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Besser als Bundesliga? "Die Amis können das halt" - DFB-Star Felicitas Rauch spricht über USA-Abenteuer

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Besser als Bundesliga? "Die Amis können das halt" - DFB-Star Felicitas Rauch spricht über USA-Abenteuer

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Besser als BL? „Die Amis können das“

Felicitas Rauch verließ im Januar den VfL Wolfsburg, um in den USA ein neues Abenteuer zu beginnen. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht sie über die ersten Wochen bei ihrem neuen Verein, die Unterschiede zu Deutschland - und ob die besten Jahre der Wolfsburger schon vorbei sind.
Felicitas Rauch wechselte im Januar vom VfL Wolfsburg in die USA - im besten Fußballeralter von 27 Jahren. Was sie sich davon verspricht und wie sie ihre Anfangszeit erlebte, verrät die 37-malige Nationalspielerin im SPORT1-Interview.
Alexander Kortan
Alexander Kortan

Vor wenigen Monaten begann Felicitas Rauch ein neues Abenteuer. Die deutsche Nationalspielerin verließ im Januar den VfL Wolfsburg und wechselte zu North Carolina Courage in die USA, wo sie jetzt in der National Women‘s Soccer League spielt.

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Im exklusiven SPORT1-Interview erzählt sie, dass ihre neue Liga deutlich ausgeglichener ist, und lobt die Strukturen, die im US-Sport vorherrschen. Außerdem spricht die 27-Jährige darüber, welchen Einfluss die Nationalmannschaft und DFB-Trainer Horst Hrubesch bei ihrer Entscheidung hatten, Deutschland zu verlassen.

Rauch: „Es tut immer ein bisschen weh“

SPORT1: Frau Rauch, jüngst kassierten Sie mit North Carolina Courage eine Niederlage beim Angel City FC hier in Los Angeles - trotz guter Leistung. Wie ist Ihre Gefühlslage jetzt?

Felicitas Rauch: Es tut irgendwie immer ein bisschen weh, wenn man viel Aufwand betreibt, eigentlich gar nicht schlecht spielt, sich viele Chancen auch erspielt, aber am Ende einfach nicht konsequent genug ist und irgendwie zwei Dinger zulässt und die natürlich eiskalt verwertet werden. Die Gegentore sind immer ein bisschen ärgerlich. Nichtsdestotrotz ist es eine Leistung, auf die man aufbauen kann.

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SPORT1: Für Sie ist seit dem Wechsel vom VfL Wolfsburg in die USA vieles neu. Wie war die Anfangszeit?

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Rauch: Sehr, sehr aufregend natürlich, sehr viel neuer Input. Sprachlich eher weniger das Problem am Anfang, aber natürlich: Alles ist größer in den USA, die Stadien sind größer, der Support - wie Sport generell gefeiert wird - ist riesig und es macht einfach sehr viel Spaß, hier zu spielen.

Felicitas Rauch bei ihrem neuen Verein Carolina Courage
Felicitas Rauch bei ihrem neuen Verein Carolina Courage

SPORT1: Was hat Sie an dem Wechsel in die NWSL gereizt?

Rauch: Einfach die Qualität der Liga. Wie man heute wieder gesehen hat, kann hier jeder jeden schlagen und du musst wirklich jedes Wochenende an deine Grenzen gehen, es gibt keine leichten Spiele. Natürlich auch die Physis der Liga, wo ich mit 27, 28 noch mal eine Schippe drauflegen möchte. Ich habe selbst große Ziele, wir haben große Turniere vor uns mit der Nationalmannschaft. Aber einfach auch, um persönlich zu reifen in einem neuen Land, einem neuen Kontinent und da neue Erfahrungen zu sammeln. Die will ich mit nach Deutschland bringen.

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USA? „Bedingungen sind wahnsinnig professionell“

SPORT1: Neues Land, neue Liga, neues Leben?

Rauch: Aktuell ist das mein Leben hier, deswegen kann man das gut so zusammenfassen.

SPORT1: Wenn sie Ihren Ex-Klub VfL Wolfsburg und Carolina Courage miteinander vergleichen - was fällt Ihnen da auf?

Rauch: Die Frage habe ich schon oft bekommen. Ich würde sagen, es ist so anders, aber doch so gleich. Die Bedingungen sind wahnsinnig professionell hier in Amerika, durch die Spielergewerkschaft hat jeder Verein Top-Bedingungen. Da muss ich schon sagen, dass das hier noch mal eine Schippe professioneller ist als in Deutschland. Ich hatte da in Wolfsburg aber auch tolle Bedingungen, das muss ich auch herausstellen. Aber der Aufwand, der hier betrieben wird, die Meetings, das Level der Professionalität, die Strukturen, die Reisen, wirklich wahnsinnig top organisiert und auf sehr professionellem Niveau, und das bei allen Mannschaften. Es gibt da wenig Ausnahmen, eigentlich gar keine, und das ist schon etwas, was die Liga einzigartig macht.

SPOR1: Sie haben sich sicherlich vorbereitet und informiert vor dem Wechsel, aber gab es dennoch irgendetwas, was Sie überrascht hat, seit Sie hier sind?

