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"Bayern bewegt sich auf dünnem Eis" - das sagt Effenberg zur Tuchel-Trennung

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"Bayern bewegt sich auf dünnem Eis" - das sagt Effenberg zur Tuchel-Trennung

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Effenberg: „Bayern auf dünnem Eis“

Stefan Effenberg sieht in der jetzt schon verkündeten Trennung von Tuchel und Bayern auch ein Risiko. Was Tuchel zum Verhängnis wurde und wo der FCB besser werden muss, erklärt SPORT1-Experte im Interview.
Der FC Bayern München und Thomas Tuchel gehen im Sommer getrennte Wege. Ein unvermeidbarer Entschluss angesichts der aktuellen Krise. Elf Monate Amtszeit mit konstanten Aussetzern.
Stefan Picht
Stefan Picht

Der Tuchel-Hammer beim FC Bayern hat auch SPORT1-Experte Stefan Effenberg überrascht. Auch wenn der Klub mit der Verkündung jetzt ein klares Statement gesetzt habe, meint die Legende: „Das ist dünnes Eis, auf dem sich der FC Bayern in den nächsten Wochen bewegt.“

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Effenberg blickt im Interview außerdem auf die Fehler von Tuchel und schätzt ein, wann der FCB im Saisonendspurt doch noch einmal ein Problem bekommen könnte.

„FC Bayern bewegt sich auf dünnem Eis“

SPORT1: Die Verkündung des Tuchel-Abschieds im Sommer hat durchaus überrascht. Sie auch?

Stefan Effenberg: Ja, schon ein Stück weit. Aber zumindest haben sie jetzt mal ein klares Statement gesetzt. Wie das ausgeht, ist natürlich schwierig zu beantworten zu diesem Zeitpunkt.

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Stefan Effenberg wünscht sich mehr Trainer-Kontinuität beim FC Bayern
Stefan Effenberg wünscht sich mehr Trainer-Kontinuität beim FC Bayern

SPORT1: War die Trennung denn unvermeidbar?

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Effenberg: Offenbar ja, sonst hätten die Verantwortlichen nicht gesagt, dass sich die Wege im Sommer trennen. Allerdings muss man unterscheiden zur Situation von Klopp, der ja aus eigenen Stücken gesagt hat: „Ich werde Liverpool im Sommer verlassen.“ Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das einen Schub für die Mannschaft gibt, um das Optimale noch rauszuholen, sprich Meister zu werden. Sie stehen auch noch im Ligapokal-Finale gegen Chelsea (Sonntag 16 Uhr im LIVETICKER) und haben in der Europa League und dem FA-Cup weitere Titelchancen. Es war psychologisch perfekt von Klopp, das auch so zu kommunizieren.

Bei Bayern München hat man jetzt ganz andere Voraussetzungen, nachdem man gemeinsam gesagt hat, wir trennen uns. Das ist dünnes Eis, auf dem sich der FC Bayern in den nächsten Wochen bewegt.

SPORT1: Gibt es jetzt Probleme bis zum Saisonende, weil die Spieler wissen, dass der Trainer bald weg ist?

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Effenberg: Ich erwarte von den Bayern-Spielern schon, dass sie alles versuchen, um noch mal an Leverkusen ranzukommen. Und dass sie alles versuchen, in der Champions League weiter zu kommen, als in den letzten drei Jahren. Auch in Hinblick auf die EM. Das sollten die Spieler nicht vergessen: Es geht hier um eine EM im eigenen Land und dass man sich als Spieler für die Nationalmannschaft qualifiziert. Deswegen sind alle gefordert, so schnell wie möglich wieder ihr Leistungsniveau zu erlangen - das war sehr offensichtlich in den letzten Wochen nicht der Fall. Es gibt schon ein paar Gründe, um ganz schnell wieder zu Topleistungen zu kommen.

„... dann kann die Situation noch mal richtig kippen“

SPORT1: Und wenn die Ergebnisse nicht passen?

Effenberg: Wir müssen jetzt hier nicht spekulieren, aber wenn die Ergebnisse in zwei, drei Wochen mit dem Rückspiel inklusive Lazio nicht stimmen, kann die Situation noch mal richtig kippen.

SPORT1: Wäre eine Übergangslösung bis zum Saisonende nicht besser?

