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Flutlicht an! In den USA wird der Wert des Frauenfußballs neu definiert

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Flutlicht an! In den USA wird der Wert des Frauenfußballs neu definiert

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US-Fußball: Vorreiter der Innovation

Tatjana Haenni leitet seit 2023 die Geschicke des Frauenfußballs in den USA. Nun verrät die die Geheimisse, die hinter dem US-Erfolg stecken. Die „Flutlicht an!“ Porträt-Kolumne #75.
Die NWSL definiert den Wert von Frauenfußball neu
Die NWSL definiert den Wert von Frauenfußball neu
© IMAGO/USA TODAY Network
Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

Es gab Zeiten, in denen hätte Tatjana Haenni sich sogar vorstellen können, beim Schweizer Fußballverband (SFV) irgendwann einmal ihre Karriere zu beenden. Andererseits hätte das wohl nicht zur umtriebigen ehemaligen Nationalspielerin gepasst. Und so sagt Haenni heute über das Angebot, das ihrem Wechsel in die USA Anfang 2023 vorangegangen ist: „Ich wäre mir nicht selber treu gewesen, wenn ich Nein gesagt hätte.“

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Gleichwohl erinnert sich die heutige Chief Sporting Director der US-Frauenliga NWSL: „Das Angebot aus den USA kam eigentlich für mich zu einem nicht so guten Zeitpunkt.“ Sie habe das Gefühl gehabt, mit dem SFV auf einem positiven Weg zu sein. Zudem war der Verband mitten in der Bewerbung um die EM 2025. Haenni, ab 2018 Ressortleiterin Frauenfußball im Verband, ab 2020 Direktorin und als erste Frau Teil der Geschäftsführung, mittendrin.

Doch bei ihrer Nachfolgerin und guten Freundin Marion Daube weiß Haenni die Themen in der Schweiz in besten Händen. Die schmerzhafte private Situation mit dem Aus ihrer Ehe hilft 2023 beim Absprung: „Wenn man ein bisschen verzweifelt ist und es einem nicht so gut geht, ist Distanz natürlich immer gut.“ Und vor allem hat Haenni richtig Lust auf ihren neuen Job.

Der Fußball der Frauen in den USA in seinen Strukturen, mit den Überzeugungstäter*innen in Liga und Umfeld, das ist für Haenni eine völlig neue Welt im Vergleich mit den Erlebnissen in Europa. „Unsere Erfolgsgeschichte basiert auf dem, dass wir Leute haben, die genau im Frauenfußball tätig sein wollen“, erklärt sie. „Die an das Produkt glauben, an die Spielerinnen glauben, an die Zukunft glauben, weil sie die Chance sehen.“

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Rollen sich Traditionalist*innen beim Wort „Produkt“ und bei der Business-Ausrichtung der US-Liga die Fußnägel auf? Womöglich. Starke Partner*innen aber beschreibt Haenni als das A und O im Fußball der Frauen. Schließlich geht es darum, den in guter Geschwindigkeit auf ein Niveau zu bringen, das er ohne die Eingriffe der Verbände durch Verbotszeiten und mehr womöglich längst hätte.

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Gerade erst ist die NWSL auf Platz 5 der 50 innovativsten Firmen der Welt gewählt worden – dafür, wie sie den Wert von Frauenfußball neu definiert. Eine Auszeichnung, auf die Jessica Berman als League Commissioner ebenso stolz ist wie ihr Team rund um Haenni. Zumal just das Verständnis über den Wert des Fußballs der Frauen Voraussetzung für fast alles ist, was kommen kann. Die „Anhängsel“-Haltung auch deutscher Vereine, in den USA undenkbar.

Mit Blick auf Europa sagt die Sportdirektorin, sie sei überzeugt, „dass diese Verbandsstruktur heute noch träge ist. Wir haben den Durchbruch an der Basis geschaffen, die Gesellschaft hat diesen Durchbruch erwirkt. Der entscheidende Punkt sind die Basis, die Gesellschaft und die Clubs, die so viel machen.“ Die nationalen Verbände hätten eine Machtstellung, wie genau der Fußball der Frauen geführt werden solle, aus der sie nicht genug machten.

So hänge weiterhin alles an Einzelpersonen und deren persönlichem Engagement, während in den USA die Strukturen längst ein ganz anderes Level hätten. Weshalb Haenni, die davon spricht, man wolle die beste Liga der Welt sein, auch überzeugt ist, dass es gelingen wird, in naher Zukunft noch mehr Spielerinnen aus Europa vom Konzept Overseas zu überzeugen. „Ich glaube, wir werden ein bisschen unter Wert verkauft.“ Das könne sich ändern, wenn die Spielerinnen, die schon aus Europa in die USA gewechselt sind, zu Botschafterinnen werden.

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Den Frauenfußball in Europa hat Haenni natürlich weiter fest im Blick, speziell die nahende EM 2025 in der Schweiz. Die Diskussion um womöglich reduzierte Zuschüsse des Bundes für die Infrastruktur rund ums Turnier kommentiert sie eindeutig: „Kopfschütteln ist der Vorname. Fremdschämen!“ Dennoch setzt sie große Hoffnungen in die Europameisterschaft, von der sie sich wünscht, dass sie den Fußball der Frauen im Land nachhaltig positiv prägen wird.