Rauch: Tatsächlich, wie strukturiert alles ist. Natürlich, wenn du aus Deutschland kommst und deine Strukturen und Routinen gewohnt bist, dann fällt es dir vielleicht ein bisschen schwer. Es fiel mir aber gar nicht schwer, weil es hier genauso strukturiert und routiniert ist. Es gibt wahnsinnig viele internationale Spielerinnen. Ich habe zu den Mädels in Deutschland bei der Nationalmannschaft gesagt: Gefühlt ist jedes Spiel ein Länderspiel. Du musst an deine Grenzen gehen und das macht einfach wahnsinnig Spaß.

Prominente Unterstützung in den USA

SPORT1: In Deutschland fährt man Zug oder Bus, hier steigt man in ein Flugzeug und ist dennoch fünf, sechs Stunden unterwegs.

Rauch: Auch ein wichtiger Punkt. Ich bin damals sehr oft aus Potsdam nach Freiburg mit dem Bus gefahren, was auch so acht, neun Stunden waren. Jetzt saßen wir im Flieger für sechs Stunden nach Los Angeles und haben ein bisschen Zeitverschiebung. Bislang verkrafte ich das wirklich gut. Mir war das bewusst, als ich hierhergekommen bin. Aber ob ich jetzt sechs Stunden im Flieger sitze oder im Bus, ist dann auch egal.

SPORT1: Angel City ist ein Club, der bekannt dafür ist, wie viele Promis Anteile halten. Die Schauspielerinnen Jessica Chastain, Jennifer Garner und Eva Longoria zählen dazu, auch Lindsey Vonn. Aber auch Ihr Klub hat eine prominente Investorin.

Rauch: Genau, wir haben Naomi Osaka, die mir jetzt direkt einfällt. Aber in LA, das zieht natürlich fürs Marketing mit der Prominenz. Das merkt man auch, wenn man hier herkommt. Die Amis können das halt: Spiele zu vermarkten. Es kommen wahnsinnig viele Leute in die Stadien und das macht einfach sehr viel Spaß.

SPORT1: Inwiefern hat die Nationalmannschaft eine Rolle gespielt bei den Gedankengängen vor dem Wechsel?

Rauch: Ich sehe das als reinen Mehrwert. Ich glaube, generell zeichnen sich gute Unternehmen dadurch aus, dass man sehr viel Input von unterschiedlichen Branchen bekommt. Das hier ist eine Top-Liga, wo ich wirklich jedes Wochenende an meine maximale Leistung gehen will. Ann-Katrin Berger kommt ja auch (zum Gotham FC; Anm. d. Red.), das freut mich. Ich glaube, dass es ihr sehr gut gefallen wird. Es ist viel Reiserei, aber das ist mir bewusst und ich bin da top professionell. Ich sehe das rein als Mehrwert.

Hrubesch? „Er ist dafür sehr offen“

SPORT1: Gab es von Bundestrainer Horst Hrubesch einen Kommentar dazu?

Rauch: Er ist dafür sehr offen, genauso wie das neue Trainerteam. Ich glaube, es sollte auch immer nach Leistung gehen, und da ist es, glaube ich, egal, in welcher Liga du spielst, und wenn es dann auch noch eine Top-Liga ist, ist es, glaube ich, noch besser.

Felicitas Rauch (l.) feiert den Pokalsieg 2023 mit ihren ehemaligen Mitspielerinnen Svenja Huth (M.) und Kathrin Hendrich (r.)
Felicitas Rauch (l.) feiert den Pokalsieg 2023 mit ihren ehemaligen Mitspielerinnen Svenja Huth (M.) und Kathrin Hendrich (r.)

SPORT1: Dass jemand in den besten Jahren vom VfL Wolfsburg weggeht, das gab es in den vergangenen Jahren eigentlich nicht. Ewa Pajor ist auf dem Weg nach Barcelona. Sind die besten Jahre des VfL Wolfsburg vorbei?

Rauch: Ich glaube, der VfL hatte in der Vergangenheit immer namhafte Abgänge und hat es immer wieder geschafft, international konkurrenzfähig zu bleiben. Natürlich wird die Spitze in Europa immer breiter. Es gibt immer mehr Vereine, die aufrüsten. Deswegen ist es schwer vorherzusehen, aber natürlich ist auch klar, dass der VfL Wolfsburg da weiterhin dranbleiben will und auch muss, um das als Mannschaft aufzufangen. Das haben sie in den vergangenen Jahren aber auch immer geschafft.

SPORT1: Der Frauenfußball in Europa wächst extrem. Warum war es für Sie trotzdem attraktiver, hierherzukommen und nicht diese Welle in England oder Spanien zu reiten?

Rauch: Ja, es war auch ein Thema, innerhalb Europas zu wechseln, aber hier ist es schon riesig und es wächst trotzdem noch weiter. Deswegen war das für mich der ausschlaggebende Punkt, hierherzukommen. Und bislang fühle ich mich in meinen Überlegungen eigentlich nur bestätigt.