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René Rast: Das sollte die Formel 1 von der Formel E lernen

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René Rast: Das sollte die Formel 1 von der Formel E lernen

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Rast: Das sollte die F1 lernen

René Rast geht mit dem Audi-Werksteam in der Formel E an den Start. Der 34 Jahre alte Rennfahrer spricht über seine Ziele, seine WM-Chance und die Formel 1.
René Rast fährt in der Formel E für das Audi-Werksteam
René Rast fährt in der Formel E für das Audi-Werksteam
© Imago
Michael Zeitler
Michael Zeitler
Bianca Garloff
Bianca Garloff

René Rast bestreitet 2021 bei der Formel-E-Weltmeisterschaft seine erste volle Saison mit dem Audi-Werksteam. 

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Die siebte Saison der Elektro-Rennserie beginnt am 26./27. Februar mit zwei Nachtrennen in Saudi-Arabien (Der Rennkalender der Formel E). 

Im SPORT1-Interview spricht der 34 Jahre alte Rennfahrer über die bevorstehende Saison und mögliche Vorteile, die er gegenüber seinen Konkurrenten hat. 

SPORT1: Herr Rast, nach dem Corona-Jahr 2020 wird auch 2021 wieder eine verrückte Saison für Sie. Immerhin steht jetzt schon fest, dass es das letzte Jahr für Ihr Team Audi in der Formel E sein wird. Ist das nicht frustrierend?  

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René Rast: Nein, auf mich persönlich hat das gar keinen Einfluss. Ich gehe jedes Rennen und jedes Jahr so an, dass ich immer meine bestmögliche Leistung abrufe – egal was kommt. Ich will Rennen und Meisterschaften gewinnen, deswegen bin ich hier. Ich bereite mich zu 100 Prozent vor - genauso wie das Team selbst auch.  

SPORT1: Heißt: Das Ziel ist volle Attacke? 

Rast: So eine wirkliche Zielsetzung haben wir gar nicht, weil keiner so wirklich weiß, wie konkurrenzfähig wir überhaupt sind. In der Formel E gewinnt eh jedes Wochenende gefühlt ein anderer. Aber natürlich wollen wir Rennen gewinnen, keine Frage. Ich bin zuversichtlich, dass wir ein gutes Auto haben. Wie stark wir genau sind, werden wir erst am Wochenende sehen. 

Rast: Das unterscheidet die Formel E von der Formel 1

SPORT1: Sie sagen es: Es gibt viele verschiedene Sieger in der Formel E. Wie viel Unterschied macht da der Fahrer – oder zählt doch mehr das Glück? 

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Rast: Du kannst als Fahrer und Team schon den Unterschied machen. Wenn du im Training einen Unfall baust, keine Fahrzeit hast und im Grid weit hinten stehst, ist das Rennen gelaufen. Wenn du dich als Fahrer kontinuierlich steigerst, dein Auto verstehst und so veränderst, dass es vorwärts geht, kannst du schon einen Impact haben. Glück ist auch nicht das richtige Wort. Für das Durcheinander sorgt ja das Reglement. Diejenigen, die in der Meisterschaft vorn sind, landen in einer schlechten Qualifying-Gruppe, müssen früh raus, wenn die Strecke noch schmutzig ist.

SPORT1: Gefällt Ihnen das als Rennfahrer? Können sich andere Serien von der Formel E etwas abschauen? (Alle News zur Formel E)

Rast: Ja, die Formel E hat den Charakter der Unvorhersehbarkeit. Das ist nicht wie in der Formel 1, wo zwei Mercedes vorneweg fahren. Es ist wichtig, dass dieser Charakter, dass jedes Rennen ein anderer gewinnen kann, wieder in den Motorsport zurückkommt. Das hat die Formel E geschafft, auch durch Einheitsteile.  

SPORT1: Die Formel E ist jetzt auch eine Weltmeisterschaft. Durch den Audi-Ausstieg ist 2021 das erste und vielleicht einzige Jahr, in dem Sie Weltmeister werden können. Oder wollen Sie auch darüber hinaus in der Formel E bleiben? 

Rast: Wie es mit mir weitergeht, ist noch nicht 100 Prozent fix. Wenn es in der Formel E nicht weitergeht, dann sehe ich mich schon bei Audi Sport, das wäre ein Traum mit Audi in Daytona oder Le Mans an den Start zu gehen. Das ist das, was ich mir immer gewünscht habe. Ich werde alles dafür geben, dass ich dann in diesen Projekten dabei bin. 

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Rast: So erarbeite ich mir Vorteile

SPORT1: 2021 haben Sie die WM-Chance. Sie gehören zu den Fahrern, die hart arbeiten und daher ein echter Allrounder sind. Ihr Podest letztes Jahr in Berlin bei ihrem Formel-E-Gaststart hat das ja bewiesen.  

