Die lange anhaltende Rivalität zwischen McLaren und Ferrari in der Formel 1 könnte bald wieder aufleben. Nach einigen schwierigen Saisons ohne wirkliche Erfolge ist der britische Rennstall nun wieder auf dem Weg zurück an die Spitze.
McLaren vs. Ferrari: Rivalität auf Top-Niveau
© Getty Images
Ferrari gegen McLaren, das ist das Duell der beiden erfolgreichsten Konstrukteure in der Formel 1. Sie sind die Teams, die am längsten dabei sind - Ferrari seit 1950, McLaren seit 1966. Somit kämpfen sie schon mehr als 50 Jahre gegeneinander.
Die Scuderia ist wichtig für die Formel 1. Unter anderem der Mythos Ferraris macht die Königsklasse bis heute zu etwas Besonderem. Doch auch McLaren hat einen klangvollen Namen. Dass sich beide Teams auf Augenhöhe begegnen, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass in der Vergangenheit einige Top-Fahrer für beide Teams unterwegs waren.
SPORT1 blickt zurück auf die Rivalität der beiden Teams.
Die Rivalität zwischen McLaren und Ferrari ist zum Ende der 1990er Jahre neu entfacht. Zuvor hatten jahrelang Williams und Benetton die WM-Titel unter sich ausgemacht. Doch damit war ab 1998 Schluss. Es hatten sich Mika Häkkinen (McLaren) und Michael Schumacher (Ferrari) als Speerspitzen ihrer Teams und zu den Favoriten im WM-Kampf entwickelt. Damit lebte ein Duell wieder auf, das spätestens mit dem ersten McLaren-Titel im Jahr 1974 zum Leben erweckt wurde.
McLaren war Enzo Ferrari ein Dorn im Auge
Die Vorgeschichte begann aber bereits bevor McLaren in die Formel 1 eingestiegen war. Ferrari - damals wie heute ein renommierter Sportwagenhersteller - hatte es in der Königsklasse des Motorsports ab den 60er Jahren mit englischen Privatteams als Gegner zu tun. Vanwall, Cooper und nicht zuletzt Lotus haben es der Scuderia schwer gemacht. Enzo Ferrari soll diese Teams als "englische Bastelbuden" verspottet haben.
Dem Vorbild der Garagenteams folgte auch der aus Neuseeland stammende Bruce McLaren. Mit Anfang 20 kam er nach England, lernte zunächst im Team von Jack Brabham. Dann baut er auf der Insel ein eigenes Rennteam auf, für das er schließlich auch selber an den Start ging.
Zu Beginn der 1970er Jahre feierte dann McLaren vermehrt Erfolge in der Formel 1. Das gipfelte 1973 im ersten Sieg. Es war ausgerechnet das Jahr, in dem Ferrari stark zu kämpfen hatte. Sportlich lief es für die Italiener nicht zufriedenstellend. Weil Erfolge ausblieben, zog Enzo Ferrari sein Team von den Rennen in Zandvoort und auf dem Nürburgring zurück.
Auch finanzielle Probleme beschäftigten das Team. Der Fiat-Konzern, der 1969 Anteile von Ferrari erworben hatte, musste mit Geld aushelfen. Im Gegenzug bestand Fiat darauf, Luca di Montezemolo als Leiter der Rennsportabteilung zu installieren. Er blieb der Marke jahrzehntelang treu.
Erste Titel-Duelle zwischen Ferrari und McLaren
1974 kam es zum ersten Showdown zwischen den Rivalen: McLaren verpflichtete überraschend den Brasilianer Emerson Fittipaldi. Ferrari ging mit zwei neuen Fahrern an den Start. Niki Lauda und Clay Regazzoni, beide waren zuvor bei BRM unter Vertrag. Lauda konnte den Boliden zwar schnell bewegen, scheiterte aber nicht selten an eigenen Fehlern oder an technischen Problemen. Um die WM entbrannte deswegen ein enger Kampf zwischen Regazzoni und Fittipaldi - mit dem besseren Ausgang für den McLaren-Fahrer.
Lauda gelang 1975 der Gegenangriff. Im vorletzten Rennen konnte er sich ausgerechnet in Monza beim Heimrennen von Ferrari mit dem WM-Titel krönen.
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Im folgenden Jahr kam es zum wohl geschichtsträchtigsten Duell zwischen den Teams: Lauda war noch immer für Ferrari unterwegs. Sein McLaren-Gegner war nun allerdings der Brite James Hunt. Lauda hatte zunächst die Nase deutlich vorne. In der ersten Saisonhälfte stand Lauda nach sieben von acht Rennen auf dem Podest, vier Mal sogar ganz oben. Hunt war bis dahin bereits in vier Rennen ausgeschieden.
