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ADAC GT Masters: Timo Bernhard - Teamchef von KÜS Team75 Bernhard

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ADAC GT Masters: Timo Bernhard - Teamchef von KÜS Team75 Bernhard

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Diesen Teamchef beneiden F1-Stars

Im Vorjahr ging Timo Bernhard noch als Fahrer im ADAC GT Masters an den Start - nun ist er Teamchef. Bei SPORT1 verrät er, was er manchem Formel-1-Star voraus hat.
Alles zum Saisonstart des ADAC GT Masters heute im Porsche GT Magazin ab 23:30 auf SPORT1.
Bianca Garloff
Bianca Garloff

Das hat vor ihm noch niemand geschafft: Fünfmal Sieger beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Dazu zweimal Gewinner des Klassikers in Le Mans. Sportwagen-Weltmeister.

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Ende 2019 hat Timo Bernhard schließlich seine große Fahrerkarriere beendet – und ist jetzt Porsche-Markenbotschafter und Teamchef im im ADAC GT Masters, wo an diesem Wochenende die Saison auf dem Lausitzring beginnt. (ADAC GT Masters: 1. Rennen am Sa., ab 12.30 Uhr IVE auf SPORT1 im TV und STREAM)

Vor allem aber ist der 39-Jährige ein  Rennfahrer, den selbst Formel-1-Stars um seine Karriere beneiden, was im SPORT1-Interview deutlich wird.

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Bernhard über Nachwuchs, Vettel, Porsche 

SPORT1: Herr Bernhard, im Vorjahr gingen Sie noch als Fahrer im ADAC GT Masters an den Start. Nun sind Sie selbst Teamchef Ihres KÜS Team75 Bernhard. Wie funktioniert das? 

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Alles zur Formel 1 und zum Motorsport-Wochenende im AvD Motorsport Magazin mit McLaren-Teamchef Andreas Seidl, Rennfahrer und Sky-Experte Nick Heidfeld und Christian Danner. Sonntag ab 21.15 Uhr und ab sofort wöchentlich im TV und STREAM auf SPORT1

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Timo Bernhard: Das Ganze ist ein Familienbetrieb. Mein Vater ist technisch sehr begabt und hat schon selber Motorsport betrieben. Irgendwann war für mich klar: Das Talent und Wissen, das er hat, darf nicht brachliegen. Wir haben dann auf ganz kleiner Flamme im Rallyesport begonnen und sind 2013 in den Porsche Carrera Cup eingestiegen. Das ist nicht immer einfach, gerade jetzt zu Corona-Zeiten. Wir haben zwei Autos im GT Masters, eines in der GT4 Germany, fahren in der DMV GTC Serie, dem Porsche Sportscup und haben noch ein Juniorteam im Kartsport. Letztes Jahr habe ich gemerkt, dass ich durch die bisherige Doppelrolle als Fahrer und Teamchef etwas limitiert war. Jetzt habe ich mehr Kapazitäten, um mich um das Team zu kümmern - sowohl was das Tagesgeschäft angeht als auch an den Rennstrecken. Wichtig ist mir dabei nicht nur das Team, sondern auch die Nachwuchsförderung.

Im Vorjahr noch ein starkes Fahrer-Duo: (v.l.) Timo Bernhard und Klaus Bachler
Im Vorjahr noch ein starkes Fahrer-Duo: (v.l.) Timo Bernhard und Klaus Bachler

SPORT1: Das zeigen Sie auch im GT Masters mit zwei jungen Fahrern in einem Ihrer 550 PS starken Porsches 911 GT3 R.

Bernhard: Mit Mike David Ortmann und Jannes Fittje haben wir zwei absolute Jungstars im Auto. Wir versprechen uns viel von dieser Besetzung. Beide sind ungefähr gleich alt. Mike David hat schon drei Jahre Erfahrung im ADAC GT Masters, ist also schon routiniert, kennt alle Strecken und die Abläufe. Jannes kommt aus dem Formelsport, er hat zuletzt ein Jahr im Porsche Carrera Cup Deutschland absolviert. Eine junge, frische Fahrerpaarung.

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SPORT1: Den anderen Porsche pilotiert neben Klaus Bachler eine Frau, Simona De Silvestro. Sie stand in der Indycar-Serie sogar schon auf dem Podest.

Bernhard: Simona ist extrem stark. Sie hat schon oft bewiesen, dass sie ein riesiges Potenzial hat. Es ist eine Auszeichnung für das ADAC GT Masters, dass sie als absolute Weltklassefahrerin dort antreten wird. Sie ist für mich vielleicht sogar die beste Rennfahrerin, die es aktuell gibt. Unser Anspruch ist ganz klar, Topleistungen zu zeigen.

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SPORT1: Und welches spezielle Rennen haben Sie als Teamchef im Visier? 

Bernhard: Ich habe ja selbst noch versucht, als Fahrer die 24 Stunden von Spa zu gewinnen. Das ist das einzige Rennen, das mir nicht vergönnt war. Aber als Teamchef ist diese Rechnung noch nicht beglichen. Und auf lange Sicht: Wir werden vom Veranstalter immer gefragt, wann wir denn mal in Le Mans antreten. Da antworte ich immer: Das dauert noch. Mit einem eigenen Team mal in Le Mans zu starten, das wäre schon eine tolle Sache. Aber: Es muss die Zeit dafür reif sein, ich versuche da keine Abkürzungen zu wählen.

