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Der Drahtseilakt des FC Bayern mit Tuchel

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Der Drahtseilakt des FC Bayern mit Tuchel

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Bayerns Drahtseilakt mit Tuchel

Der FC Bayern befindet sich nach der peinlichen Niederlage in Heidenheim am Boden. Muss sich der Rekordmeister noch vor Saisonende von Trainer Thomas Tuchel trennen?
Nach der Heidenheim-Blamage des FC Bayern diskutiert die Dopa-Runde die Personalie Thomas Tuchel. SPORT1-Experte Alfred Draxler fordert gar den sofortigen Rauswurf.
Franziska Wendler
Franziska Wendler

Der FC Bayern musste in dieser Saison schon die eine oder andere bittere Niederlage hinnehmen. Die 2:3-Pleite am Samstag in Heidenheim markierte in dieser Riege einen neuerlichen Tiefpunkt. Mit 2:0 hatten die Münchner beim Aufsteiger geführt. Eine Partie, die die Bayern unter normalen Bedingungen locker und vor allem siegreich zu Ende gespielt hätten.

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Der scheidende Trainer vermochte im Anschluss an das Desaster keine valide Erklärung zu geben. So sagte Thomas Tuchel im Sky-Interview, „keine Ahnung“ zu haben, warum seine Mannschaft wieder einmal nach der Pause zusammenbrach wie ein Kartenhaus.

Dass die Gastgeber in der zweiten Halbzeit das Spiel sensationell noch drehten, sei die „logische Konsequenz aus den ersten fünf Minuten. Das ist sorglos, extrem sorglos. In den Zweikämpfen ist das individuell zu schwach“, so Tuchel weiter.

Der FC Bayern blamiert sich bei Aufsteiger Heidenheim bis auf die Knochen. Der Rekordmeister geht mit einer Zwei-Tore-Führung in die Pause - und gibt die tatsächlich noch aus der Hand.
10:10
1. FC Heidenheim 1846 - FC Bayern München (3:2): Tore & Highlights | Bundesliga

Situation beim FC Bayern immer kritischer

Während sich die Bayern-Verantwortlichen in den zurückliegenden Wochen vor allem darüber ärgerten, dass es mit der zwölften Meisterschaft in Folge wohl nichts wird, hat sich die Lage inzwischen rapide verschärft.

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Zwar sind die Münchner noch Tabellenzweiter, der Tabellendritte Stuttgart ist aber inzwischen punktgleich und auch der Vorsprung auf den ersten Nicht-Champions-League-Platz ist geschmolzen.

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Und dann steht schon am Dienstag das so wichtige Viertelfinal-Hinspiel in der Königsklasse (Di., 21 Uhr im LIVETICKER). Nicht nur SPORT1-Experte Stefan Effenberg fragt sich nach der Heidenheim-Blamage: „Wie soll das denn gegen den FC Arsenal funktionieren?“

Wie können die Verantwortlichen also verhindern, dass eine ohnehin schon mehr als nur enttäuschende Saison zum kompletten Desaster mutiert?

Soll der Verein wie geplant bis zum Saisonende an Thomas Tuchel festhalten? Oder ist eine frühere Trennung von Tuchel noch vor dem Arsenal-Spiel, oder spätestens bei weiteren Misserfolgen in der Bundesliga, das Mittel der Wahl? Es ist ein Drahtseilakt für den Rekordmeister.

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Eberl und Freund wollen vorerst an Tuchel festhalten

Eines ist klar: Eine Entlassung noch vor dem Arsenal-Spiel kommt für die Bosse nicht infrage. Sportdirektor Christoph Freund erklärte nach der Heidenheim-Pleite auf die Frage, ob Tuchel auch am Dienstag auf der Bank sitzt: „Ja, zu hundert Prozent. Das Spiel in drei Tagen ist ein ganz wichtiges und da muss sich jeder an die eigene Nase fassen.“ So sei die Leistung der Mannschaft „nicht zu akzeptieren. Da muss jetzt wirklich jeder an sich selbst knabbern.“

Wenig später untermauerte Freund zudem noch einmal die Entscheidung pro Tuchel: „Ja, so haben wir entschieden und wir müssen jetzt schauen, dass wir nicht noch einmal so eine Leistung abrufen. Innerhalb von einer Woche zweimal, das ist echt Wahnsinn.“

Auch Sportvorstand Max Eberl äußerte sich zur Thematik, bestätigte bei Sky Freunds Aussagen. „Wir müssen schon schauen, dass wir die Champions League erreichen. Aber für mich ist völlig klar, dass er am nächsten Dienstag auf der Bank sitzt und am Samstag gegen Köln auf der Bank sitzt.“

Keine endgültige Jobgarantie

Zudem bestritt Eberl, über einen Trainerwechsel nachgedacht zu haben. „Nein, den Gedanken hatte ich nicht. Das ist auch nicht Fußball, dass du jetzt am Samstag nach so einer Niederlage den Trainer rausschmeißt, das ist definitiv nicht der Weg“, betonte der 50-Jährige.