Effenberg: Das habe ich nicht zu entscheiden. Dafür müssen dann die Verantwortlichen der Bayern geradestehen. Aber es ist auch nicht auszuschließen, dass das auch noch in die andere Richtung gehen kann. Damit würde sich die Mannschaft in keinster Weise einen Gefallen tun. Und die einzelnen Spieler natürlich auch nicht. Das ist für Tuchel natürlich nicht schön. Er hatte noch ein Jahr Vertrag, hat mit Dortmund und Bayern hier zwei Topklubs trainiert. Aber es war ja unumgänglich, irgendwann musste eine Entscheidung getroffen werden. Aber Tuchel ist Profi genug, auch das Trainerteam wird alles geben, um das Optimale und Maximale rauszuholen.

Effenberg: Das hat Tuchel nicht richtig hinbekommen

SPORT1: Woran ist er denn letztlich gescheitert?

Effenberg: Gescheitert? Ich mag das Wort in keinster Weise. Ich glaube, dass viele Faktoren zusammenkommen. Du musst bei Bayern München so schnell wie möglich das Vertrauen der Spieler gewinnen. Das hat ein Ottmar Hitzfeld oder ein Jupp Heynckes oder auch ein Guardiola geschafft. Und das ist offensichtlich, dass Tuchel das nicht richtig hinbekommen hat. Ich will nicht sagen, er hat die Spieler schlechter gemacht, das ist das falsche Wort. Aber sie haben nie so richtig das Vertrauen gespürt. Wenn jetzt das Spiel gegen Leipzig vor der Tür steht und man mich fragt, wie Bayern München denn spielen wird, dann kann ich keine Antwort geben, weil ich es nicht weiß. Das ist ja nicht Bayern-typisch.

SPORT1: Spieler wie Kimmich oder Tel hat er in der Öffentlichkeit eher schlecht gemacht.

Effenberg: Das ist ja das A und O, wenn du solche Spieler hast, die ja hochqualifiziert sind, deren Vertrauen zu gewinnen. Wenn du das gewinnst, dann hast du die Spieler an deiner Seite und auch hinter dir. Aber das hat bei Tuchel offensichtlich nicht geklappt und eine gewisse Unzufriedenheit ausgelöst. Wenn ich Ihnen nicht sagen kann, wie die Mannschaft am Samstag aufläuft, dann ist das nicht normal, weil bei Bayern München wussten acht, neun oder zehn Leute immer, dass sie spielen. Und das ist mit Sicherheit auch ein Grund, dass sie eben nicht so stabil und konstant waren.

Aber jetzt muss man natürlich auch auf die Spieler schauen: Da laufen viele Verträge 2025 und 2026 aus. Mit wem will man verlängern und mit wem wollen wir weiter auf die Reise gehen? Also ein gewisser Umbruch ist ja vorhanden. Nicht nur seit dem letzten Sommer in der Führungsetage, sondern mit Sicherheit in den nächsten ein oder zwei Jahren auch im Verein oder in der Mannschaft.

„Das sollte Bayern in Zukunft abstellen“

SPORT1: Welcher Trainer übernimmt im Sommer für Tuchel? Xabi Alonso wäre ja ein möglicher Kandidat.

Effenberg: Sebastian Hoeneß ist auch im Gespräch, aber es wäre ein Stück weit respektlos, wenn ich jetzt hingehe und mir irgendetwas wünsche. Die Verantwortung trage ich sowieso nicht. Und ich glaube, Hoeneß und Alonso haben jetzt noch riesengroße Herausforderungen vor sich, große Ziele. Da gehört es sich einfach nicht, von meiner Seite zu sagen, ich würde mir den oder jenen wünschen.

Ich hoffe nur für die Bayern, dass sie eine richtige Wahl treffen. Denn wenn man ihre Historie der Trainer in den letzten zehn Jahren ansieht, dann reden wir von acht oder neun. Und auch das untypisch für den FC Bayern. Das sollten sie in Zukunft abstellen. Denn das hat man eher bei einem Verein, der unten steht. Für Bayern ist das nicht normal, wenn man so eine Zahl sieht.

SPORT1: Wohin geht Tuchel nach der Saison?

Effenberg: Ich glaube, dass seine Reise ins Ausland geht, denn er war jetzt in Deutschland beim BVB und bei Bayern. Was will er noch haben? Die Reise wird mit Sicherheit wieder ins Ausland gehen. Aber das ist jetzt auch nicht wichtig. Wichtig sind erstmal die nächsten Wochen für Bayern München, um da das Größtmögliche noch rauszuholen.