Beim Großen Preis von Spanien ist Sebastian Vettel etwas widerfahren, was er schon längere Zeit nicht mehr erlebt hat.
Dank Ferrari! Vettel wird Fanliebling
Motorsport-Fans weltweit stimmten für den Deutschen ab und wählten ihn mit großem Abstand vor Max Verstappen und Rennsieger Lewis Hamilton zum Fahrer des Tages. Und das, obwohl er am Ende "nur" auf Rang sieben gelandet ist. (DATENCENTER: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Doch die Auszeichnung der Fans kommt nicht von ungefähr. Einerseits zeigte der viermalige Weltmeister eine starke Leistung mit einem schwachen Auto, andererseits findet er unter den Motorsport-Fans aktuell mehr und mehr Anhänger, was wohl auch am teils fragwürdigen Umgang von Ferrari mit dem Deutschen liegt.
Die Fans sehen und honorieren Vettels Kampf mit dem Auto sowie die ausbleibende Schlammschlacht mit Ferrari, die in der Vergangenheit der eine oder andere Fahrer beim feststehenden Abgang ausgetragen hatte.
Vettel brilliert auf Soft-Reifen
Doch zunächst zum Rennen: Von Rang elf gestartet, kämpfte sich Vettel insgesamt vier Plätze nach vorne. Dabei sah es im Rennen lange Zeit nicht danach aus, als ob Vettel in den Punkten landen würde. Nach dem ersten Boxenstopp fand sich der Bolide des viermaligen Weltmeisters auf Platz 14 wieder.
Doch der 33-Jährige biss sich durch, wofür auch Italiens Presse lobende Worte fand. "Vettel hat zuletzt einiges getan, um kritisiert zu werden, doch dieses Mal kämpft er tapfer. Sein siebter Platz ist für Ferrari ein Lichtschimmer", schrieb La Repubblica.
Mit seinen Soft-Reifen gelangen Vettel insgesamt 36 Runden auf dem Circuit de Catalunya - so viele wie keinem anderen Piloten auf dieser Reifenmischung.
Ferrari irritiert Vettel mit Ansagen
Komplikationen gab es währenddessen jedoch genug. Mitte seines zweiten Stints fragte der Deutsche seine Crew, mit welcher Pace er fahren soll.
Bis auf ein "Verstanden" bekam er vom Ferrari-Kommandostand zunächst aber keine vernünftige Antwort. Danach folgte die Aufforderung zu pushen - was automatisch bedeutet hätte, dass noch ein zweiter Boxenstopp nötig gewesen wäre.
Das tat Vettel, ehe ihn sein Ingenieur nur wenige Runden später fragte, was er von der Idee halten würde, mit den Reifen doch bis zum Ende durchzufahren.
Dass sein Ingenieur die zuvor von Vettel gestellte Frage offenbar nicht verstand oder ignorierte, brachte den Deutschen derart zur Weißglut, dass seine Worte am Funk von der internationalen Regie zensiert werden mussten.
"Verdammt, danach habe ich euch doch vorher schon gefragt", war - höflich ausgedrückt - zu hören.
Vettel rettet sich ins Ziel
Nach der Planänderung am Kommandostand hatte Vettel dann alle Hände voll damit zu tun, die immer maroder werdenden Reifen bis ins Ziel zu retten. Doch es gelang. (Rennkalender 2020 der Formel 1)
Von vielen Motorsport-Anhängern erhielt der Deutsche in den Sozialen Netzwerken Lob und Zuspruch - weil er seinen Boliden in die Punkte lenkte, obwohl dieser langsam und die Kommunikation mit den Ingenieuren wie so häufig inakzeptabel war.
Während Vettel bei vielen Fans Respekt erntet, macht sich Ferrari derweil immer mehr zur Lachnummer bei den Formel-1-Anhängern. Immer wieder war im Netz die inzwischen zum Running Gag gewordene Karikatur von den Clowns am Ferrari-Kommandostand zu sehen.
Schumacher teilt gegen Ferrari aus
Und auch Ex-Pilot Ralf Schumacher sparte bei Sky nicht mit Kritik.
"Sorry Ferrari, das tut mir leid, das geht gar nicht. Er [der Ingenieur] hat überhaupt nicht verstanden, was Sebastian vorher gemeint hatte. Er hat überhaupt nicht begriffen, dass er seinen eigenen Ingenieur fragt, bitte sag mir, wie schnell ich fahren muss", zeigte Schumacher völliges Unverständnis über die Verantwortlichen aus Maranello.
Vettel äußerte sich nach dem Rennen dagegen erneut zurückhaltend, obwohl er nach der wiederholt mangelhaften Kommunikation problemlos kritische Töne hätte anschlagen können. Doch wie bereits in den vergangenen Wochen bewies er Größe und wollte deshalb "kein großes Fass" aufmachen.
Ganz nebenbei durfte sich Vettel zudem über das Erreichen eines Meilensteines freuen. Mit den durch den siebten Platz gewonnenen sechs Zählern, durchbrach der Sportler die magische Marke von 3.000 gewonnenen Punkten in der Königsklasse. Vor Vettel war dies nur Weltmeister Lewis Hamilton gelungen.
Die Freude darüber hielt sich angesichts des nach wie vor langsamen Autos und vieler störender Nebengeräusche wohl in Grenzen - seine weiter wachsende Anhängerschaft nahm es aber mit Wohlwollen zur Kenntnis.