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Formel 1, Barcelona: Mercedes verblüfft mit Lenk-System DAS - Vettel reagiert

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Formel 1, Barcelona: Mercedes verblüfft mit Lenk-System DAS - Vettel reagiert

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Mercedes-Lenk-Trick verblüfft Vettel

Bei den Tests in Barcelona präsentiert Mercedes ein neuartiges Lenksystem. Dies soll einen entscheidenden Vorteil verbringen. Sebastian Vettel findet es seltsam.
Sebastian Vettel geht in sein sechstes Jahr bei Ferrari. Dieses Jahr soll der Knoten endlich platzen - und der WM-Titel her.
Stefan Schnürle
Stefan Schnürle

Die Formel-1-Saison hat noch nicht einmal richtig begonnen, da hat Mercedes offenbar schon wieder allen ein Schnippchen geschlagen.

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Zumindest überraschte das Weltmeisterteam bei den Tests in Barcelona mit einem neuartigen Lenksystem. Wie Online-Aufnahmen zeigen, drückte und zog Star-Pilot Lewis Hamilton auf der Start-Ziel-Geraden sein Lenkrad, wodurch sich die Position der Reifen leicht veränderte.

Ein erneutes Drücken des sechsmaligen Weltmeisters vor dem Bremspunkt brachte das Lenkrad wieder in die ursprüngliche Position und die Vorderräder wurden wieder in die Ausgangsstellung versetzt.

BARCELONA, SPAIN - FEBRUARY 19: Max Verstappen of the Netherlands driving the (33) Aston Martin Red Bull Racing RB16 on track during day one of Formula 1 Winter Testing at Circuit de Barcelona-Catalunya on February 19, 2020 in Barcelona, Spain. (Photo by Mark Thompson/Getty Images)
ABU DHABI, UNITED ARAB EMIRATES - DECEMBER 01: Sebastian Vettel of Germany and Ferrari walks to the drivers parade before the F1 Grand Prix of Abu Dhabi at Yas Marina Circuit on December 01, 2019 in Abu Dhabi, United Arab Emirates. (Photo by Mark Thompson/Getty Images)
Mercedes' British driver Lewis Hamilton takes part in the tests for the new Formula One Grand Prix season at the Circuit de Catalunya in Montmelo in the outskirts of Barcelona on February 19, 2020. (Photo by LLUIS GENE / AFP) (Photo by LLUIS GENE/AFP via Getty Images)
Mercedes' Finnish driver Valtteri Bottas takes part in the tests for the new Formula One Grand Prix season at the Circuit de Catalunya in Montmelo in the outskirts of Barcelona on February 19, 2020. (Photo by LLUIS GENE / AFP) (Photo by LLUIS GENE/AFP via Getty Images)
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Die Szenen erinnerten fast schon an die Bedienung eines Kampfjets. Allein die Idee sei schon "eine Revolution", lobte Ex-Formel-1-Fahrer Jolyon Palmer.

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Dieser technischen Innovation verpassten die Silberpfeile den Namen "DAS-System". DAS steht für Dual Axis Steering, also zweiaxiale Lenkung.

Vettel rätselt noch über Sinn von DAS

Doch was genau soll das bringen? Mercedes schweigt offiziell darüber, was das neue Lenksystem bezwecken soll. Sebastian Vettel von Konkurrenzteam Ferrari rätselt: "Ich habe nur Gerüchte gehört. Ich bin nicht sicher, was stimmt."

Experten vermuten, dass Mercedes damit die Reifentemperatur besser managen kann, da bei gerader Spur weniger Reibung entsteht. In der modernen Formel 1 wäre das ein großer Trumpf, welcher dem Konstrukteurs-Champ einen entscheidenden Vorteil im Titelrennen bescheren würde.

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Vettel will soweit noch nicht gehen, "schließlich braucht man auch das richtige Auto dafür" - der viermalige Weltmeister fügt aber an: "Vielleicht unterschätze ich das auch." Weiter gibt er zu, dass Ferrari es ohne die in diesem Jahr auch bei den Tests eingeführten Onboard-Kameras "gar nicht mitbekommen" hätte.

