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"Popeye" Rainer: So geht der Einhand-Radwechsel

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"Popeye" Rainer: So geht der Einhand-Radwechsel

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"Popeye" Rainer: So geht der Einhand-Radwechsel

Vor den 24 Stunden von Le Mans plötzlich berühmt: Wie die Radwechsel-Technik von Porsche-Mechaniker Rainer Mühlhäuser zum Paddock-Gespräch wurde
Mechaniker Rainer Mühlhauser (links) nimmt die Räder mit einer Hand
Mechaniker Rainer Mühlhauser (links) nimmt die Räder mit einer Hand
© Porsche

Die Fahrer sind die großen Helden, die restliche Mannschaft bleibt im Motorsport oft im Hintergrund. Das hat sich im Lager der Porsche-LMP1-Mannschaft vorübergehend geändert. Rainer Mühlhäuser stand am Renn-Wochenende im belgischen Spa-Francorchamps im Fokus. Der 34-Jährige wechselt am Porsche 919 Hybrid von Neel Jani, Andre Lotterer und Nick Tandy bei den Stopps die Räder vorne links. Mühlhäuser macht dies einhändig. Die beeindruckenden Bilder von seiner besonderen Technik gingen durch alle Sozialen Medien.

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In der Porsche-Box machte man den Mechaniker zum "Thor", andernorts war der Spitzename "Hulk" zu vernehmen. "Ich bin und bleibe aber der Rainer", schmunzelt Mühlhäuser im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Ein verlegenes Lächeln macht deutlich, dass dem bescheidenen Schwaben der Rummel um seine Person eher unheimlich erscheint. Le-Mans-Sieger und Weltmeister Neel Jani hatte Mühlhäuser schon vor dem Spa-Wochenende in seiner Kolumne als Popeye bezeichnet.

"Wenn ich anhand meiner Stars aus der Kindheit einen auswählen dürfte, dann wäre mir Popeye am liebsten", lacht der 34-Jährige. "Ich habe mit Spinat kein Problem. Ich esse das, aber die Wirkung war bislang nie so wie bei Popeye." Das einhändige Wechseln der Räder erfordert allerdings tatsächlich viel Kraft. Ein einzelnes LMP1-Rad wiegt rund 20 Kilogramm. Da braucht es Muskeln, um nicht nur schnell, sondern auch präzise arbeiten zu können.

Faulheit als Antrieb: So geht's schneller

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"Ich habe das Glück, dass ich ein bisschen Kraft habe. Ich bin kein Bodybuilder. Die größte Einnahmequelle eines Fitnessstudios werde ich nie sein. Auf der Hantelbank die Gewichte stemmen, ist wirklich nicht so meins", erklärt Mühlhäuser, dessen Oberarme nicht nach großem Posing aussehen. Er lebt von funktioneller Muskulatur, nicht von Show. "Ich habe früher Handball gespielt. Das hat sicherlich einige Grundlagen gelegt, auch für die Bewegungen, die sehr präzise sein müssen."

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Die Idee zum ganz eigenen Weg des Radwechsels kam Mühlhäuser bei den Trainings in Weissach. "Man arbeitet an sich und will immer schneller werden. Aber ich gebe zu: Es spielt auch eine gewisse Faulheit mit rein", lacht er. Seine Technik macht es möglich, dass weder das neue, noch das gebrauchte Rad beim Wechselprozess abgesetzt und wieder aufgenommen werden muss. "Wer effektiv sein will, darf auch Faulheit als Antrieb nutzen. Das passiert dabei: Ich lasse eine Bewegung weg und bin als Nebeneffekt dann schneller."

"Als ich das erstmals so auf meine Art gemacht habe, gab es sofort Fragen: 'Wie hast du das denn gemacht?' Für mich ist es einfach eine natürliche Bewegung. Es hat zu Beginn nicht immer optimal funktioniert, aber mittlerweile ist es drin", erklärt er. Zahlreiche Kollegen blicken mit Staunen auf Mühlhäuser. "Es kamen schon Fragen von Kollegen, ob ich ihnen das mal zeigen kann. Mache ich gern, aber jeder muss quasi seinen eigenen Stil finden."

Im Fokus der Öffentlichkeit: Keine Heiratsanträge

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Dass eigener Stil mit großem Spektakel verbunden ist, spielt für Mühlhäuser keine Rolle. Er möchte seinen Job möglichst gut erledigen, das Rampenlicht ist ihm fremd. Doch es erwischte ihn, als ein Video eines Boxenstopps in den Sozialen Medien immer mehr Verbreitung fand. "Das Telefon klingelte oft, es gab viele Nachrichten auf dem Handy. Zwei Tage später kam Neel zu mir und meinte, dass ich ja jetzt bekannt sei. Teilweise habe ich ihm das zu verdanken, weil er das in seiner Kolumne thematisiert hat."

"Als die Kollegen meinten 'Hey Rainer, da ist ein Video von dir im Umlauf', da dachte ich erst an einen Scherz, wie er immer mal wieder kommt, wenn man mit solch einer coolen Truppe unterwegs ist. Aber das war kein Scherz, es war die Wahrheit. Ich dachte nur: 'Okay, schön ...'. Es war aber seltsam zu sehen, wie oft das Video geteilt wurde und welche Diskussionen es darum gab. Das war mir ein bisschen unangenehm. Ich stehe nicht gern im Vordergrund.", sagt Mühlhäuser.

Die offiziellen WEC-TV-Partner nahmen den "Thor Rainer" in einem Beitrag in den Fokus. Im Fahrerlager war der bescheidene und sympathische Porsche-Mechaniker oft im Gespräch. Aufgrund des Videos auf Facebook und Co. wurde Mühlhäuser zu einem gefragten Mann. "Heiratsanträge waren aber nicht dabei, soweit muss es auch nicht kommen", lacht der leidenschaftliche Racer. Mit einem Lächeln fügt er an: Das könnte ich zu Hause schlecht erklären ..."

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