"Er wird Weltmeister eines Tages, da bin ich sicher."
Dieser Knirps begeistert die F1-Welt
Das sagte AlphaTauri-Teamchef Franz Tost im AvD Motor & Sport Magazin auf SPORT1 am Sonntagabend über seinen Schützling Yuki Tsunoda.
Bisher war der Österreicher nicht bekannt dafür, jeden seiner Piloten unnötig in den Himmel zu loben - doch Rookie Tsunoda hatte in den vergangenen Wochen mit seinem Talent, Ehrgeiz und Lernfähigkeit nicht nur Tost beeindruckt.
Tsunoda lässt im Qualifying aufhorchen
Nachdem der Japaner bereits bei den Testfahrten mit Platz zwei hinter Red-Bull-Starpilot Max Verstappen für ein Ausrufezeichen gesorgt hatte, wiederholte er dieses Husarenstück mit einer ähnlich blitzsauberen Runde in der ersten Qualifying-Session beim Saisonauftakt in Bahrain. (Alle Rennen der Formel 1 im LIVETICKER)
Danach scheiterte Tsunoda allerdings im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Pierre Gasly am Sprung ins Q3. Für Tost lag das an den Reifen: "Wir haben entschieden, dass er mit Medium ins Qualifying 2 geht. Diese Reifen hat er nicht richtig ins Arbeitsfenster gebracht."
Tost ist überzeugt davon, dass "Yuki weiter vorne gestanden hätte, wenn wir auf Soft gegangen wären." Dann hätten die F1-Fans aber womöglich nicht dessen beeindruckende Überholmanöver auf der Strecke gesehen, die dem 20-Jährigen am Ende Rang neun einbrachten.
"Wirklich fantastisch gemacht", lobte Tost ihn danach. Tsunoda ist damit der erste Rookie seit Stoffel Vandoorne 2016, der bei seinem ersten Formel-1-Rennen direkt in die Punkte gefahren ist. Anders als Mick Schumacher und Nikita Mazepin hat er als einziger Neuling direkt ein Auto, mit dem er Punkte holen kann. (Fahrerwertung der Formel 1)
Tsunoda mit kometenhaftem Aufstieg
Es ist der nächste Entwicklungsschritt von Tsunodas kometenhaften Aufstieg. Nachdem er 2018 die japanische Formel-4-Meisterschaft gewonnen hatte, überzeugte er nach anfänglichen Schwierigkeiten 2019 in der Formel 3 und wurde nur ein Jahr später Gesamtdritter der Formel 2.
"Er ist erst vor zwei Jahren von Japan und Europa gekommen. Das sind völlig andere Kulturen. Und sich so durchzusetzen - da muss man schon sehr, sehr stark sein im Kopf", zeigte sich auch Tost im AvD Motor & Sport Magazin auf SPORT1 beeindruckt vom Youngster des Red Bull Junior Teams.
Am Ende lag Tsunoda in der Formel 2 nur 15 Punkte hinter Gesamtsieger Schumacher, obwohl er sich als Rookie gegen den im zweiten F2-Jahr antretenden Deutschen nach sechs Rennen einen großen Rückstand eingefangen hatte. Das war genug, um Red Bull davon zu überzeugen, ihm beim Tochterteam AlphaTauri einen Platz zu geben.
"Ich staune immer wieder in jeder Session. Yuki ist eine wahre Freude anzusehen. Vor allem das Selbstvertrauen, das er an den Tag legt, ist fantastisch. Ich bin sicher, dass wir von dem noch sehr viel sehen werden", schwärmte sogar Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei ServusTV am Rande des Bahrain-GP.
Pedale wegen Körpergröße umgebaut
Was Tsunodas Leistung noch spezieller macht, ist seine geringe Körpergröße. Zwar sind F1-Fahrer von Natur aus nicht die Größten - doch der Japaner spielt mit 1,59 Meter in seiner eigenen Liga. Er ist damit mehr als zehn Zentimeter kleiner als der zweitkleinste Pilot.
Während es in der Formel 1 in der Regel sonst eher Probleme gibt, wenn ein Fahrer zu groß ist, stellten Tsunodas Maße die AlphaTauri-Ingenieure vor eine Herausforderung. Damit er die Pedale mit seinen kurzen Beinen überhaupt erreichen kann, erhielt er schließlich ein spezielles Pedalset.
"Für mich wurden andere Pedale angefertigt, und die haben uns gestern Probleme bereitet", sagte Tsunoda am Rande der Testfahren. Die Probleme wurden aber schnell gelöst, weshalb der jüngste Fahrer der Formel 1 wieder seine humorvolle Seite unter Beweis stellen konnte.
Als AlphaTauri ein Bild von ihm und Gasly postete, um auf den Merchandise-Shop zu verweisen, witzelte dieser auf Instagram: "Jetzt auch in Extra Small erhältlich." Als der offizielle F1-Account auf Twitter die Fans fragte, was Tsunoda 2021 tun wird, retweetete dieser das und schrieb "Wachsen" darüber.
Tost sieht ein "außergewöhnliches Talent"
Doch auch wenn ihn Teamkollege Gasly als lustigen Typen umschreibt - auf der Strecke ist Tsunoda eiskalt und angriffslustiger als die meisten Fahrer. "Ich mache mir keine Sorgen über Fehler. Ich will es einfach probieren und auf Angriff fahren", lautet sein Motto.
Diese Einstellung wird ihm in seiner Rookie-Saison sicher die ein oder andere Lehrstunde bescheren. Für Tost ist Tsunoda jedenfalls ein "außerordentliches Talent", dessen "fahrerische Fähigkeiten man auf allerhöchstes Niveau heben muss". (Rennkalender der Formel 1 2021)
Von Tsunoda werden die F1-Fans in dieser Saison noch einige spektakuläre Überholmanöver sehen, denn diese zählen laut Tost zu seinen Stärken. "Er kann den Speed sehr gut abschätzen. Er ist stark auf der Bremse. Und er ist ein Kämpfer", sagte der 65-Jährige.
Sollte Tsunodas Lernkurve weiter steil nach oben zeigen, ist ein Sprung zu Red Bull nur eine Frage der Zeit. Schließlich ist Verstappens Teamkollege Sergio Pérez mit 31 Jahren keine Dauerlösung. Bei Red Bull könnte sich Tosts Titel-Prognose dann erfüllen - doch zunächst muss sich Tsunoda noch dauerhaft bei AlphaTauri beweisen.