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DDR-Legende tot: Er prägte auch das vereinte Fußball-Deutschland

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DDR-Legende tot: Er prägte auch das vereinte Fußball-Deutschland

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Trauer um Schiedsrichter-Legende

Siegfried Kirschen war der letzte DDR-Schiedsrichter, der ein WM-Spiel leitete. Er prägte auch den DFB viele Jahre lang - obwohl er von Stasi-Enthüllungen belastet worden war,
Siegfried Kirschen war unter anderem Schiri bei der WM 1990
Siegfried Kirschen war unter anderem Schiri bei der WM 1990
© IMAGO/Pressefoto Baumann
SPORT1
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von SPORT1

Wenige Tage nach den Toden von Bernd Hölzenbein und Gerd Roggensack trauert Fußball-Deutschland um eine weitere prägende Persönlichkeit: Der langjährige DDR-Oberliga-Schiedsrichter Siegfried Kirschen - letzter WM-Schiri der DDR - ist im Alter von 80 Jahren nach langer Krankheit gestorben.

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Siegfried Kirschen war der DDR-Schiri bei der WM 1990

Der am 13. Oktober in Chemnitz geborene Kirschen, studierter Psychologe, Lehrer und Oberstleutnant der NVA, stieß als Schiedsrichter schon zu DDR-Zeiten in die internationale Elite vor. Seit 1979 FIFA-Unparteiischer, leitete Kirschen 43 Europapokal-Partien, darunter das UEFA-Cup-Finale 1987 zwischen IFK Göteborg und Dundee United.

Auf Länderspiel-Ebene war Kirschen bei den Weltmeisterschaften 1986 in Mexiko und 1990 in Italien im Einsatz. 1988 pfiff er bei der Europameisterschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Seine wichtigsten Länderspiele waren das WM-Viertelfinale zwischen Belgien und Spanien 1986 und das Achtelfinale zwischen der Tschechoslowakei und Costa Rica 1990. Bei der EM in der BRD pfiff er das Vorrundenspiel zwischen England und Irland in Stuttgart.

Siegfried Kirschen beruhigt bei der WM 1990 die Nationalspieler Belgiens
Siegfried Kirschen beruhigt bei der WM 1990 die Nationalspieler Belgiens

Nach seiner aktiven Karriere war Kirschen auch Mitglied des DFB-Vorstandes, Mitglied im DFB-Liga-Ausschuss, dem DFB-Kontrollausschuss und im DFB-Schiedsrichter-Lehrstab.

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Stasi-Enthüllungen sorgten 2006 für Wirbel

Für Wirbel sorgte 2006 die Enthüllung, dass Kirschen jahrelang dem repressiven Sicherheitsapparat der DDR zugearbeitet haben soll, das Ministerium für Staatssicherheit - die berühmt-berüchtigte „Stasi“ - führte Kirschen als „Gesellschaftlicher Mitarbeiter Sicherheit“ (GMS) unter dem Decknamen „Friedrich“.

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Kirschen verteidigte sich, er habe „nie jemanden bespitzelt, observiert oder Berichte verfasst“. Sein Anwalt Peter-Michael Diestel - bekannt auch als letzter Innenminister der DDR während der Wendezeit und Präsident von Hansa Rostock, erklärte: „Bei den Vorwürfen gegen meinen Mandanten handelt es sich ausschließlich umbagatellhafte, typische Berührungen mit der Staatssicherheit, denen mein Mandant - er absolvierte vor 44 Jahren seinen Wehrdienst - nicht ausweichen konnte.“

Der DFB untersuchte die Vorwürfe, er blieb jedoch in seinen Ämtern. 2019 wurde Kirschen als DFB-Ehrenmitglied ausgezeichnet, noch im vergangenen Jahr ehrte ihn der brandenburgische Verband mit dem „Kristallfußball“ für seine Verdienste. „Sein unermüdlicher Einsatz für den Fußball und insbesondere dem Schiedsrichterwesen werden unvergessen bleiben“, würdigte der Fußballkreis Ostbrandenburg seinen früheren Präsidenten (1990 bis 2018).