kann aus eigener Kraft wieder in jedem Grand Prix um Punkte kämpfen. Das zeigt, wie wertvoll das Know-How zweier erfahrener Piloten wie Hülkenberg und Magnussen sein kann. Sorry Mick, aber die Verpflichtung von Hülkenberg war richtig!

Nach kurzem Nase-Rausstrecken in Melbourne mit den Plätzen 6 + 8 ist McLaren wieder im Tal der tiefen Tränen versackt. Ein Desaster, Norris und Piastri waren komplett chancenlos. Nick de Vries hat mit seinem Alpha Tauri die Liste vernichteter Autoteile verlängert. Logan Sargeant kommt bei seinem ersten Heimspiel aufgrund eines Front-Flügelwechsels nach der Startphase abgeschlagen als Letzter ins Ziel, was sicherlich weh getan hat.

Zeit zum Wunden lecken gibt es diesmal für knapp zwei Wochen. Es folgt der Auftakt des Triple-Headers Imola, Monte Carlo und Barcelona. Mit neuen Updates bei einigen Teams und neuen Hoffnungen. Und dann wieder hoffentlich mit Motorsport im Vordergrund.

Bis dahin PEDAL TO THE METAL, bleiben Sie gesund und haben sie eine schöne Zeit – Ihr Peter Kohl.