SPORT1: Zumal Sie ja auch als Porsche-Markenbotschafter im Einsatz sind...

Bernhard: Da kommt mir Walter Röhrl in den Sinn. Er ist eine deutsche Rennlegende und hat am Ende seiner Karriere diese Rolle geprägt. Dieser Job hat mich deshalb schon immer gereizt.

SPORT1: Sie halten den Rundenrekord auf der Nürburgring-Nordschleife im Porsche 919 Hybrid. Die Runde ist legendär. Selbst Formel-1-Stars staunen.

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Bernhard: Es gibt kein größeres Lob, als von einem Fahrerkollegen diese Wertschätzung zu bekommen. Sebastian Vettel hat mir damals eine sehr schöne SMS geschrieben. Das genießt man auch als Fahrer. Ich habe das damals immer – vor allem auch vor der Familie – heruntergespielt, aber ich muss schon sagen: Das war kein einfacher Job und eine enorme Verantwortung. Im Nachhinein würde ich es als surreal, intensiv und verrückt bezeichnen. An einigen Stellen musste man die Pobacken schon ganz zusammenkneifen. Ich war so voller Adrenalin, dass ich erst nach 20 Minuten wieder normal sprechen konnte.

SPORT1: Es war der Höhepunkt Ihrer Porsche-Karriere, die im Carrera-Cup begonnen hat. 

Bernhard: Wenn man heute auf den Carrera Cup schaut, dann ist das eine Nachwuchsschmiede und auch ein sehr wichtiger Baustein für junge Fahrer auf dem Weg zum Profi. Aber damals, Anfang der 2000er, hatte der Carrera Cup noch das Image als Serie für gealterte Profis. Ich habe schnell gelernt, dass der Mix interessant war, weil du von den Erfahrenen schnell und viel lernen konntest. Ich war dann einer der Ersten, der dadurch den Schritt zum Werksfahrer geschafft hat.

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SPORT1: Eines der Ergebnisse: fünf Gesamtsiege bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring. Was macht Siege auf der Nordschleife so besonders? 

Bernhard: Die Nordschleife ist keine herkömmliche Rennstrecke. Auslaufzonen sind nicht vorhanden, die Wetterkapriolen, der Weg zur Box ist viel länger als auf anderen Strecken. Das ist auf dem Nürburgring immer die Folter, wenn du eine Entscheidung triffst, mit der du dann 20 Kilometer lang leben musst. Da musst du ein bisschen improvisieren, und das hat mir gefallen. Da ist nicht immer alles perfekt, sondern da geht’s darum, einfach mal damit klarzukommen und nicht zu jammern. Der 911 GT3 RSR aus der Zeit mit Olaf Manthey war jedenfalls eine Spaßmaschine pur.

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SPORT1: Welcher war Ihr Lieblings-Rennporsche? 

Bernhard: Der RS Spyder, weil er mir die Eintrittskarte in die Prototypen verschafft hat. Die LMP2-Zeit mit Porsche und Roger Penske in Amerika war sehr erfolgreich. Penske ist ein toller Typ. Ich habe ihn – immerhin der Motorsport-Guru der USA – mal mit Mr. Penske angesprochen, und er meinte: Nenn mich Roger, wir sind beide Rennfahrer. Das ist ein unheimlich charismatischer Mensch mit einem riesigen Racer-Herz.

SPORT1: 2009 wurden Sie Porsche untreu, um sich Ihren Traum von Le Mans zu erfüllen. 

Bernhard: Damals fusionierte Porsche mit der VW-Gruppe. Da war so etwas möglich, dass Romain Dumas und ich als Werksfahrer an Audi ausgeliehen wurden. 2010 haben wir dann den Gesamtsieg in Le Mans geholt. Zu sagen, das war ein riesiges Erlebnis, ist untertrieben.

SPORT1: Trotzdem hatten Sie Ihr großes Ziel damit noch nicht erreicht. 

Bernhard: Stimmt. Ich wollte den Sieg unbedingt auch mit Porsche. Das war die Marke, der ich meine ganze Karriere zu verdanken habe. Der Sportwagen-WM-Titel 2015 hat mich schon sehr stolz gemacht. 2017 sollte es dann nach drei vorherigen Anläufen endlich auch in Le Mans so weit sein. Wobei wir da 50 Minuten in der Box standen. Wir wussten alle: Wenn du in Le Mans rückwärts in die Garage geschoben wirst, ist das Rennen eigentlich vorbei. Es waren aber noch 20 Stunden zu fahren. Wir sind dann extrem hohes Risiko gegangen. In der letzten Stunde haben wir die Führung übernommen. Das war eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Ich war noch nie so angespannt, aber auch noch nie so glücklich.

SPORT1: Wie fuhr sich so ein LMP1-Hybridmonster? 

Bernhard: Alles, was ich davor gemacht habe, war nur Vorspiel. Das war einfach Wahnsinn, weil du dich austoben konntest. Es gab kein Limit. Die Budgets waren da, du hast getestet, auch im Simulator, warst perfekt vorbereitet. Du musstest aber auch die Technik verstehen, konntest nicht einfach drauflosfahren. Das Cockpit war so kompliziert wie ein Düsenjet.