Rast: Es ist in der Tat so, dass ich mich gern mit Daten auseinandersetzte und mich mal lieber eine Stunde länger hinsetze, um mir den Vorteil anderen gegenüber herauszuarbeiten. Das funktioniert überall da, wo ich genug Zeit habe, mich anzupassen. In Berlin war es so, das ich sechs Rennen hatte - wovon die letzten vier fast auf dem gleichen Layout ausgetragen wurden. Da konnte ich mich von einem aufs andere Rennen steigern, hab mich erst in dieser Kurve verbessert, dann in der nächsten und so weiter. Da hat man gesehen, dass meine Arbeitsweise ähnlich wie in der DTM funktionieren kann. Aber ich fürchte, diese Zeit habe ich in der Formel E unter normalen Bedingungen nicht. Dazu kommt, dass die Formel E so weit fortgeschritten ist, dass selbst ich bei der Datenanalyse an meine Grenzen stoße. Ich würde fast sagen, dass ein Formel E anspruchsvoller ist als ein LMP1-Sportwagen. Ich muss mich da selbst erst einmal einarbeiten.

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SPORT1: Was ist daran so anspruchsvoll? 

Rast: Der Software-Teil nimmt viel Zeit in Anspruch. Ich kann nicht ins Detail gehen, aber: Du hast verschiedene Programme. Im Training fährst du mit 200 kW Leistung, im Qualifying mit 250, zwischendrin im Rennen fährst du mit 235 kW - und das alles immer möglichst energiesparend. Auf all diese Dinge muss das Auto optimiert werden, da gibt es viele Rechenaufgaben - auch dass du zum Beispiel mit genau 0,0 Prozent Energie über die Ziellinie kommst und keine Energie verschenkst.  

SPORT1: Ist dieser hohe Anspruch auch der Grund, warum Sie sich gegen ein Parallelengagement in der DTM entschieden haben? 

Rast: Da haben viele Faktoren eine Rolle gespielt. Ich habe auch nicht alleine die Entscheidung getroffen, sondern gemeinsam mit Audi Sport. Wenn es so viele Überschneidungen gibt, macht es keinen Sinn, DTM zu fahren, denn dann hat man keine Titelchance. Corona macht das alles noch viel komplexer. Ich bin jetzt schon mehrere Tage hier im Hotel in Saudi-Arabien und werde das auch noch einige Tage sein. Wenn das dann überall so ist, kommen möglicherweise Probleme auf, die man noch gar nicht auf dem Schirm hat. Und ich will auch nicht nur an Rennstrecken und Hotels sein. Es war von Anfang an klar: Die Formel E ist meine Hauptpriorität.  

Rast: "Es ist gut, dass die DTM weitergeht"

SPORT1: Trotzdem kommen 2021 ja einige bekannte Namen in die neue GT3-DTM. Wie schätzen Sie das als amtierender Meister ein? 

Rast: Es ist gut, dass die DTM weitergeht - gerade für den deutschen Motorsport. Man darf die DTM nicht nur als Rennserie sehen, sondern als Plattform. Für Nachwuchsfahrer, für viele weitere Rennserien im Rahmenprogramm. Daher ist es mir wichtig, dass diese Plattform weiter besteht. In welcher Form auch immer, auch mit GT3-Autos. Natürlich ist es für Rennfahrer, die die alten Class-1-Autos kennen, nicht das Non-Plus-Ultra, denn die GT3-Boliden sind schwerfälliger und haben weniger Leistung. Aber letztlich sind auch das Rennautos.  

So feiert Rene Rast seinen ersten DTM-Sieg
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So feiert Rene Rast seinen ersten DTM-Sieg

SPORT1: Mit den Formel-E-Autos kann sich ja auch nicht jeder im Rennsport anfreunden.  

Rast: Ich kann das verstehen. Es gibt viele Leute, die mit einem anderen Motorsport aufgewachsen sind. Aber man muss sich mit dem Thema intensiver befassen. Motorsport ist nicht nur Spaß, sondern auch ein Marketinginstrument. Viele Rennserien haben nur existiert, weil die Hersteller bereit waren, Geld dafür auszugeben. Wenn die Leute weiterhin Motorsport sehen wollen, dann müssen sie akzeptieren, dass auch der Rennsport seinen Teil dazu beitragen muss, dass die Welt in 50 Jahren noch so ist wie jetzt und sich nicht zum Negativen verändert. Die Formel E hat da den Zahn der Zeit getroffen. 

SPORT1: Der Formel-E-Auftakt steigt in Saudi-Arabien - was naturgemäß auch Kritiker hervorruft. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Rast: Ich habe mich natürlich mit der politischen Situation im Vorfeld befasst. Aber ich bin als Rennfahrer einer Meisterschaft hier und möchte mich deshalb nur auf den sportlichen Wettkampf konzentrieren.