Es war eines der unglaublichsten Formel-1-Comebacks der letzten Jahre.
Sauber zwischen Abgrund und Raketenstart
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Nur 48 Stunden nach der drohenden Beschlagnahmung der Autos und einer möglichen Festnahme von Teamchefin Monisha Kaltenborn jubelte man bei Sauber über den besten Saisonstart aller Zeiten.
Sauber mit Problemen
Dabei standen die Schweizer nur wenige Tage zuvor kurz vor dem Aus. Denn vier Tage vor dem Saisonauftakt in Melbourne hatte sich der ehemalige Testfahrer Giedo van der Garde erfolgreich ins Cockpit bei Sauber eingeklagt.
Als Konsequenz hätte einer der beiden Pay-Driver Felipe Nasr und Marcus Ericsson für den Niederländer weichen müssen, was weiteres Ungemach für den finanziell klammen Rennstall zur Folge gehabt hätte.
Dieser konnte in Australien überhaupt nur dank des von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone bewilligten Vorschusses von 10 Millionen Euro an den Start gehen. Eine Klage der Stammfahrer oder ein Absprung eines Sponsors hätte wohl das endgültige Aus zur Folge gehabt.
Teure Einigung mit van der Garde
Dieses Horror-Szenario ist erst einmal abgewendet, nachdem im Hickhack mit van der Garde endlich eine Einigung erzielt werden konnte. Das "Schmerzensgeld" für den Niederländer soll jedoch angeblich 15 Millionen Euro betragen.
Nicht nur Ecclestone wird sich fragen, wo der Rennstall, der angeblich nicht einmal Reifen und Hotelzimmer bezahlen kann, plötzlich dieses Geld hernimmt.
Für die Schweizer bleibt nur zu hoffen, dass die Entscheidung nicht auch noch Adrian Sutil auf den Plan ruft. Denn der Deutsche soll ebenfalls einen für 2015 gültigen Vertrag besitzen.
Bester Saisonstart aller Zeiten
Während hinter den Kulissen weiter viele Fragezeichen bleiben, gibt es sportlich überraschend Positives zu berichten.
Mit den Plätzen fünf und acht fuhr Sauber in Melbourne den besten Saisonstart aller Zeiten ein.
Zwar profitierten die Schweizer dabei auch von dem einen oder anderen Ausfall, doch wirklich schneller als die Schweizer waren nur Mercedes, Ferrari und Williams. Daniel Ricciardo im Red Bull konnte Debütant Felipe Nasr jedenfalls souverän hinter sich halten.
Ferrari-Motor als Schlüssel zum Erfolg
Das liegt vor allem am Ferrari-Motor, der in diesem Jahr offenbar deutlich leistungssstärker ist als noch im Vorjahr, was auch Christian Horner bestätigte.
"Trotz Respekt vor Sauber glaube ich nicht, dass sie zwischen dem Vorjahr und dem aktuellen Auto so viel beim Chassis gefunden haben. Sie haben den gleichen Front- und Heckflügel. Ferrari hat den ganz klaren Fortschritt geschafft", sagte der Red-Bull-Teamchef.
"Ich bin noch etwas aus der Fassung. Das war ein ausgezeichnetes Rennen. Wirklich eine ganz tolle Leistung! Das ist die beste Antwort, die wir nach diesem Wochenende geben konnten", sagte Kaltenborn nach dem Rekordstart in Australien.
Lauda kritisiert Kaltenborn
Für die Österreicherin war der Erfolg besonders wichtig. Schließlich musste sie nur einen Tag zuvor bei der Pressekonferenz Fragen zu Rücktrittsgedanken beantworten.
Auch von Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda gab es scharfe Kritik: "Die Situation um van der Garde ist schlicht und ergreifend fürchterlich. Frau Kaltenborn soll sich entschuldigen und ihn fahren lassen. Es geht einfach nicht, dass du irgendwo Geld einzahlst, und dann keine Gegenleistung bekommst", sagte Lauda dem Motorsport-Magazin.
Doch aus dem eigenen Lager bekommt Kaltenborn nun Rückendeckung. "Für mich ist es ein ganz großes Glück, sie auf dieser Position zu wissen. Viele andere Rennställe im Fahrerlager würden sich glücklich schätzen, diese Frau zu haben", sagte Teamgründer Peter Sauber der NZZ.
Unverständnis bei Van der Garde
Van der Garde sieht das natürlich etwas anderes: "Die Teamchefin war ungeachtet meiner Rechte unerbittlich darin, mich nicht fahren zu lassen. Trotz Gerichtsbeschlüssen, trotz meiner Fähigkeiten. Das werde ich niemals verstehen", schrieb er bei Facebook.
Des Weiteren ist van der Garde davon überzeugt, dass die Boliden beschlagnahmt und die Teamverantwortlichen in Haft genommen worden wären, hätte er es darauf ankommen lassen.
Bei Sauber will man sich dazu nicht mehr konkret äußern und nur noch auf das bevorstehende Rennen in Malaysia konzentrieren. Die klare Botschaft lautet "Let's race - not fight".