Auf dem ersten Blick ergibt das Mitwirken in der Formel 1 für Rennställe wenig Sinn.
Brawn: Das muss sich in der F1 ändern
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Denn alle Teams - also selbst Mercedes und Ferrari - schreiben laut F1-Boss Ross Brawn jährlich Verluste.
"Es gibt in der Formel 1 heute kein Team, welches Profit macht", sagte der Formel-1-Sportdirektor im Sky F1 Vodcast.
Darum ist Investition für Mercedes sinnvoll
Doch wieso investieren einige Teams dann dennoch bereitwillig jährlich mehrere hundert Millionen und erhöhen ihre Ausgaben über die Jahre sogar noch?
"Für eine Marke wie Mercedes liegen die Gegenleistungen, wenn man in der Formel 1 erfolgreich ist, um ein Vielfaches über dem, was sie ausgeben", erklärt Brawn, der zwischen 2010 und 2013 für das Team arbeitete.
Bereits Anfang 2016 hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff der Tiroler Tageszeitung einmal vorgerechnet, dass "wir in der letzten Saison drei Milliarden US-Dollar (2,75 Milliarden Euro; Anm. d. Red.) an Werbegegenwert generieren können".
Daher fahren die Silberpfeile nur auf dem Papier Verluste ein. "Sie haben die Wahrnehmung von Mercedes geändert", sagte Brawn und erklärte, dass Mercedes früher als "Auto für alte Männer" wahrgenommen wurde. Auch dank der Formel 1 habe sich dies nun geändert.
Deshalb gibt es eine Zweiklassengesellschaft
Die F1-Erfolge haben laut Brawn auch bei Red Bull großen Anteil an dem hohen Werbewert. "Wir sind in vielerlei Hinsicht ein sehr erfolgreicher Sport - besonders kommerziell", sagte der 65-Jährige: "Deswegen werden diejenigen, die es rechtfertigen können, ihr Budget immer wieder nach oben schrauben."
Das bringt aber auch Nachteile mit sich. Denn durch die nach oben geschnellten Budgets ist die Schere in der Formel 1 zwischen den großen und kleineren Teams immer weiter auseinandergegangen.
Denn mit Mercedes, Ferrari und Red Bull kann der Rest finanziell nicht mithalten. Und da die Erfolge angesichts der übermächtigen Konkurrenz ausbleiben oder verhältnismäßig klein ausfallen, ist der Werbewert für diese Teams ebenfalls deutlich geringer.
Brawn: Budgetobergrenze ist unverzichtbar
Für Brawn haben die kleineren Teams daher aktuell kaum eine Chance: "Es gibt eigentlich nur drei Teams, die so ein hohes Budget haben. Der Rest versucht, ein Modell zu finden, welches nachhaltig ist." Ohne Budgetobergrenze sei dies aber unmöglich.
Diese soll trotz der Corona-Pandemie 2021 in Kraft treten. Mit der ursprünglich angesetzten Summe von 175 Millionen sind aber nicht nur viele Teams, sondern auch Brawn unzufrieden. Doch auf eine niedrigere Summe konnte man sich bisher mit den Topteams nicht einigen.
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Die kleineren Teams geben sich aber damit nicht zufrieden. McLaren-Teamchef Andreas Seidl fordert zum Beispiel, die Grenze auf 100 Millionen Dollar runterzusetzen und sieht die Corona-Pandemie als "finalen Wachruf" für die Königsklasse des Motorsports.
"Mit dem aktuellen Status quo laufen wir Gefahr, die Existenz mancher Teams und damit auch der Formel 1 zu gefährden", sagte Seidl in einer Video-Konferenz.