Der Große Preis von Deutschland auf dem Nürburgring führte zu Laudas schlimmem Feuerunfall. Er musste danach zwei Rennen pausieren, griff gegen den Rat seiner Ärzte in Monza wieder ins Lenkrad. Die WM-Entscheidung wurde bis zum Saisonfinale in Fuji (Japan) hinausgezögert. Aus Respekt vor den Bedingungen, es herrschte Starkregen, zog sich Lauda nach zwei Runden aus dem Rennen zurück. Hunt reichte ein dritter Rang, um mit einem Punkt Vorsprung die Führung in der Gesamtwertung zu übernehmen.
Fahrerwechsel zwischen den Rivalen
Hunts Titel war vorerst der einzige Gewinn für McLaren in der Fahrer-WM. Erst acht Jahre später sollte dieses Kunststück erneut gelingen - ausgerechnet mit Niki Lauda. Der Österreicher war nach zwei Jahren Pause 1982 wieder in die Formel 1 eingestiegen. Zuvor war McLaren mit dem Formel-2-Team Project Four fusioniert. Dadurch stieß Ron Dennis ins Team, der lange Zeit das Gesicht von McLaren war.
Zwischen 1988 und 1992 gewannen Ayrton Senna und Alain Prost vier Titel für McLaren. Nach seinem einzigen McLaren-Titel wechselte Prost 1990 zu Ferrari. Vom Rivalen kam als Ersatz für ihn der Österreicher Gerhard Berger zum britischen Team. Berger kehrte nach drei Jahren allerdings wieder zu Ferrari zurück.
Schumacher und Häkkinen lassen Rivalität aufleben
Bis zum Duell 1998 hatten beide Teams nicht viel mit dem WM-Ausgang zu tun. Beim Finale 1998 in Suzuka hat sich Mika Häkkinen durchgesetzt. 1999 holte der Finne seinen zweiten Titel. Wie bereits 1976 profitierte das McLaren-Team von einem Ausfall eines Ferrari-Fahrers. Michael Schumacher verunglückte zur Saisonmitte beim Rennen in Silverstone, brach sich das rechte Beine und fiel sechs Rennen lang aus.
In dieser Zeit musste Ferrari seinem Rivalen den Vortritt lassen. Erst 2000 gewannen die Italiener mit Michael Schumacher den nächsten Fahrer-WM-Titel - 22 Jahre nach Jody Scheckter.
Auf der Strecke schenkten sich Häkkinen und Schumacher nichts. Legendär ist die Überrundung Ricardo Zontas in Spa-Francorchamps. Neben dem Hinterbänkler schnupfte Häkkinen auch Schumacher auf.
Ferrari und McLaren waren über viele Jahre direkte Konkurrenten. Das hinderte einen Sponsor aber nicht, jahrelang zeitgleich auf den Autos beider Teams zu werben. Erst als die McLaren-Boliden mit dem Einstieg von Mercedes silber wurden, änderte sich dies. Auch heute sind beide Teams in diesem Bereich noch auf einer ähnlichen Linie unterwegs. Über einen Trick umgehen sie das Tabakwerbeverbot: Sie haben zwar Werbeflächen an Zigarettenkonzerne vermietet, doch diese werben dort mit alternativen Produkten.
Abseits der Rennstrecke gipfelte die Rivalität in der Spionageaffäre des Jahres 2007. Es war ein Skandal, der zum Ausschluss McLarens aus der Konstrukteurs-WM führte. Außerdem musste das Team eine Strafe von 100 Millionen Dollar zahlen. Dem McLaren-Chefdesigner Mike Coughlan waren technische Informationen zum damals aktuellen Ferrari-Boliden zugestellt worden. Die Daten hatte er von Nigel Stepney erhalten, der bei Ferrari angestellt war.
Die Ermittlungen in diesem Fall sind dadurch angestoßen worden, dass Coughlans Ehefrau die Blätter in einem Copyshop vervielfältigen ließ, wodurch bei dem dortigen Mitarbeiter ein Anfangsverdacht aufkam. Für die FIA stand fest: McLaren hat von den Erkenntnissen profitiert, die das Team aufgrund der Daten erhalten hatte. Deswegen sprach der Automobilweltverband die harte Strafe aus.
Auch wenn Ferrari in den letzten Jahren konstanter an der Spitze zu finden war als McLaren, liegen die großen Erfolge beider Teams etwa gleich lange zurück. 2007 sorgte Kimi Räikkönen für Ferraris letzten WM-Titel, ein Jahr später fuhr Lewis Hamilton in seiner zweiten Formel-1-Saison den Titel für McLaren ein. 2008 haben Räikkönen und sein Teamkollege Felipe Massa die bislang letzte Konstrukteurs-WM für Ferrari gewonnen. Es war der 16. Titel. Als zweiterfolgreichster Konstrukteur kommt McLaren nur auf acht Siege in der Konstrukteurs-WM. (SERVICE: Alle Weltmeister der Formel 1)