"Vollidioten", "Schwachsinn", "Der Formel 1 nicht würdig".
Das muss sich nach F1-Farce ändern
Selten wurde ein Formel-1-Qualifying derart hitzig diskutiert wie beim Rennwochenende in Monza (Formel 1: GP von Italien, So. ab 15.10 Uhr im LIVETICKER). Im Autodromo hatten sich zuvor beispiellose Szenen abgespielt.
Beim Aufwärmen für die letzte und entscheidende Runde fuhr das Fahrerfeld derart langsam, dass es am Ende nur zwei Piloten vor Ablauf der Zeit über die Start- und Ziellinie schafften.
Auf der Highspeedstrecke wollte niemand vorneweg fahren und damit die letzte Runde ohne den entscheidenden Windschatten bestreiten.
Trio für "langsames Fahren" bestraft
Ferrari-Pilot Sebastian Vettel, der nur von Rang vier aus ins Rennen gehen wird, zeigte sich ob des Geschehens enttäuscht. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sah das gesamte Ansehen der Formel 1 beschädigt, auch Red-Bull-Sportchef Helmut Marko wütete und forderte eine Bestrafung.
Die Rennkommissare machten bei ihrer anschließenden Untersuchung ein Trio bestehend aus Nico Hülkenberg, Carlos Sainz und Lance Stroll als Schuldige aus und belegte sie wegen "unnötig langsamen Fahrens" mit einer Verwarnung.
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Doch was müsste sich ändern, um die Wiederholung eines solchen Vorfalls zu verhindern?
- Fehler liegt im System
"Das System, das wir haben, ist verrückt. Jeder nimmt Tempo raus, versucht sich in Position zu bringen", brachte es Lewis Hamilton nach dem Trödel-Eklat auf den Punkt. Das Qualifying-System generell birgt Risiken. Bevor die Piloten im jeweiligen Abschnitt zu ihrer gezeiteten Runde ansetzen, erfolgt zunächst eine Aufwärmrunde. (Teamwertung der Formel 1)
"Die Aufwärmrunde ist gefährlich für alle. Manche machen langsam und du weißt nicht, wer neben dir ist. Das ist einfach nur riskant", erklärt der Brite das Problem, wenn manche Piloten ihre Reifen noch aufwärmen, während andere bereits auf ihrer schnellen Runde unterwegs sind.
Deshalb komme es laut Hamilton immer wieder zu "ziemlich gefährlichen" Situationen. Seine Forderung: Das System müsse generell überdacht werden.
- Ausnahmeregeln für einzelne Strecken?
Auch wenn Williams-Pilot Robert Kubica im Q3 seinen Boliden längst abgestellt hatte, der Trödel-Eklat lässt auch ihn nicht kalt.
Zur Vermeidung ähnlicher Vorfälle in der Zukunft schlägt der 34-Jährige vor, den Qualifying-Modus an die jeweilige Strecke anzupassen.
"Monza ist extrem. Wir sollten wieder zu dem Format zurückkehren, in dem du nur eine Runde hattest, allein auf der Strecke, und das auch nur für Monza. Das wäre auch für die Fans mal etwas Anderes. Regeländerungen sind nie einfach, aber das könnte eine Lösung sein", brachte der Pole eine neue Idee in die Debatte ein.
Einzelzeitfahren gab es bereits in der Vergangenheit, bisher konnte sich aber keines der Modelle durchsetzen. Im Zuge der Regeländerungen 2021 wurde bereits über eine Modifizierung des Qualifyings nachgedacht. (Fahrerwertung der Formel 1)
- Interessen der Zuschauer ernst nehmen
Auch den Zuschauern gegenüber ist ein Trödel-Eklat wie in Monza eine Unverschämtheit. Tickets für Rennen der Königsklasse und auch für das Qualifying sind enorm teuer. Viele Zuschauer müssen lange sparen, um sich den Eintritt leisten zu können.
Dass sie dann anstatt einer Jagd um die beste Zeit einem Bummelzug zuschauen müssen, ist nur schwer vermittelbar. Dies erkannte auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff an. "Die Fans haben den Höhepunkt nicht gesehen, die letzte Qualifying-Runde", gab er im Anschluss kopfschüttelnd zu.
Hätte sich am Ende nicht ein Ferrari-Pilot die Pole in Monza geschnappt, die Stimmung vor Ort wäre vermutlich deutlich mehr in den Keller gegangen.
Bei den Verantwortlichen der Formel 1 wird man nicht umhinkommen, sich um eine Problemlösung zu bemühen. In ihrem Urteil gegen das Trödel-Trio machten die zuständigen Regelhüter bereits eine Forderung ganz deutlich: "Die Rennkommissare empfehlen dringend, dass die FIA Lösungen für diese Art von Situationen sucht."