„Der FC Bayern hat schon Trainer entlassen, trotzdem steht man da, wo man steht. Es ist nicht immer nur ein Trainerproblem“, führte Eberl aus: „Thomas hat unter der Woche alles in den Besprechungsraum gelegt. Wenn dann so etwas von den Spielern zurückkommt, ist das nicht das, was Thomas verdient hat!“

Doch so sehr sich die Verantwortlichen auch für ihren Übungsleiter starkmachen, eine hundertprozentige Garantie können auch sie nicht geben. Auf die Frage, ob Tuchel bis zum Saisonende auf der Bank sitzt, verlautbarte Eberl: „Das kann ich jetzt nicht abschließend beantworten.“

Tuchel sofort raus - oder nicht?

In dieser Angelegenheit eine richtige Entscheidung zu treffen, ist alles andere als einfach. Das weiß auch Markus Krösche.

Der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt erklärte im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1: „Ich bin aber kein Freund von Aktionismus, sondern von Professionalität. Von außen eine Empfehlung abzugeben, ist schwer – das ist ja auch für Max nicht einfach.“

Es gebe aber „irgendwann den Punkt, nicht mehr den kleinstmöglichen Nenner zu finden, sondern größtmöglichen Schaden abzuwenden. Man muss das große Ganze schützen. Irgendwann lebt man sich auseinander. Dann gehen Erwartungshaltungen und Zielsetzungen zwischen Trainer und Klub auseinander.“

SPORT1-Experte Effenberg positionierte sich derweil deutlich mehr pro Tuchel. „Die Spieler sind auch verantwortlich, ich bin kein Fan davon, immer auf den Trainer zu gehen. Früher haben die Bayern so etwas runtergespielt bei einer 2:0-Führung. Du siehst die totale Verunsicherung. Es aber nur am Trainer festzumachen, ist nicht fair“, so Effenberg.

„Da geht es um Eigenverantwortung“, stellte der Champions-League-Sieger von 2001 klar: „Dafür brauchst du nicht den Coach. Der FC Bayern macht alles richtig, wenn sie jetzt bis zum Ende der Saison an Tuchel festhalten und dann im Sommer den Kader verändern und infrage stellen. Aber Max kennt das Geschäft, er weiß genau, worauf es ankommt.“

„Nehme Tuchel nur noch als Häuflein Elend wahr“

Andere Stimmen setzten sich dagegen deutlich für eine Trennung von Tuchel ein. „Ich nehme Thomas Tuchel nur noch als ein Häuflein Elend wahr. Du musst da nun ein neues Signal senden“, sagte SPORT1-Kolumnist Tobias Holtkamp: „In einer Beziehung würde ich von toxisch sprechen, da ist sehr viel kaputt und kein Nährboden mehr, um etwas Gutes darauf entstehen zu lassen.“

Auch SPORT1-Experte Alfred Draxler wurde in seiner Tuchel-Kritik deutlich: „Die Interviews sind eine Katastrophe, die Körpersprache ist schlecht. Nach dem Dortmund-Spiel wäre ein Schnitt gut gewesen. Ich habe auch gesagt: Warum nicht ein Thomas Müller als Spielertrainer? Alles ist besser als dieser Thomas Tuchel gerade, mit dieser Körpersprache und dieser Hilflosigkeit. Man muss nun irgendetwas ändern, so kann es nicht weitergehen.“

Nach dem Spiel des FC Bayern München gegen den 1. FC Heidenheim zeigt sich Bayern-Trainer Thomas Tuchel ratlos.
01:05
Bayern-Pleite in Heidenheim? Tuchel ratlos: "Kann ich mir nicht erklären ... "

Strunz hält Tuchel-Verbleib für falsch

Auch für den langjährigen Bayern-Star Thomas Strunz ist eine Weiterbeschäftigung von Tuchel falsch. „Ich halte die Entscheidung, dass Tuchel die Saison noch beenden darf, für falsch. Ich habe erwartet, dass nach den Peinlichkeiten gegen Dortmund und Heidenheim etwas passiert“, sagte er in der Sendung Bild Sport bei Welt TV.

Passende Lösungsvorschläge hat Strunz auch gleich parat. „Hansi Flick ist frei, Niko Kovac hat zweimal die Meisterschaft geholt (Kovac war nur einmal Meister, Anm. d. Red.). Was ist eigentlich mit Lothar Matthäus?“ Als langfristige Lösung empfiehlt Strunz Roger Schmidt, der aktuell bei Benfica Lissabon unter Vertrag steht.

Für wen sich die Verantwortlichen am Ende auf lange Sicht entscheiden - und ob Tuchel seinen Posten wirklich noch vor Saisonende räumen muss - wird aber erst die Zeit zeigen.