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Die ewige Baustelle des FC Bayern

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Die ewige Baustelle des FC Bayern

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Die ewige Baustelle des FC Bayern

Der FC Bayern hatte schon viele große Torhüter - aber nur die wenigsten von ihnen auch selbst ausgebildet. Lothar Matthäus ist irritiert, die Vergangenheit liefert Aufschlüsse.
Kehrt Manuel Neuer nun doch schon bald in das Tor des FC Bayern zurück? Trainer Thomas Tuchel macht den Fans Hoffnung.
Philipp Heinemann
Philipp Heinemann

Jean-Marie Pfaff, Oliver Kahn oder Manuel Neuer: Beim FC Bayern stand schon so mancher legendärer Torhüter zwischen den Pfosten. Ausgebildet hat der deutsche Rekordmeister aber die wenigsten von ihnen.

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Seit den Tagen von Sepp Maier (beendete seine Karriere 1980!) und Raimond Aumann (war bei seinem Wechsel 1980 vom FC Augsburg schon fast volljährig) konnte kein Eigengewächs der Münchner mehr vollends überzeugen.

Die Torhüter-Ausbildung der Bayern, eine uralte Baustelle. „Ich persönlich wundere mich, dass man in den letzten Jahren nicht einen Torhüter aus dem eigenen Stall hochgeholt hat“, sagte Bayern-Legende Lothar Matthäus jüngst im Interview mit SPORT1.

Hat der FC Bayern weggeschaut?

Der Rekordnationalspieler ist der Meinung, dass “wir auch im Nachwuchsbereich bei Bayern München immer wieder tolle Torhüter gehabt haben, die hier zwei, drei Jahre miterlebt haben. Da waren ganz sicher talentierte Torhüter dabei und da hat man vielleicht irgendwo mal zu lange weggeschaut, um da einen Torhüter nach oben zu bringen.“

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Aber wurde tatsächlich Potenzial verschenkt? Oder sind die letzten Versuche mit Eigengewächsen vielleicht als abschreckende Beispiele noch im Hinterkopf?

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Als die Bayern mit Oliver Kahn zum letzten Mal eine langjährige Nummer eins ersetzen mussten, hieß der designierte Nachfolger Michael Rensing. Vier Jahre hatte er zu diesem Zeitpunkt als Backup des Titans bereits in seinem Jugendklub verbracht. Bei seinen sporadischen Einsätzen konnte er glänzen - und bekam 2008 den schwierigsten Torhüter-Job Deutschlands.

Uli Hoeneß rief Rensing prompt als künftigen Nationaltorhüter aus: „Lehmanns Nachfolger in der Nationalelf wird auf jeden Fall Rensing und sonst keiner. Da können sich alle anderen auf den Kopf stellen.“

Doch das Trikot mit der Nummer eins wog schwer. Die Leistungen schwankten, die Fehler mehrten sich - und Trainer Jürgen Klinsmann stellte um.

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Mit Hans-Jörg Butt übernahm ein Routinier, der eigentlich nur als Backup fungieren sollte. Mehr Erfahrung war gewünscht, die Geduld mit dem jungen Thronfolger aufgebraucht. Rensing kämpfte sich später zwar für einige Spiele nochmal zurück in die Startelf, als Kahn-Erbe war seine Zeit dennoch abgelaufen.

„Mit dieser Entscheidung ging die ganze Scheiße los“

Etwas anders standen die Zeichen bei Thomas Kraft, der seit der U17 für die Bayern durch den Strafraum hechtete.

Von Klinsmann-Nachfolger Louis van Gaal wurde Kraft im Alter von 22 Jahren nach der Winterpause überraschend in die Stammformation beordert, diesmal musste Butt weichen - obwohl die Bayern-Verantwortlichen van Gaal ausdrücklich vor dem Wechsel gewarnt hatten.

