"Das Beste oder nichts": Der Mercedes-Werbeslogan passt perfekt zur Situation von Sebastian Vettel.
Ecclestone rät Mercedes zu Vettel
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff rollt dem deutschen Weltmeister zwar nicht gerade den Roten Teppich aus. Allerdings: Eine Absage klingt auch anders. Der Teamchef bleibt vage.
"Natürlich ist ein deutscher Fahrer in einem deutschen Fahrzeug eine gute Marketing-Story", meinte Wolff bei seinem österreichischen Haussender ORF und ergänzte: "Wir sind ausschließlich auf Erfolg gepolt. Sebastian ist natürlich jemand, der wirklich gut ist."
Wolff will sich Zeit lassen
Zu einer zeitnahen Entscheidung wird es aber eher nicht kommen. "Es ist einigermaßen schwer zu managen, wenn du ein Jahr mit einem Fahrer unterwegs bist, der im nächsten Jahr in einem Konkurrenz-Team fahren wird", erklärte Wolff: "Deswegen sind alle Teams, die so etwas vorschnell bekanntgegeben haben, in einer schwierigen Situation, in die wir uns nicht begeben wollen."
Trotzdem muss sich Mercedes Gedanken machen. Nicht nur, weil Vettel auf dem Markt ist. Ende 2020 laufen die Verträge der aktuellen Piloten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas aus.
Dabei denkt Wolff auch an die Jugend im eigenen Stall: "Deswegen ist bei uns eine Frage, was wir mit George Russell machen und dann kommt auch eine Sebastian-Vettel-Variante hinzu. Aber das ist im Moment nicht die allererste Agenda, weil wir uns zuerst auf den eigenen Kader konzentrieren wollen."
Vettel und Ecclestone im Austausch
Bleibt die Frage: Inwiefern entscheidet Toto Wolff eigentlich über die Zukunft des Mercedes-Werksteams? Auch sein Vertrag als Motorsportchef läuft Ende 2020 aus.
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Im ORF-Interview pocht er auf seine Rolle als 30-Prozent-Anteilseigner: "Ohne Niki (Lauda, Anm. d. Red.) bin ich jetzt alleine Team-Gesellschafter. Da geht's darum, ob ich meinen Vertrag als Team-Prinzipal verlängere, und auch wie wir mit dieser gemeinsamen Firma weitermachen. Darüber diskutieren wir gerade."
Ob Vettel das weiß? Einen Manager hat er nicht. Aber: Der Hesse steht weiterhin in engem Austausch mit Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone.
Vettels Ex-Teamkollege Mark Webber glaubt, dass ihn der Brite nach wie vor berät. "Man darf nicht unterschätzen, wer Sebastian viele Ratschläge erteilt: Bernie", sagte der Australier.
Kein Zauber zwischen Ferrari und Vettel
Dazu passt: Schon im April hatte der ehemalige Formel-1-Chefvermarkter bei SPORT1 betont: "Ich denke, dass Sebastians Leistungen in der letzten Zeit unter der Ferrari-Konstellation mit dem neuen Teamkollegen Charles Leclerc, der auch noch vom Sohn des FIA-Präsidenten gemanagt wird, gelitten hat. Ich vermute, er sieht in Binotto nicht den Unterstützer, den er in seiner Situation braucht. Sebastian sollte deshalb aufhören oder sich nach Alternativen für 2021 umsehen. McLaren, dann wieder mit Mercedes-Motoren, könnte so eine sein."
Jetzt sagt der Brite auf SPORT1-Nachfrage: "Dass Sebastian sich von Ferrari trennen würde, war absehbar. Zwischen ihm und Ferrari war es nie derselbe Zauber wie zwischen Michael (Schumacher, Anm. d. Red.) und den Italienern. Das Team und seine Teamchefs standen nie so hinter Vettel wie hinter Schumacher."
Vettel zu Mercedes wäre PR-Coup
Für Vettels Zukunft hat Ecclestone eine klare Vision. Eine silberfarbene Vision.
"Mercedes sollte sich gerade in der momentanen Situation überlegen, mit Sebastian einen deutschen Helden zu verpflichten", fordert der 89-Jährige: "Das könnte einen emotionalen Schub für die Mitarbeiter bewirken und auch für die Außenwelt positive Zeichen setzen. Die PR-Wirksamkeit von Vettel bei Mercedes wäre jedenfalls mega."
Ecclestone muss es wissen. Er hat aus einer kleinen Rennserie für englische Garagisten-Teams den Milliardensport Formel 1 gemacht. Von Vermarktung hat er also jede Menge Ahnung.