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Formel 1: Norbert Haug über das Rosberg-Hamilton-Finale

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Formel 1: Norbert Haug über das Rosberg-Hamilton-Finale

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Haug erklärt Titel-Showdown

Titel-Showdown zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton: Im SPORT1-Interview spricht ihr langjähriger Weggefährte Norbert Haug über die Stärken der Beiden und die Konkurrenz.
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© SPORT1 / Getty Images / Imago

Norbert Haug war bis 2012 der Motorsport-Chef von Mercedes und verfolgte die Karrieren von Nico Rosberg und Lewis Hamilton hautnah. Heute ist der frühere Journalist immer noch dem Motorsport verbunden.

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Alls TV-Experte für die DTM ist er weiterhin hautnah dabei.

Im SPORT1-Interview spricht Haug über den Titel-Showdown zwischen den beiden Silberpfeil-Piloten. Außerdem äußert er sich zur rasanten Entwicklung von Max Verstappen und den Ideen von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone.

SPORT1: Wer holt am Sonntag den Titel?

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Norbert Haug: Der mit den meisten Punkten nach dem Fallen der Zielflagge. Nico Rosberg reist bekanntlich mit zwölf Punkten Vorsprung an, ist also mathematisch in der besseren Ausgangsposition. Er kann gewinnen, während Lewis Hamilton gewinnen muss. Aber eine mathematisch bessere Ausgangsposition wurde während eines Formel-1-Rennens auch schon zu einer nachteiligen Endabrechnung. Alles ist also offen trotz Punktevorteils Rosberg.

SPORT1: Wie 2014 kommt es in Abu Dhabi zum Showdown zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Damals verdarb ein technisches Problem (mit dem Hybrid-System) nach einem Verbremser Rosberg die Titelchance. Spukt das in seinem Kopf herum?

Haug: Das glaube ich nicht. Bei seinen bisher sieben Starts in Abu Dhabi wurde Nico nur einmal von einem Teamkollegen im Qualifying geschlagen. 2010 von Michael Schumacher. Seit beide Mercedes-Teamkollegen sind, startete Hamilton in Abu Dhabi noch nie vor Rosberg, und diese Bilanz ist eine gute Ausgangssituation für Rosbergs Selbstbewusstsein. Nico wird sich vor dem Rennen so wenig unnütze Gedanken machen wie Lewis, beide sind fokussiert auf das, was sie selbst in der Hand haben, also ihre Leistung im Auto. Etwaige technische Gebrechen, die bei ihren Autos ja selten sind, können sie nicht verhindern, also verschwenden sie auch keine Gedanken daran, denn das würde eh nichts ändern.

SPORT1: Sollte Rosbergs Mercedes so zuverlässig funktionieren wie in der bisherigen Saison, muss Hamilton hoffen, dass außer ihm noch zwei Piloten vor Rosberg landen. Wer könnte das sein?

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Haug: Red Bull war zuletzt stark, sowohl Verstappen wie auch Ricciardo. Beide haben je ein Rennen gewonnen, als die Silberpfeile gecrasht oder anderweitig gepatzt haben. Gegebenenfalls kann auch Ferrari mit Vettel und Räikkönen stark sein, aber die Wahrscheinlichkeit, dass beide Silberpfeile auch beim Finale in Abu Dhabi das Geschehen an der Spitze bestimmen, ist größer.

SPORT1: Genießt der stets smarte Rosberg im Feld nicht zu große Sympathien, als dass ihn jemand hart attackieren würde und damit Gefahr liefe, die WM zu entscheiden?

Haug: Nein, so läuft das nicht. Jeder Konkurrent, der dazu in der Lage ist - allzu viele werden es auch beim Finale nicht sein - wird auf der Strecke mit beiden Titelanwärtern hart aber fair umgehen. Keiner will einen von ihnen rauskicken, vorbeigewinkt werden will aber weder Lewis noch Nico. Aber, um sich darüber Gedanken zu machen, muss ein Konkurrent erst einmal vor einen der beiden Silberpfeile kommen - und aus meiner Erinnerung war das während der Saison bei vielleicht einem halben Dutzend Gelegenheiten der Fall.

SPORT1: Sie waren lange beim Formel-1-Team von Mercedes in der Verantwortung: Was hätten Sie den beiden Titelrivalen in der jetzigen Konstellation mit auf den Weg ins letzte Rennen gegeben?