Mit sensationellen Paraden in der Champions League gegen Inter Mailand eroberte er 2011 die Herzen der Bayern-Fans, van Gaal durfte sich bestätigt fühlen. Zumindest kurz. Zwei dicke Patzer von Kraft in der Liga sollten dann letztlich zur Entlassung des Trainers führen.

„Mit der Entscheidung, Jörg Butt aus dem Tor zu nehmen, ging die ganze Scheiße los“, polterte Uli Hoeneß damals. Der Bayern-Macher entschuldigte sich später bei Kraft für diese Aussagen. Den Torhüter-Job traute er ihm aber nicht zu.

Kraft verließ den Klub, denn schon bei seinem Profi-Debüt schwebte damals der Name Neuer über München.

Die Bayern-Bosse hatten den Schalker als Mann für die Zukunft auserkoren. Auch wenn viele Bayern-Anhänger (die Sehnsucht nach einem neuen Sepp Maier war groß) lieber Kraft behalten hätten und im Stadion gegen den heutigen Kapitän protestierten (Stichwort: Koan Neuer).

Geduld ist ein Luxusgut - gerade beim FC Bayern

Sowohl Rensing als auch Kraft schafften es bei anderen Klubs zumindest zwischenzeitlich zur Nummer eins.

Genauso wie Stefan Wessels, der einst hinter Oliver Kahn auf seine Chance gelauert hatte. Er bekam sie unverhofft, als der Titan verletzt ausfiel. Hoeneß bot ihm nach guten Leistungen einen neuen Vertrag an, doch Wessels zog 2003 den Schritt zum 1. FC Köln vor.

Wessels, Rensing, Kraft: Ihre Zeit beim FC Bayern liefert durchaus Indizien zur Matthäus-Frage nach den fehlenden Bayern-Talenten. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass die Bosse sie falsch eingeschätzt haben.

Aber: Geduld mit unfertigen Spielern ist im Millionengeschäft Fußball nun mal ein Luxusgut - und bei Schlüsselpositionen ist die Bereitschaft zum Risiko bei Trainern wie Verantwortlichen am geringsten.

Wer einen jungen Torhüter aufstellt, muss - anders als bei einem Mittelfeld-Youngster - fast schon zwangsläufig den einen oder anderen unnötigen Gegentreffer in Kauf nehmen. Schwer vorstellbar bei einem Klub wie Bayern, der sich neben einem Startorhüter auch noch eine etablierte Nummer zwei wie Sven Ulreich leistet.

Sepp Maier hatte im Januar 2023 öffentlich hinterfragt, warum man bei seinem Ex-Verein nicht wenigstens in der Lage sei, „einen guten jungen Torhüter für die 1. Mannschaft heranzuführen.“ Womöglich, weil gerade das „Heranführen“ bei einem Bayern-Keeper fast unmöglich ist.

Die einzige Alternative für junge Bayern-Torhüter

Spielpraxis auf höchstem Niveau ist fast ausgeschlossen, was natürlich auch umworbene Talente wissen.

Wer bei Bayern doch eine Chance bekommen sollte - wie zum Beispiel Rensing - muss entweder ein Jahrhunderttalent oder ein fast schon fertiger Spieler sein. Oder aber innerhalb weniger Spiele einer werden.

Alternativ bleibt nur noch, sich bei anderen Klubs fortzubilden. Aktuelle Beispiele: Alexander Nübel ist an den VfB Stuttgart verliehen, für Ron-Thorben Hoffmann (Eintracht Braunschweig) und Christian Früchtl (Austria Wien) soll sich der FCB Rückkaufoptionen gesichert haben.

Gleichzeitig wirbt man um Daniel Peretz, einen jungen Mann aus Israel. Ob die Bayern-Bosse in ihm einen potenziellen Stammtorhüter oder zumindest eine zukünftige Nummer zwei sehen, ist unklar.

Er stünde sowieso vor dem identischen Problem wie so viele seiner Vorgänger. Seit den Tagen von Maier und Aumann hat es kein Torwarttalent mehr geschafft.

Die Torhüter-Ausbildung der Bayern, sie bleibt eine uralte Baustelle.