Mercedes sicher: Neues Lenksystem ist legal

Stellt sich die Frage, ob das Ganze auch legal ist. Mercedes-Technikchef James Allison sagte, dass der Motorsport-Weltverband FIA Kenntnis über das System habe und es für 2020 als legal eingestuft hat. "Die Verstellung der Vorderräder geschieht allein über die Lenkung und unter voller Kontrolle des Fahrers", bestätigte die FIA. 

Mercedes hat dabei wohl ein Schlupfloch entdeckt, denn die FIA hat nach Informationen von Motorsport-Total.com Ende Oktober für das Technische Reglement 2021 einen Paragraphen eingefügt, der es dann verbietet.

"Die Tatsache, dass sie damit fahren, bedeutet wohl, dass es legal ist", sagte Vettel nüchtern. Ob der Heppenheimer und sein Team das hinter verschlossenen Türen genauso entspannt sehen, darf bezweifelt werden.

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Da es den besagten Paragraphen zum Verbot solcher Lenk-Systeme im 2020er-Reglement nicht gibt, müssen die Teams einen anderen Paragraphen befinden, gegen den das neue System verstößt, um es verbieten zu lassen. Bis Melbourne haben sie Zeit, um Protest einzulegen.

Vettel: "Es heißt nicht Zug- oder Druckrad"

Vettels leicht scherzhafte Beschwerde "es heißt ja Lenkrad, und nicht Zug- oder Druckrad" wird dafür allerdings nicht ausreichen. Die Ferrari-Technikabteilung beschäftigt sich laut Vettel auf alle Fälle intensiv mit der Neuerung: "Ein großer Teil in der Fabrik ist drauf und dran, das zu verstehen." 

Der Ferrari-Pilot, der seinen SF1000 am letzten Tag der ersten Testfahrten wegen Motorenproblemen vorzeitig abstellen musste, vermutet, dass das neue Lenkrad für die Piloten schwierig zu handeln ist. Schließlich müssen sie es nicht nur rechts und links, sondern auch vor und zurück bewegen.

Wie so oft fiel Vettel dazu auch ein kurioser Vergleich ein: "Wenn du immer nur Laufschuhe anhast und jemand sagt zu dir, du sollst Flip-Flops anziehen - das kannst du zwar, aber es fühlt sich einfach anders an". Er glaubt aber, dass sich Hamilton und Valtteri Bottas daran gewöhnen werden.

Mercedes kopieren kostet Geld und Zeit

Alle Teams werden das neue Lenksystem von Mercedes nun unter die Lupe nehmen - nicht nur wegen möglicher Illegalität, sondern auch um herauszufinden, ob es tatsächlich einen Vorteil im Rennen bringt.

Schließlich könnten die Teams versuchen, das Lenksystem von Mercedes nachzubilden. Vettel befürchtet aber, dass das nicht so einfach wäre. "Ich denke nicht, weil diese Dinge niemals einfach sind. Ich glaube auch, dass es nicht einfach durchführbar ist", mutmaßte er.

Das sieht auch Mercedes-Pilot Valtteri Bottas so. "Es ist kein schnelles Projekt", erklärte der Finne: "Zum ersten Mal habe ich davon vor fast einem Jahr gehört."

So oder so würde dieser nachträgliche Kopie-Versuch alles andere als billig werden. Ferrari mag sich das noch leisten können, kleinere Team vermutlich nicht. Da das System in der Saison 2021 offenbar sowieso verboten sein wird, werden sich alle zweimal überlegen, ob sie dafür viel Geld und Zeit investieren.

Zeit, die eigentlich für die umfangreiche Entwicklung für das neue Reglement 2021 vorgesehen ist. Mercedes hat die Konkurrenz um Ferrari jedenfalls ziemlich überrascht und bereits mächtig unter Zugzwang gesetzt.