Haug: Weder Fahrer noch Teamleitung brauchen dazu einen Ratschlag von mir. Ich bin sicher, dass verabredet ist, dass Härte erlaubt ist, und Unfaires nicht. Und beides praktizieren beide Teamkollegen nun seit bald 80 Rennen - ich finde bemerkenswert, dass es bei diesen engen Kämpfen weniger als fünf Prozent Missverständnisse, Berührungen oder Crashes gab. Das spricht für gutes Management und eine respektvolle Kultur beider Fahrer auf der Stecke.

SPORT1: Wäre Rosberg auch dann der verdiente Weltmeister, wenn Hamilton in Abu Dhabi gewinnt und damit zehn Saisonsiege, einen mehr als Rosberg, errungen hätte?

Haug: Nach einer Saison ist stets der verdienter Meister, der die meisten Punkte angehäuft hat – bei einer so langen Saison mit 21 Rennen zwischen März und November gilt dies umso mehr.

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SPORT1: In welchen Aspekten hat sich Rosberg im Vergleich zu seinen beiden Vizeweltmeister-Jahren verbessert?

Haug: Nico hat sich aus meiner Betrachtung des mittlerweile Außenstehenden immer weiterentwickelt. Aber Lewis genauso, alle guten Fahrer entwickeln sich weiter wie auch alle guten Techniker und sämtliche guten Teammitglieder. Nico hatte in dieser Saison hier und da auch das Glück des Tüchtigen, zwei unverschuldete Crashs kurz nach dem Start verliefen so, dass er zwar mit Verzögerung und unter Einbuße von Plätzen weiterfahren konnte. Hätte er stattdessen zwei Ausfälle zu verschmerzen gehabt, wäre sein mathematischer Vorteil vor dem Finale futsch.

SPORT1: Manche behaupten, dass Lebemann Hamilton nach der Sommerpause, als er fünf Rennen in Folge nicht gewann, nicht 100-prozentig auf die F1 fokussiert gewesen sei. Könnten Partys und Frauen ihn letztlich den Titel gekostet haben?

Haug: Auf keinen Fall. Ohne seinen unverschuldeten Ausfall mit Motorschaden in Malaysia, als Lewis im letzten Renndrittel in Führung lag, sähe Lewis' Punktekonto besser aus. Die Rolle "Lebemann" wurde ihm von den Medien spendiert und er spielt sie vielleicht auch mit Beiträgen in sozialen Netzwerken. Im richtigen Leben aber ist Lewis ein hochkonzentrierter Racer, der alles seinem Beruf unterordnet.

SPORT1: Abseits der Silberpfeile sorgt höchstens noch Max Verstappen für Furore, eckt allerdings mit seinem knallharten Fahrstil auch an. Was halten sie vom forschen Teenager?

Haug: Enorm viel. Max kam wie ein Wirbelwind in die Formel 1 und mischt zumindest Teile des Establishments ordentlich auf, ohne dabei große Fehler zu machen. Einige seiner Aktionen, die Spurwechsel während des Bremsvorgangs, waren nicht richtig und werden zwangsläufig auch irgendwann schiefgehen, sollten sie Fortsetzung finden. Aber ansonsten hat er klasse Aktionen gezeigt und das ganz besonders zuletzt im Regenrennen von Brasilien.

SPORT1: Bernie Ecclestone entwickelt gerade wieder mal kuriose Ideen, die F1 interessanter zu machen, u.a. zwei Rennen an einem Tag. Was muss sich aus Ihrer Sicht ändern, um den Zuschauerzuspruch im TV und an der Strecke zu erhöhen?

Haug: Zwei Rennen sind in der DTM die Norm, und dort hat man mit der Verdoppelung der Rennaction pro Wochenende gute Erfahrungen gemacht. Ob dies ein Erfolgsrezept für die Formel 1 ist, sei dahingestellt. Kein Fehler wäre eine Vereinfachung der Regeln - aber das ist leichter gesagt als getan. Trotz aller Kritik darf man nicht vergessen, dass die aktuelle Formel 1 immer wieder gute und spannender Rennen präsentiert - nicht immer und nicht überall, aber das war in die oft so hochgelobten "guten alten Zeiten" auch nicht anders.