Lange Zeit brodelte die Gerüchteküche der Formel 1 zum möglichen Engagement des britischen Energy-Drink-Herstellers "Rich Energy" und einer Übernahme des insolventen Rennstalls Force India.
Vom Porno-Business in die Formel 1
© SPORT1-Grafik: Picture Alliance/iStock/twitter.com/NzF1Fans/twitter.com/rich_energy
Der Deal platzte jedoch in letzter Sekunde, weil der Konkursverwalter das Angebot ablehnte und "Rich Energy" als "nicht seriös genug" ansah. Stattdessen übernahm eine Geschäftsgruppe um den kanadischen Milliardär Lawrence Stroll den indischen Rennstall.
Nicht seriös genug? Das Angebot eines Unternehmens, das sechs Jahre nach seinem Markteintritt in Großbritannien sein selbsternanntes "Elite-Getränk" in bisher 30 Länder ausliefert und "nur für die anspruchsvollsten Kunden" in einer hochmodernen 50-Millionen-Pfund-Fabrik herstellt?
SPORT1 zeigt, warum die Sorgen durchaus gerechtfertigt waren und erzählt die skurrilen Geschichten rund um die beiden Eigentümer, die es durch ihren Sponsoring-Deal mit Haas am Wochenende doch noch in die Formel 1 geschafft haben.
Teilbesitzer Sullivan wurde mit Pornos reich
Tatsächlich verfügt "Rich Energy" mit David Sullivan und William Storey über ein sehr ungewöhnliches Führungsduo.
Teilbesitzer Sullivan ist zwar Sportunternehmer, hat seinen Erfolg jedoch dem Pornogeschäft zu verdanken. In den 70er-Jahren kontrollierte er nahezu die Hälfte des Marktes für Erotik-Magazine, im Alter von 25 Jahren war er Besitzer von 150 Erotik-Shops und durfte sich bereits Millionär nennen.
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1993 versuchte er als Teilbesitzer des Fußballteams Birmingham City, Diego Maradona in die Premier League zu holen - und bat ihm laut italienischen Medienberichten dafür sogar eine Rolle in einem Erwachsenenfilm an. Die argentinische Legende lehnte aber dankend ab.
Nun verfügt Sullivan, der mittlerweile in das britische Immobiliengeschäft eingestiegen ist, über ein geschätztes Vermögen von 1,2 Milliarden Euro und besitzt seit 2010 einen Großteil der Anteile des Premier-League-Klubs West Ham United.
Geheimnisvolle Formel-1-Machenschaften
Storey hingegen besticht als Chef des Unternehmens zunächst optisch durch sein legeres Auftreten und einen endlos scheinenden Rauschebart. Als Inhaber von "William Storey Management" betreut und fördert er neben Fußballspielern, Bands und Künstlern vor allem auch namentlich nicht genannte Formel-1-Fahrer.
2016 kündigte Storey eine langjährige Partnerschaft mit der Formel 1 an, wodurch sich der 40-Jährige eine Brücke in die Königsklasse des Motorsports und Maximierung der medialen Aufmerksamkeit erhoffte. Genauere Details lässt Storey wie in vielen seiner Machenschaften offen.
Die Zweifel an Storeys Auftreten und der mit ihm verbundenen Marke "Rich Energy" sind zwar nachvollziehbar, für Storey war die Niederlage im Kampf um die Übernahme von Force India allerdings ein Antrieb, um noch stärker zu werben.
Beim Großen Preis der USA brachte er sich erneut ins Gespräch, nahm Kontakt zu McLaren auf und traf sich mit Williams-Teamchefin Claire Williams.
Haas-Boss sieht Deal als historischen Meilenstein
Wenig später war der Deal mit Haas perfekt, "Rich Energy" wird für mehrere Jahre Titelsponsor. Für 2019 wird die Lackierung des Rennwagens verändert und an die Marke, die durch ein schwarz-goldenes Emblem besticht, angepasst.
Ob "Rich Energy" dem 2016 gegründeten Rennstall endlich zum Durchbruch verhelfen kann? Denn bisher spielt Haas in der Formel 1 eher eine untergeordnete Rolle.
Zwar liegt das US-Team kurz vor Saisonende in der Konstrukteurswertung auf Rang fünf - nach knapp drei Jahren in der Königsklasse des Motorsports steht aber noch immer kein Podestplatz zu Buche. Das beste Ergebnis war ein vierter und fünfter Rang beim Österreich-GP 2018. (Service: Der Rennkalender der Formel 1)
Für Haas-Teamchef Günther Steiner ist das Sponsoring-Engagement deshalb ein "Meilenstein in der Historie" des Formel-1-Teams. Es bestehe kein Zweifel, dass Haas für "Rich Energy" die richtige Plattform biete.
Konkurrenz zu Red Bull?
Storey selbst erklärte immer wieder öffentlich, dass er mit seiner Marke einen Wettbewerb mit den Marktführern "Red Bull" und "Monster" kreieren möchte.
Während sich Red Bull mit seinem Team bereits längst etabliert hat und mit jeweils vier Fahrer- und Konstrukteurstiteln die Formel 1 auch über einen langen Zeitraum dominierte, gilt Monster besonders im US-Motorsport (vor allem Motocross und Nascar) als federführend.
Nun will "Rich Energy" also nicht nur mit dem Inhalt der Getränkedosen, sondern auch auf der Rennstrecke eine Konkurrenz darstellen. Unterhaltsam dürfte es allemal werden.
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