Zwei Jahre lang fuhr Heikki Kovalainen in der Formel 1 gemeinsam mit Lewis Hamilton bei McLaren: 2008 und 2009 - letztlich als klare Nummer 2 hinter dem inzwischen sechsmaligen Weltmeister.
Irre Hamilton-Wette an heiklem Ort
Nun hat der Finne erklärt, bei welcher Gelegenheit er seinen Status realisierte: beim Training zum Belgien-GP in Spa 2009, als Hamilton ihn zu einer besonderen Wette herausforderte.
Schlüsselmoment in der Eau Rouge
"Es war kurz vor dem ersten Training, als Lewis auf mich zu kam und sagte: 'Würdest du gerne eine Wette eingehen? Wer auf der Out-Lap schneller durch Eau Rouge fährt!' Und damals war das an einem Freitagmorgen nicht so einfach", erklärte der 39-Jährige im Podcast "Beyond the Grid".
Motorsport-Fans wissen: Die berüchtigte Eau Rouge ist nicht irgendeine Kurve, die Kombination aus Links-Knick und Rechtskurve mit ihrer tückischen Gelände-Einbettung gilt als eine der anspruchsvollsten Herausforderungen für die Fahrer überhaupt - und auch als eine der gefährlichsten: Stefan Bellof kam 1985 dort zu Tode, ebenso - trotz vermehrter Sicherheits-Anstrengungen seit damals - der Formel-2-Pilot Anthoine Hubert 2019.
Kovalainen: "Ich würde nicht gewinnen, niemals"
Kovalainen ging auf die Wette ein und versuchte, die berühmt-berüchtigte Kurve mit so viel Geschwindigkeit wie möglich zu durchfahren - vergeblich. "Er hatte mich einfach stehen lassen, fuhr gleich in der ersten Runde mit Vollgas durch Eau Rouge. Ich hatte einen kleinen Lupfer drin und so die Wette verloren."
Die verlorene Wette beeinflusste Kovalainens mentale Verfassung nachhaltig. "Mir wurde klar, ich würde (das Teamduell, Anm. d. Red.) nicht gewinnen, niemals."
Hamilton verfüge über einen besonderen Fahrstil. "Das Hauptthema, weshalb ich Probleme hatte, mit ihm mitzuhalten, waren die Bremszonen. Lewis konnte später und härter bremsen, traf den Scheitelpunkt der Kurve und deren Ausgang aber genauso gut wie ich. Und: Er ging sanfter mit den Reifen um."
Auf schnelleren Passagen wähnte sich der Finne auf Augenhöhe, in den Kurven war er jedoch chancenlos. "Er scheint spezielle Sensoren in seinem Hintern zu haben, sodass er mehr ans Limit gehen kann als jeder andere", schwärmte er.
McLaren als Karriereknick
Kovalainen - Hamiltons zweiter Teamkollege nach dem turbulenten Hassduell mit Fernando Alonso 2007 - gewann in seiner F1-Karriere nur ein Rennen (Ungarn 2008), in den zwei Jahren bei McLaren blieb er klar hinter Hamilton zurück. Trotzdem betont er, dass sich die beiden im Team stets gut verstanden - für seine Karriere habe die stallinterne Niederlage jedoch negative Konsequenzen gehabt.
"Er war immer ein bisschen schneller. Ich musste mich strecken, in jeder Einheit. Durchschnitt reichte einfach nicht aus. Und wenn du das eineinhalb Jahre lang machst, dann geht dir irgendwann die Energie aus. Zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere hat das ziemlich geschadet", erklärte er. "Ich bin trotzdem froh, neben Lewis gefahren zu sein, denn er ist einer der größten, wenn nicht sogar der größte Fahrer überhaupt. Für mich aber ging es einfach nicht auf."
Kovalainen wurde 2010 bei McLaren von Jenson Button abgelöst, wechselte zu Lotus und fuhr dort insgesamt vier Jahre. WM-Punkte holte er nach seinem McLaren-Abschied jedoch überhaupt keine mehr.